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Mark Lanegan Band - Somebody's knocking

Mark Lanegan Band- Somebody's knocking

Heavenly / [PIAS] Cooperative / Rough Trade
VÖ: 18.10.2019

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Der Biss des alten Gauls

Auf Mark Lanegan ist Verlass. Wenn der Typ was veröffentlicht, kann man sich bestimmter Dinge sicher sein. Dass es eine gewisse Qualität hat. Dass man dazu perfekt nachts durch zwielichtige Straßen spazieren kann. Dass sein knorriges Organ selbst mäßige Kompositionen immer noch zu etwas Besonderem machen kann. Dementsprechend gibt es zu seinem jüngsten Album "Somebody's knocking" herzlich wenig zu berichten. Vielleicht nur, dass das Covern von alten Joy-Division-Klassikern auf der letztjährigen Tour den 54-Jährigen möglicherweise dazu inspiriert hat, seinen Sound ganz dezent in Richtung Post-Punk zu verschieben. Und wenn man schon im Dickicht der Achtziger wildert, sind die Gerätschaften für flotten Synthpop nicht weit. Beides in Kombination zu hören auf der atmosphärisch treffend betitelten Single "Night flight to Kabul". Anderweitig stellt sich anlässlich des unruhigen, spannungsgeladenen Openers "Disbelief suspension" die Frage, wann Lanegan endlich ein eigenes Bond-Theme singen darf. Immerhin hatte es ja ein Cover von "You only live twice" auf "Imitations" geschafft.

"Somebody's knocking" hat aus quantativer Sicht einiges vor: Mit 14 Songs in 57 Minuten ist es sein bisher längstes reguläres Soloalbum. Vielleicht sind es genau die vier Songs Differenz, die bei Streichung den Unterschied zum kompakteren und noch besseren "Gargoyle" nivelliert hätten. Ein paar Tracks wiederholen prinzipiell nur das, was Lanegan in den letzten Jahren gemacht hat. "Dark disco jag" ist beispielsweise so ein Ding, das dem Output nichts Nennenswertes hinzufügt und auch keine richtige Hook findet. Richtige Ausfälle gibt es jedoch nicht, im Gegensatz dazu verstreuen sich mehrere interessante Stücke quer über die Platte. Die "Ode to sad disco", der er auf "Blues funeral" unterbrachte, findet in "Penthouse high" ihre Fortsetzung in schwindeliger Höhe, mit hypnotischer Wirkung: "Can't stop dreaming / Caught in a trap." Eine Falle ist gewissermaßen auch "Letter never sent", dessen Melodieführung noch lange im Gedächtnis nachhallt und nicht so schnell wieder von dort verschwindet. "She loved you" stapft unbeirrt wie ein Mantra umher. In Einklang mit dem straighten Songwriting steht die recht rohe Produktion, die häufig eine First-Take-Intensität besitzt.

"Don't leave me standing here / Gazing from the shore", fleht Lanegan leicht hinterm Takt zum permanent summenden Synthbass in "Gazing from the shore". Die Gitarre heult und vereint sich mit der Studioelektronik. "Radio silence" macht seinem Titel so gar keine Ehre, sondern marschiert stumpf und straight geradeaus, während die Sechssaiter von den Wänden hallen. Die ruhigeren Momente sind wiederum gar nicht so üppig gesät, klingen aber gewohnt fein – wie das von Keyboard-Schwaden umhüllte "Playing Nero". Am Ende bringt es der alte Barde im wundervollen "Two bells ringing at once" selbst auf den Punkt: "Walked a dusty road / Dragging an ancient driving wheel." "Somebody's knocking" verläuft entgegen sämtlicher Trends, Lanegan zieht sein Ding weiter durch betreibt lediglich in kleinen Schritten Weiterentwicklung. Das macht er jedoch weiterhin formidabel. "I'm a war horse, baby / And you don't want war with me." Alt und rüstig mag er sein, hat aber nach wie vor Biss.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • Disbelief suspension
  • Night flight to Kabul
  • Penthouse high
  • Two bells ringing at once

Tracklist

  1. Disbelief suspension
  2. Letter never sent
  3. Night flight to Kabul
  4. Dark disco jag
  5. Gazing from the shore
  6. Stitch it up
  7. Playing Nero
  8. Penthouse high
  9. Paper hat
  10. Name and number
  11. War horse
  12. Radio silence
  13. She loved you
  14. Two bells ringing at once

Gesamtspielzeit: 56:57 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

fuzzmyass

Postings: 14902

Registriert seit 21.08.2019

2019-10-29 01:11:16 Uhr
Ja, Lanegan ist wirklich einer der konsistentesten Musiker der letzten 30 Jahre. Screaming Trees, QOTSA, Solowerk, Gutter Twins, Soulsavers, Duke Garwood Kollabos, Isobell Campbell Kollabos, diverse Gastbeiträge bei UNKLE etc... einfach Wahnsinn, wie viele grandiose Alben/Songs sein Lebenswerk abwirft... alleine sein Solowerk ist vollgestopft mit Meisterwerken - Whiskey For The Holy Ghost, Field Songs, Bubblegum, Blues Funeral, Somebody's Knocking gehört auch dazu...

VelvetCell

Postings: 6453

Registriert seit 14.06.2013

2019-10-28 22:40:35 Uhr
Öm – jetzt, wo ich Felix Rezension noch mal lese, stelle ich fest, dass wir ziemlich einer Meinung sind. Fehlt halt nur mindestens ein Punkt bei seiner Bewertung. ;)

VelvetCell

Postings: 6453

Registriert seit 14.06.2013

2019-10-28 22:22:28 Uhr
So – ich habe "Somebody´s Knocking" jetzt halbwegs ausreichend gehört und ich zähle mal die offensichtlichen "Hits" auf:

- Disbelief Suspension (1a-Lanegan-Standardware)
- Letter never sent (Echter Hit)
- Night Flight to Kabul (Ganz großer Hit!)
- Gazing from the Shore (Wow – die Melodieführung!)
- Stitch it up (Dreckiger Kracher)
- Playing Nero (Schön!)
- Penthouse High (Meet Lanegan on the dancefloor – funktioniert fabelhaft)
- She Loved You (auch toll)

Bleiben nur über: "Dark Disco Jag", das ein bisschen simpel ist, "Paper Hat" das aber ganz toll ist, nur ein bisschen zurückhaltender, was auch für "Name and Number" gilt. "War Horse" ist dann ein weiterer Lanegan-Signaturesong wie "I am the Wolf", überzeugt auch, fällt im Vergleich aber leicht ab. "Radio Silence" dann wieder zu simpel und "Two Bells Ringing at Once" dann ein gelungener, sphärischer, mystisch-wortgewaltiger Ausklang.

Wie fuzzymas schon sagte: Lanegan kann nicht enttäuschen, auch wenn er sich hier musikalisch einmal mehr weiterbewegt hat und noch elektronischer und wavefixierter vorgeht.

Joy Division sind eine ganz wichtige Referenz, aber auch frühe Sisters of Mercy und Depeche Mode und Konsorten.

Die Wertung hier bei Plattentests daher zu niedrig. Kratzt an der 9/10 und mit der Auswahl der zehn richtigen Songs statt allen 14 Songs eigentlich schon die Höchstwertung.

Ihr Lieben: Hört mehr Lanegan!

fuzzmyass

Postings: 14902

Registriert seit 21.08.2019

2019-10-21 12:45:52 Uhr
Top Album mal wieder. Der Mann kann mich einfach nicht enttäuschen, die Vorfreude ihn wieder live zu sehen ist riesig.
Muss ich noch etwas öfter hören für ein richtiges Urteil, es zieht einen aber gleich beim ersten Hören wieder rein.

VelvetCell

Postings: 6453

Registriert seit 14.06.2013

2019-10-13 13:53:15 Uhr
Ich warte noch auf meine Plattenlieferung. Aber Night Flight To Kabul ist ja mal ein Hit!
Zum kompletten Thread

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