Automatic - Signal
Stones Throw / PIAS / Rough Trade
VÖ: 27.09.2019
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Nichts ist leicht
Man nehme: eine für sich genommen gar nicht mal so unglaublich spektakuläre Mischung aus viel Post-Punk und einer Prise Indie-Rock, füge eine tief und innig empfundene Liebe für das Abgefuckte hinzu, reduziere die Geschwindigkeit ein Stück weit und erspare den Songs jede Tonspur, die auch nur einen Moment im Verdacht steht, überflüssig zu sein. Willkommen in der Welt von Automatic, genauer gesagt von Izzy Glaudini, Halle Gaines und Lola Dompé, Letztere zudem Tochter von Bauhaus-Drummer Kevin Haskins. Die drei haben irgendwie zusammen- und sich schließlich in Los Angeles' DIY-Szene wiedergefunden und schicken sich nun an, mit ihrem Debüt den betörenden Teil der Heruntergekommenheit zu vertonen.
"Signal" kommt nämlich so reduziert und geradezu ausgemergelt daher, dass man dem Album fast Hilfe anbieten möchte. Drums, Bass und ein paar Synthies – mehr braucht das Trio nicht. Selten war eine Platte weiter davon entfernt, kompositorische Schwächen mit viel Bohei und Glitzer übertünchen. Nötig haben Automatic das ohnehin nicht. Im Gegenteil: Der Opener "Too much money" braucht ziemlich genau zwölf Sekunden, bis das Schlagzeug einsetzt und man sich schon längst bereitwillig und unwiederbringlich in den Fängen von "Signal" verloren hat. Das klingt verdammt abgeranzt, gefährlich, dunkel und irgendwie sexy. Und sorgt – wie das folgende "Calling it" eindrücklich unterstreicht – für den unwiderstehlichen Drang, mal wieder in einer Stimmungslage zwischen abgedreht und exaltiert vorbei an Sichtbetonwänden im Neonlicht in die finsterste Nacht zu tanzen. Klingt ein bisschen verrückt. Ist auch schlichtweg so.
Aber Automatic passen fürsorglich auf ihre Hörer auf, auch wenn sie fast überall in ganz und gar sinistren Gefilden spielen. Und spendieren zwischendurch das passend betitelte "Humanoid", das auf dem Schulball nach der Zombieapokalypse eine wunderbare Gelegenheit bieten würde, mal ein Stück enger zu tanzen. Fast schleicht sich so etwas wie Leben und Wärme ins Klangbild ein. Das sind die Momente, die man braucht, um an anderer Stelle ein Stück wie "Suicide in Texas" verkraften zu können, das die Beklemmungsschrauben knapp drei Minuten lang stetig und unbarmherzig anzieht und bei dem man permanent befürchten muss, gemeinsam mit dem Song dem Wahnsinn anheimzufallen. Überhaupt bewegt sich "Signal" am liebsten im Übergang: Ist das noch Kunst oder schon nur noch kaputt? Ist das noch anziehend oder schon beängstigend? Fest steht nur: Tanzbar ist die Chose jederzeit. Und wahnsinnig interessant.
Highlights
- Too much money
- Suicide in Texas
- Humanoid
Tracklist
- Too much money
- Calling it
- Suicide in Texas
- I love you, fine
- Highway
- Signal
- Humanoid
- Damage
- Electrocution
- Champagne
- Strange conversations
Gesamtspielzeit: 31:03 min.
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