Emeli Sandé - Real life

Universal
VÖ: 13.09.2019
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10

Ohne (viele) Worte
Eine Boulevardzeitung, so hört man oft, kommt angeblich mit einem Wortschatz von rund 400 Wörtern aus, eine 'intellektuelle' Tageszeitung dagegen mit etwa 5000. Was das angeht, kann man Pop-Musik wohl als das musikalische Äquivalent zur Boulevardzeitung betrachten. Jan Böhmermann hatte zumindest für die deutschsprachige Pop-Musik mit seinem Song "Menschen Leben Tanzen Welt" starke Vokabular-Defizite in den hiesigen Chart-Songs nachgewiesen. Das muss natürlich nicht zwingend schlecht sein, auch die Beatles präsentierten sich in ihren Stücken nicht als die wortgewandtesten Songtexter. Eine spannende, vom Guardian erstellte Grafik, zeigt, welche Begriffe die Pilzköpfe besonders häufig gesungen haben. Vorne mit dabei: "She", "Love", "You", "Yeah" – und aus diesen vier Wörtern kann man erwiesenermaßen einen fantastischen Refrain zaubern. Bei Emeli Sandé wirkt das allerdings ein wenig lieblos, wenn sie ihr drittes Album schlicht "Real life" nennt, was ja auch die Frage aufwirft, worüber die Schottin denn bisher gesungen hat – vor allem, wenn die Songs dann auch noch "Human" oder "You are not alone" heißen.
Sandé, die 2012 mit ihrem Song "Read all about it (Pt. III)" internationale Erfolge feierte, steht seitdem für mal gefühl- und mal druckvollen R&B, der leider oft an einem Quäntchen zu viel Pathos krankt und durch übermäßiges Radio-Airplay schnell zu nerven beginnt. Die Songs auf "Real life" wecken nun vor allem eine Neunziger-Nostalgie, denn viele der Stücke erinnern etwa an TLC oder Destiny's Child, beispielsweise "Love to help" oder der Titeltrack. Andere Stücke reiten auf der Adele-Welle, sind also energievolle Klavierballaden, die sich einem Heavy-Rotation-Spot im Formatradio fast schon sicher sein können. Dazu zählen etwa "Honest" oder "Shine". "Sparrow" oder "Free as a bird" indes könnte man gut und gerne überspringen und vergessen, da sie selbst von Sandés beeindruckendem Gesang nicht vor dem Ertrinken im Überschwang gerettet werden können.
Am besten ist die Platte dann, wenn die Tracks wirklich zeitlos klingen, was leider nur selten der Fall ist. "Survivor" ist mit seiner ermutigenden Botschaft und der spannenden Instrumentation eines der gelungensten Stücke des Albums, verliert sich leider aber gegen Ende in zu vielen Wiederholungen, die dem Song mehr nehmen, als geben. Das tut dem nach vorne drängenden Track allerdings keinen allzu großen Abbruch. Ähnlich gelungen ist "Extraordinary being", das sich anfangs schön aufbaut und dann in einen wunderbaren R&B-Groove kippt. "You gotta see / You gotta believe / That you're an extraordinary being", singt Sandé und scheint damit uns alle zu meinen. Erbaulich kommen ihre Texte daher und wenn man sich von der unverschämten Banalität ihrer Zeilen erst mal entwaffnen lassen hat, dann kann man die meisten der Songs durchaus genießen. Pop braucht eben nicht viele Worte, um wenig zu sagen und trotzdem Spaß zu machen.
Highlights
- Survivor
- Extraordinary being
Tracklist
- Human
- Love to help
- You are not alone
- Shine
- Sparrow
- Honest
- Survivor
- Extraordinary being
- Same old feeling
- Real life
- Free as a bird
Gesamtspielzeit: 44:23 min.
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Referenzen
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Surftipps
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- https://www.discogs.com/de/artist/1485495-Emeli-Sande
- https://www.last.fm/de/music/Emeli+Sandé
- https://www.theguardian.com/music/2019/sep/14/emeli-sande-in terview-life-on-a-plate-i-loved-spaghetti-so-much
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