Chelsea Wolfe - Birth of violence

Sargent House / Cargo
VÖ: 13.09.2019
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Alleine in der Nacht
Gestatten, Chelsea Wolfe. Fürstin der Finsternis, Hüterin des verlorenen Schatzes, begnadete Musikerin. Über die Reihenfolge wird noch zu sprechen sein. Schon ein Blick auf das Cover ihres neuen Albums "Birth of violence" verrät viel über das inszenatorische Talent der Sängerin. Weit weg vom Wave-Gotik-Kitsch und doch genau so trashig, wie es sein muss. Wolfe weiß um ihre Position und spielt gekonnt mit den Erwartungen ihres Publikums. Diese dürften angesichts der großartigen Vorgänger "Hiss spun" und "Abyss" unvernünftig hoch sein. Aber mal ehrlich: Die Wahrscheinlichkeit, dass Chelsea Wolfe in diesem Leben ein mittelmäßiges Album veröffentlicht, sinkt mit jedem Release. Sie ist einfach zu gut.
Die US-Amerikanerin agiert auf "Birth of violence" deutlich akustischer als auf ihren letzten beiden Werken. Düster und elegisch sind ihre Songs weiterhin, die großen Ausbrüche bleiben diesmal allerdings aus. Dies schmälert jedoch nichts an der Qualität des Materials. Im Gegenteil: Wenn sie in "The mother road" zu spärlichen Akkorden die ersten Verse haucht, stellt sich unvermittelt wohliges Erschaudern ein. Der Song mündet in einen opulent arrangierten Refrain, bei dem vor allem die Streicher Schneisen ins Bewusstsein schlagen. Irgendwo am anderen Ende der Nacht macht sich Marissa Nadler bestimmt schon Notizen.
Doch nicht alles ist zappenduster. "American darkness" verströmt trotz seines Titels fast so etwas wie Hoffnung. Verantwortlich dafür sind ein filigraner Wechsel von Moll zu Dur und Wolfes unvergleichliches Talent, mit wenigen Worten alles zu sagen. Reduktion spielt auf "Birth of violence" insgesamt eine wichtige Rolle. Immer wieder nimmt die Songwriterin bewusst den Fuß vom Gaspedal und verweigert die einfachste Lösung. "Erde" kreist beispielsweise um ein vergleichsweise simples Motiv, erzeugt aber genau dadurch eine ungemeine Sogwirkung. Nicht minder faszinierend ist "Be all things", welches fast beiläufig die Wende vom Lager- zum Fegefeuer vollzieht.
Thematisch wagt Wolfe nur selten den Sprung in neue Gefilde. Noch immer ringt sie in ihren Texten mit sich, der Welt und den Gefühlen dazwischen. Doch genau diesem Schwebezustand entlockt sie Songs, die über den Dingen stehen. "Highway" ist so einer. Zupackend und doch zerbrechlich, wehmütig und doch würdevoll. Letzten Endes geht es eben doch um die Inszenierung. In "Deranged for rock & roll" greift Wolfe diesen Faden auf und spinnt ihn zu einem Umhang aus schwarzer Seide. Sie, die begnadete Musikerin, Hüterin des verlorenen Schatzes und Fürstin der Finsternis. In dieser Reihenfolge.
Highlights
- The mother road
- American darkness
- Be all things
- Highway
Tracklist
- The mother road
- American darkness
- Birth of violence
- Deranged for rock & roll
- Be all things
- Erde
- When anger turns to honey
- Dirt universe
- Little grave
- Preface to a dream play
- Highway
- The storm
Gesamtspielzeit: 43:46 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
fuzzmyass Postings: 13126 Registriert seit 21.08.2019 |
2020-08-07 16:28:22 Uhr
ja, den Song mag ich auch sehr |
nörtz User und News-Scout Postings: 13081 Registriert seit 13.06.2013 |
2020-08-07 16:17:49 Uhr
Meinte ja auch nur den Song. :D |
fuzzmyass Postings: 13126 Registriert seit 21.08.2019 |
2020-08-07 16:02:04 Uhr
Find eher nicht, dass das ein Sommeralbum ist.... davon abgesehen finde ich die beiden Vorgängeralben besser, ihre elektrische Seite gefällt mir besser... |
nörtz User und News-Scout Postings: 13081 Registriert seit 13.06.2013 |
2020-08-07 15:15:58 Uhr
35°C draußen und es läuft "Deranged for Rock & Roll." Das passt zusammen. |
Corristo Postings: 984 Registriert seit 22.09.2016 |
2020-01-08 01:31:54 Uhr
Hatte mir nach "Abyss" und "Hiss Spun" eigentlich mal wieder ein leiseres Album gewünscht, obwohl ich das Bratzige wohl letztlich auch lieber mag. Andererseits: Auf Abyss hat mir witzigerweise der nahezu einzige ruhigere Song, "Simple Death" am besten gefallen. Hiss Spun war wohl dennoch rückblickend ein ganz großes Ausrufezeichen. Wobei am herausragendsten für mich wohl sowieso der ominöse Doom Pop von "Pain Is Beauty" ist. Und wenn man es rauer und verstärkt mag, ist auch "Apokalypsis" ganz weit vorne. Ich glaub, die Frau verwirrt mich einfach ein bißchen. ^^ Man gebe sich nur mal den hier, phänomenal:https://www.youtube.com/watch?v=D1KBjgF3J90 |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Marissa Nadler; Anna Von Hausswolff; Queens Of The Stone Age; Soap & Skin; Nine Inch Nails; Alcest; Kate Bush; Aldous Harding; Mogwai; Deafheaven; Esben And The Witch; Marylin Manson; PJ Harvey; Godspeed You! Black Emperor; Xiu Xiu; Russian Circles; Zola Jesus; Myrkur; Einstürzende Neubauten; Ulver; Dead Can Dance; Burzum; Swans; Mayhem; Black Sabbath; Isis; Nick Cave; Wolves In The Throne Room; Earth; Bat For Lashes; Tori Amos; Mount Eerie
Surftipps
- http://www.chelseawolfe.net/
- https://chelseawolfe.bandcamp.com/
- https://sargenthouse.com/chelsea-wolfe
- https://en.wikipedia.org/wiki/Chelsea_Wolfe
- https://www.facebook.com/cchelseawwolfe/
- https://www.instagram.com/cchelseawwolfe/
- https://twitter.com/cchelseawwolfe
- https://www.discogs.com/artist/2078470-Chelsea-Wolfe
- http://www.allmusic.com/artist/chelsea-wolfe-mn0000581132
- http://chelseawolfemusic.tumblr.com/
- http://www.laut.de/Chelsea-Wolfe
- https://www.last.fm/de/music/Chelsea+Wolfe
Bestellen bei Amazon
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv


Threads im Plattentests.de-Forum
- Chelsea Wolfe (38 Beiträge / Letzter am 22.09.2023 - 22:51 Uhr)
- Sind Chelsea Wolfe und Emma Ruth Rundle Zwillinge? (4 Beiträge / Letzter am 27.04.2023 - 18:47 Uhr)
- Converge & Chelsea Wolfe - Bloodmoon: I (108 Beiträge / Letzter am 18.11.2022 - 16:33 Uhr)
- Converge (+Chelsea Wolfe) - Bloodmoon: I (1 Beiträge / Letzter am 28.09.2021 - 16:34 Uhr)
- Chelsea Wolfe - Pain is beauty (7 Beiträge / Letzter am 10.11.2020 - 18:45 Uhr)
- Chelsea Wolfe - Birth of violence (41 Beiträge / Letzter am 07.08.2020 - 16:28 Uhr)
- Chelsea Wolfe - Hiss spun (134 Beiträge / Letzter am 12.07.2018 - 08:05 Uhr)
- Chelsea Wolfe - Abyss (63 Beiträge / Letzter am 06.10.2017 - 07:33 Uhr)