Pixies - Beneath the eyrie
Infectious / BMG / Warner
VÖ: 13.09.2019
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Schicksal Haft
Einen kurzen Dank an die Pixies – ich bekomme schließlich nicht alle Tage die eigene Arbeit so vorzüglich und unkompliziert abgenommen. Denn wo ich mir massig Kopfzerbrechen hätte machen können, wie denn nun "Beneath the eyrie" adäquat zusammengefasst werden müsste, bietet die Tracklist ganz einfach einen Songtitel an: "This is my fate". Da schwingt je nach Betonungsschwerpunkt gleichermaßen achselzuckende Akzeptanz wie auch ein seufzender Aufbruch zu neuen Taten mit. Denn die Pixies werden wohl keine Meisterwerke mehr schreiben. Aber scheinbar auch nicht mehr krampfhaft ihren klassischen, weirden Stil nachstellen, wie sie es mit mäßigem Erfolg auf "Head carrier" taten. "Beneath the eyrie", ihrem nunmehr dritten Album der Reunion-Zeitrechnung ohne Kim Deal, darf man dagegen auf die Schulter klopfen und sagen: Zum ersten Mal klingen die neuen Pixies eigenständig. Oder: Sie versuchen nicht erneut das, was Liam Lynch im Jahr 2003 längst geschafft hatte.
Was die zwölf Songs vereint, ist zum einen der Hang zur akustischen Gitarre. Häufig begleitet sie die Stücke beständig nebst dem ein oder anderen zu später Stunde hereinspazierenden elektrischen Solo. Zum anderen schwebt über der Platte ein leichter Goth-Schleier, den die Band früher nur vereinzelt zuließ. Die eindeutigsten Referenzen bietet die schmissige erste Single "On Graveyard Hill" mit den zugegeben ziemlich dümmlichen Zeilen "She can lead you to madness / She's leading me into darkness / In the witching hour." Das ist schlichtweg einfach gestrickter Spaß. Anderswo geht es zeitlich noch vor die erste Existenzphase: Im Strumming der Sechssaiter klingen häufig die The Cure der Achtziger durch, Depeche Modes eröffnender Akkord aus "Stripped" wird ganz unverfroren im Tralala-Closer "Death horizon" gespiegelt. Auf diesen Songtitel wären HIM damals wohl stolz gewesen.
Es irritiert durchaus, wenn "Long rider" den "Tenement song" von "Head carrier" beinahe eins zu eins kopiert. Klar, schon schmissig, aber eigentlich gar nicht nötig. Denn die großen Momente sind entlang des Weges zwar nicht reichlich gesät, aber es gibt sie wieder. Wie sich beispielsweise "Silver bullet" erst als Ruhepause und Landstreicher-Geschichte tarnt und dann recht unvermittelt in einen mitreißenden, instrumentalen Refrain explodiert, ist äußerst klasse. Kurz vor Schluss möchte man auch das nach der historischen US-Gründerfigur benannte "Daniel Boone" herzlich umarmen, wenn es sich mit einer fantastischen Melodie immer weiter in träumerische Sphären steigert und die knapp fünf Minuten viel zu kurz erscheinen. Am Ende bleibt die Frage: Warum denn nicht immer so?
Und warum bitte hat es auf der anderen Seite ein Song wie "Ready for love" auf das Album geschafft, dessen Inhalt noch belangloser klingt als sein Titel? Gab es keinen besseren Opener als das lahmende "In the arms of Mrs. Mark of Cain"? Außerdem hätte Frank Black – mittlerweile übrigens wieder als Black Francis unterwegs – an Texten wie "I'm all done talking to you / And I don't wanna be true", die schon auf "Indie Cindy" störten, vielleicht noch ein wenig feilen sollen. "Beneath the eyrie" hat einige Schönheitsfehler, ist alles andere als perfekt geworden. Dennoch ist es eine erfreuliche Richtungskorrektur, die den Blick weg von vergangenen Großtaten hin zu neuen Möglichkeiten richtet und – ganz wichtig – dabei viel Laune bereitet. Es ist also in Ordnung, dass die Pixies diesem Schicksal nun verhaftet sind. Wenn es weiter so läuft, denke ich mir das Fazit nächstes Mal auch gern wieder selbst aus.
Highlights
- On Graveyard Hill
- Silver bullet
- Daniel Boone
Tracklist
- In the arms of Mrs. Mark of Cain
- On Graveyard Hill
- Catfish Kate
- This is my fate
- Ready for love
- Silver bullet
- Long rider
- Los surfers muertos
- St. Nazaire
- Bird of prey
- Daniel Boone
- Death horizon
Gesamtspielzeit: 38:59 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 33330 Registriert seit 07.06.2013 |
2021-04-20 12:50:19 Uhr
Die Gitarren am Ende des Openers sind so schön. Auch "Graveyard Hill" macht richtig Spaß. Das Album könnte mir besser gefallen als der Vorgänger. |
Hogi Postings: 531 Registriert seit 17.06.2013 |
2021-03-20 12:15:45 Uhr
Hab gar nicht mitbekommen, dass 2 neue Songs aus den sessions veröffentlicht wurden. Außerdem gibt's jetzt ne Deluxe mit etlichen komplett neuen Demosongs... |
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 33330 Registriert seit 07.06.2013 |
2021-03-19 20:32:59 Uhr
Hmm, Felix mag den Opener gar nicht. Find den bisher das Highlight. Besonders die Gitarren am Ende. Hab das Album aber auch erst 2 oder 3 mal gehört. |
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 33330 Registriert seit 07.06.2013 |
2021-03-19 13:40:43 Uhr
Hatte das Album viel akkustischer und ruhiger abgespeichert... ist es ja gar nicht so sehr. Gefällt mir an sich ganz gut, wenn auch selten begeisternd. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27366 Registriert seit 08.01.2012 |
2019-10-30 11:31:59 Uhr - Newsbeitrag
Nach der komplett ausverkauften Europa-Tourgibt es mit "Long Rider" ab sofort ein neues Video aus dem Album "Beneath The Eyrie" “In typical Pixies fashion, ’The Long Rider' is not a lamentation on deathly mistakes. Rather it is a celebration of chasing down passion despite the harrowing consequences.” — Pop Matters Der von Paz Lenchantin gedrehte Clip erzählt die surreale Geschichte vom Tod der Surferin Desiree Surreal und traumhaft präsentiert, orientiert sich das Video an dem tragischen Tod von Desiree, einer leidenschaftlichen Surferin und engen Freundin von Lenchantin, deren letzte Welle vor einigen Jahren ihr Leben kostete. Lenchantin sagte: "Es war fast so, als hätte Desiree diesen Traum gehabt, bevor sie an diesem Morgen surfte, und deutet darauf hin, dass sie, selbst wenn sie ihr Schicksal gewusst hätte, immer noch diese Welle genommen hätte." Die Erzählung des Videos wurde von Lenchantin konzipiert und bezieht sich auf die Lyrics des Songs, die sie zusammen mit Black Francis geschrieben hat. Ebenfalls Regie führte Gilbert Trejo und gedreht wurde am Will Rogers State Beach in Südkalifornien. Der Clip zeigt die Pro-Surferin Danica Elbertse, eine gute Freundin von Lenchantin. Lenchantin, ein langjähriger Fan der Surffilme der 1960er Jahre, vor allem der gefeierten Filmemacher George Greenough aus den 60er und 70er Jahren, drehte das Video auf 16mm-Film mit den Wassersequenzen, die auf einer Super-8-Kamera gedreht wurden, die speziell für Unterwasseraufnahmen entwickelt wurde. "Long Rider" ist Paz' zweites Pixies-Musikvideo, nachdem sie den Clip für "Classic Masher" von "Head Carrier" Band gedreht hat. |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Frank Black; Dinosaur Jr.; The Breeders; Sonic Youth; Thurston Moore; The Velvet Underground; Nirvana; Sugar; Mclusky; Stephen Malkmus & The Jicks; Pavement; Superchunk; The Smashing Pumpkins; The Cure; Hüsker Dü; Mudhoney; Violent Femmes; The Lemonheads; Sebadoh; Neutral Milk Hotel; Modest Mouse; Weezer; Built To Spill; Courtney Love; Hole; Babes In Toyland; Meat Puppets; Yo La Tengo; The Replacements; Big Black; Deerhunter; Guided By Voices; The Vaselines; R.E.M.; Depeche Mode; No Age; Japandroids; Thee Oh Sees; DIIV; The Kills; The White Stripes; Jack White; The Dead Weather; The Raconteurs; Cloud Nothings; Yuck; Fidlar; Girls; Ty Segall; White Fence; Jay Reatard; Toy; Bass Drum Of Death; Parquet Courts; Kurt Vile; Mac DeMarco; Speedy Ortiz; Wavves; Black Lips; Milk Maid; Blood Red Shoes; Spoon; Best Coast; The Pains Of Being Pure At Heart; Yeah Yeah Yeahs; Queens Of The Stone Age; Them Crooked Vultures; Grand Duchy
Bestellen bei Amazon
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Plattentests.de-Forum
- Pixies - The Night The Zombies Came (11 Beiträge / Letzter am 18.09.2024 - 12:40 Uhr)
- Pixies live (30 Beiträge / Letzter am 18.09.2024 - 12:40 Uhr)
- Pixies live bei "The Current" (1 Beiträge / Letzter am 27.07.2024 - 14:23 Uhr)
- Kim Deal verlässt die Pixies (32 Beiträge / Letzter am 15.07.2024 - 16:10 Uhr)
- Pixies (217 Beiträge / Letzter am 03.06.2024 - 20:17 Uhr)
- Pixies - Doggerel (37 Beiträge / Letzter am 17.03.2024 - 16:32 Uhr)
- Pixies - Doolittle (142 Beiträge / Letzter am 14.01.2024 - 19:23 Uhr)
- Pixies - Surfer Rosa (53 Beiträge / Letzter am 06.04.2022 - 18:19 Uhr)
- Pixies - Trompe le monde (27 Beiträge / Letzter am 21.02.2022 - 13:47 Uhr)
- Pixies - Wave of Mutilation: Best of Pixies (4 Beiträge / Letzter am 09.02.2022 - 21:44 Uhr)
- Pixies - Bossanova (10 Beiträge / Letzter am 08.02.2022 - 11:54 Uhr)
- Pixies - Indie Cindy (137 Beiträge / Letzter am 05.02.2022 - 00:07 Uhr)
- Pixies - Beneath the eyrie (31 Beiträge / Letzter am 20.04.2021 - 12:50 Uhr)
- Pixies vs. Sonic Youth (76 Beiträge / Letzter am 15.06.2020 - 09:27 Uhr)
- Bester Song der Pixies (54 Beiträge / Letzter am 15.06.2020 - 09:21 Uhr)
- Pixies - Head carrier (68 Beiträge / Letzter am 15.09.2018 - 11:05 Uhr)
- Pixies: Bestes Album / Womit anfangen? (60 Beiträge / Letzter am 29.03.2018 - 13:07 Uhr)
- Pixies - EP-1 (111 Beiträge / Letzter am 29.01.2014 - 19:15 Uhr)
- The Pixies Doolittle Tour (25 Beiträge / Letzter am 05.09.2013 - 17:59 Uhr)
- Pixies - Bam Thwok (9 Beiträge / Letzter am 25.03.2012 - 12:19 Uhr)
- DVD-Tipp PIXIES - loudquietlout (2 Beiträge / Letzter am 04.03.2011 - 13:48 Uhr)
- Pixies - Where is my mind? (67 Beiträge / Letzter am 17.07.2009 - 13:48 Uhr)
- Die besten Songs der Pixies bzw. New Model Army? (20 Beiträge / Letzter am 28.11.2007 - 16:34 Uhr)
- Pixies - Neues Album (26 Beiträge / Letzter am 07.08.2007 - 21:15 Uhr)
- Beste Pixies Rip-Off Platte (im positiven Sinne) (16 Beiträge / Letzter am 05.05.2004 - 12:58 Uhr)
- Pixies - The purple tape (5 Beiträge / Letzter am 23.07.2002 - 19:49 Uhr)