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(Sandy) Alex G - House of sugar

(Sandy) Alex G- House of sugar

Domino / GoodToGo
VÖ: 13.09.2019

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Tage wie dieser

Eine Sekunde. Eigentlich nicht mal eine ganze, dann geht es los. "Someday". Einsatz der Gitarre. "I'm gonna walk away from you." Eine Wall of Sound baut sich auf, Noise, Dream-Pop, Synthesizer, ein Klavier, Schicht um Schicht. "Not today." Mehrere Stimmen ertönen, vermengen sich, singen miteinander, singen gegeneinander an. "Someday" wird zu "Not today", weg ist er, heute, nicht heute, irgendwann, doch schon heute, erst später, oder lieber doch gar nicht. Alex Giannascolis Einstieg in sein achtes Studioalbum "House of sugar" ist Kunst, Chaos, Harmonie, alles in einem und doch auch nichts davon. "Walk away", der besagte Opener, ist aber immerhin ein Statement des als (Sandy) Alex G auftretenden Sängers aus Pennsylvania. Hier kommt er. Hier komme ich. Hier kommen wir. Er ist nur der Erzähler einer Geschichte, die am heutigen Tag spielt.

Ein paar Dinge sind neu: Giannascolis Apartment, das er nach Ende der Tour zu "Rocket" bezogen hat. Sein Mikrofon, erstmals ein anderes als das alte Teil, mit dem er einst seine Demos als Teenager aufnahm. Sogar das Notebook und die darauf installierte Software für den Aufnahmeprozess sind neu. Und Giannascolis Einstellung zum eigenen Produktionsverfahren – schneller auf den Punkt kommen, weniger Songs einspielen, sondern sich stattdessen auf die paar konzentrieren, die es tatsächlich aufs Album schaffen sollen. Ein paar Dinge sind geblieben: Auch "House of sugar" ist ein Album der Extreme, von Himmel bis Hölle ist alles dabei, hier die große einzigartige Liebe, dort das nach allen Seiten zersplitternde Herz, mal der optimistische Blick in die Zukunft, dann wieder die Verzweiflung vor dem nächsten Morgen. Hat wohl jeder mal. Someday.

Auf "Walk away" folgt die Single "Hope", die so gar nicht hoffnungsvoll ist. Die Menschheit geht an Drogen zugrunde, Leid und Elend überall, jeden Tag sterben auf der ganzen Welt Leute an ihrer Sucht, darunter auch Freunde Giannascolis. Der schrammelt sich da einfach mal eben in ein anderes Universum und klingt seltsam nüchtern: "Saw some people crying that night / Yeah, Fentanyl took a few lives from our life / Alright." Alright. "Sugar" ist das noisige Lebenszeichen straight from space, "Bad man" die Traueranzeige nach einem schlimmen Fund, metertief unter der Erde, der Blues von "Gretel" gleichermaßen eine Huldigung an jenes Casino in Philadelphia, nach dem "House of sugar" benannt wurde, als auch gleichzeitig eine Motivationsposter-Tapete in den eigenen vier Wänden. Alles wird gut, aber I'm gonna walk away from you.

Noch ist nicht aller Tage Abend, auch wenn so manche melancholische Note auf dem Album das zumindest vermuten lässt. Das melodisch ausgefeilte "Taking" läutet die Geisterstunde bereits zur Mittagszeit ein und kriecht gespenstisch tief unter die Haut, "Southern sky" flirtet mit Neil Young unterm Sternenhimmel und tritt beim Tanzen glatt das kleine Lagerfeuer aus. Dunkelheit, stockfinster, alles andere als still. Unheimlich. Beruhigend. "Crime" besingt eine Frau namens Lena, bietet sich ihr an, bedroht sie, bettelt, betet. Ein schweres Verbrechen wurde begangen, ob von oder für Lena, spielt keine Rolle. Wieder ist vom Weggehen die Rede, aber erst morgen. Heute spielt Giannascoli noch im Abschlusstrack "Sugarhouse", am Anfang gibt es Applaus, es ist eine Live-Aufnahme, der Erzähler dieses Tages-Romans versucht sich zu fangen, zusammenzusetzen, retten zu lassen. Keiner kennt ihn wirklich, und alle wissen alles trotzdem besser. Irgendwann wird er verschwinden und weg sein, aber not today. Not today.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Walk away
  • Hope
  • Southern sky
  • Crime

Tracklist

  1. Walk away
  2. Hope
  3. Southern sky
  4. Gretel
  5. Taking
  6. Near
  7. Project 2
  8. Bad man
  9. Sugar
  10. In my arms
  11. Cow
  12. Crime
  13. Sugarhouse (live)

Gesamtspielzeit: 37:52 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

saihttam

Postings: 2359

Registriert seit 15.06.2013

2020-02-19 00:06:45 Uhr
Fantastisches Konzert gestern in Wiesbaden. Ich hatte ja ein paar Bedenken, ob sich seine Songs gut live umsetzen lassen. Die wurden aber schnell weggeblasen. Da war so viel Energie und Leidenschaft auf der Bühne zu spüren. Bei der Zugabe durfte man sich dann noch Lieblingslieder von ihm wünschen. Ein sehr sympathischer Auftritt also auch.

maxlivno

Postings: 2740

Registriert seit 25.05.2017

2019-09-16 14:19:49 Uhr
Puh, also ich fand das wirklich uninteressant leider :/ 4/10 oder 5/10 wird‘s wohl noch sein, mehr aber nicht

boneless

Postings: 5293

Registriert seit 13.05.2014

2019-09-13 23:24:14 Uhr
Mir sagte seine Musik bisher ja kaum zu, aber House of Sugar ist ziemlich gut geworden. Allerdings kann ich mich dem hier anschließen, obwohl ich "total" eher durch "etwas" ersetzen würde:

Leider ist auf dem neuen Album der Mittelteil ziemlich unspannend mit allerhand elektonischer Songskizzen. Dadurch geht der Flow auf der Platte total verloren.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-08-31 20:46:53 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

BarryLoveless

Postings: 60

Registriert seit 09.08.2019

2019-08-31 20:14:55 Uhr
Gretel nicht bei den Highlights das ist ja fast schon ein Verbrechen.
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