Paul & The Tall Trees - So long

Big Crown / Cargo
VÖ: 06.09.2019
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10

Mostly in the past
Zugegeben: Die 8. Staffel von Game Of Thrones, dem größten Serien-Event unserer Zeit, hat die Erzählung von George R. R. Martin nicht zu einem befriedigenden Ende gebracht. Nachdem nun mehrere Monate ins Land gezogen sind und sich Fans von der großen Enttäuschung des Finales erholen konnten, kann man aber auch mal etwas differenzierter auf diese letzte Staffel schauen und resümieren: Sie hatte ihre Momente und – so war das schon immer mit Game of Thrones – hat wieder einige wunderbare Zitate hervorgebracht. Auf seine unheimliche Emotionslosigkeit angesprochen, erwiderte Bran Stark etwa: "I mostly live in the past". Zu Deutsch: Ich lebe vor allem in der Vergangenheit. Aufgepasst, hier kommt die Überleitung zu Paul Schaldas zweitem Album: Wenn man sich die von einer charmanten Nostalgie geprägten Songs auf "So long" anhört, bekommt man den Eindruck, dass auch Schalda vor allem in der (musikalischen) Vergangenheit lebt.
Der New Yorker verwebt charmant den Folk-Rock von The Band mit dem opulenten Soul der späten 60er- und 70er-Jahre, wie ihn etwa The Delfonics spielten. Bei "My God (I remember '98)" wiederum klingt er wie eine softere Version von T. Rex. Das liest sich zwar komisch, funktioniert auf der Platte aber erstaunlich gut. Schon der Opener "Although we cry" ist ein starker Folk-Rock-Track, der mit launigen Background-Gesängen und in der zweiten Hälfte sogar mit einem kurzen Bläser-Part aufwartet. "Although we cry / We are not meant to be", singt Schalda und bringt damit das Dilemma zweier Menschen, die zwar zusammen sein wollen, aber nicht zusammen passen, auf den Punkt. Auch klangtechnisch sind die Songs ganz offensichtlich auf den Sound ihrer Vorbilder getrimmt. Das sich immer weiter öffnende und in einem erbaulichen Endpart landende "Shining" beispielsweise weckt schon mit dem anfänglichen Zusammenspiel zweier Akustikgitarren und viel Hall eine gehörige Menge Nostalgie.
"I am someone to someone / But no one to nobody here", heißt es in "Someone to someone", Schalda sinniert in dem Track über das Alleine- und Einsamsein, während im Hintergrund eine Slide-Gitarre dudelt. Der Sänger spielte einige Jahre in der Begleitband von Charles Bradley und schrieb auch einige Songs für ihn. "Beware" war einer dieser Nummern. Das Stück hat es nun, von Schalda selbst gesungen, auf "So long" geschafft. Der Track sticht aus dem Album als gerngesehene Abwechslung heraus, denn Schaldas Band spielt hier richtig funky auf. Das Albumhighlight ist aber der Quasi-Titeltrack, "Then we'll wave (So long)", der mit einer wahnsinnig eingängigen, süßen Piano-Melodie begeistert und einen ziemlich lässigen Groove entwickelt. Das Album wirkt wie eine Einladung, mit Schalda in der Vergangenheit zu schwelgen: einer Zeit, als Musik noch handgemachter klang, authentischer und ehrlicher – und einer Zeit, in der Game of Thrones noch nicht komplett verbockt worden war.
Highlights
- Although we cry
- Then we'll wave (So long)
- My God (I remember '98)
Tracklist
- Although we cry
- Then we'll wave (So long)
- Shining
- Someone to someone
- Over the echoes
- Beware
- My God (I remember '98)
- Ask me
- Patiently waiting
- Numerous times
Gesamtspielzeit: 35:44 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Herr Postings: 1802 Registriert seit 17.08.2013 |
2019-08-25 22:39:21 Uhr
Man muss ja noch bis zum 6.9. warten. Insofern sind das Timing der Rezension und die Frage nach Meinungen spannungsfördernd deplatziert. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 24605 Registriert seit 08.01.2012 |
2019-08-25 20:45:21 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
The Band; Neil Young; Charles Bradley; The Delfonics; Crosby, Stills & Nash; Levon Helm; Buffalo Springfield; Midlake; E. B. The Younger; The Byrds; Dr. Dog; Gram Parsons; Warren Zevon; Grateful Dead; Sharon Jones & The Dap-Kings; Lee Fields & The Expressions; Menahan Street Band; Curtis Harding; Durand Jones & The Indications; St. Paul & The Broken Bones; The Sha La Das; Richard Swift; Sonny & The Sunsets; Okkervil River; Destroyer; Cass McCombs; Phosphorecent; Lambchop; The Walkmen; Songs: Ohia; Kevin Morby
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- Paul & The Tall Trees - So long (2 Beiträge / Letzter am 25.08.2019 - 22:39 Uhr)