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Gaspard Sommer - Asking questions

Gaspard Sommer- Asking questions

Eica / Cargo
VÖ: 26.07.2019

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Wir brauchen Antworten

Minimalismus ist so eine Sache. Er kann zu Trägheit führen, zu Stillstand, langwieriger Repetition oder schlichtweg Langeweile. Schafft Kunst es jedoch, exakt die nötigen Mittel aus ausufernden Arrangements herauszudestillieren, kommt eine musikalische Aussage auf den Punkt. Keine überbordenden Versuche, kein "mehr ist mehr", nur eine simple Reduktion aufs Wesentliche – das Ausmisten, oft der schwierigste Teil am Komponieren. Und auch wenn sich der Genfer Gaspard Sommer weniger weit als seine Genre-Kollegen aus dem Fenster lehnt, so fühlt und hört sich sein Debüt "Asking questions" doch zu jeder Sekunde richtig an: melodiöser Neo-Soul gepaart mit jazzigen Pop-Harmonien. Es kann so einfach sein.

Der Sänger setzt dabei auf eine klassische Bandbesetzung und zugängliche Produktion. Es sind zehn Songs zum Zurücklehnen und Genießen, obgleich doch so viel Musik in dieser Zeit passiert. So schwankt das Songwriting permanent zwischen Pop-Kitsch mit unüberhörbarem 80er-Faible – glücklicherweise nicht, was den Mix betrifft – doch just im richtigen Moment schafft Sommer den Absprung Richtung Deharmonisierung und Jazz-Stimmung. Der Opener "Today, an introduction" steht mit seinem transzendentalen Pink-Floyd-Vibe dabei nicht repräsentativ für die kommende halbe Stunde, eröffnet das Album aber stimmig und kurzweilig. "Feeling blue" könnte dagegen auch von Jamie Cullum stammen und traut sich mit seinem Mac-DeMarco-Gesang noch am wenigsten, die modernen Erscheinungen des Jazz mit einzubeziehen.

"Improve" stellt mit seinem Bezug auf ruhigere Roots-Songs und 2016er-Soul-HipHop à la "Colouring book" von Chance The Rapper oder Mac Millers "The divine feminine" dagegen eines der Highlights des Albums dar. Seine logische Schlussfolgerung erhält "Asking questions" mit "Always asking", das mit wunderbar schiefen J-Dilla-Shuffles eine ganze Bandbreite von Referenzen ansteuert: Kopfnicker-Beat im Stile des 90s-Fans Tom Misch, Jacob-Collier-Ähnlichkeiten im Gesang und Anderson Paaks Soul-Rap stets im Hinterkopf. Das Intro erinnert gar an Jaden Smiths Prog-HipHop Eskapaden auf "Syre".

Dass Songs wie "Slow motion" in manchen Momenten etwas sehr nach Reißbrett-Soul von der Popakademie klingen, lässt sich angesichts der schönen Instrumentierung durch Rhodes, herausstechende Gitarren und ein sauber abgemischtes Schlagzeug mehr als verschmerzen. Generell klingt die Produktion immer organisch, bewahrt dabei aber eine in modernen Zeiten angenehm vertraute Neutralität und spart nicht mit warmer, platzsparender Kompression. Sommers Gesang legt sich darüber stimmig, mit einer rauchigen Virtuosität sowie einer Lässigkeit, die zu keinem Zeitpunkt nach seiner Heimat Schweiz klingt – am besten zu hören im abschließenden "Smoke". Wie jeder der vorangehenden Songs paart er musikalische, fast schon klassische Raffinesse mit einem guten Geschmack für das Wesentliche. "Asking questions" liefert dabei mehr Antworten, als es auf den ersten Blick den Anschein macht.

(Julius Krämer)

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Highlights

  • We create
  • Always asking
  • Smoke

Tracklist

  1. Today, an introduction
  2. Feeling blue
  3. Best moment is in the end
  4. Shy
  5. We create (feat. Danitsa)
  6. Press pause (interlude)
  7. Slow motion
  8. Improve
  9. Always Asking (feat. RoniCea)
  10. Smoke

Gesamtspielzeit: 33:39 min.

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Armin

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2019-08-18 20:48:10 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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