Black Belt Eagle Scout - At the party with my brown friends
Saddle Creek / Rough Trade
VÖ: 30.08.2019
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Safe in the hands of love
Katherine Paul fühlt sich jetzt merklich wohl. Als Black Belt Eagle Scout veröffentlichte sie im letzten Jahr "Mother of my children", ein Album mit rebellischem Gestus, welches die Widerstände verdeutlichte, mit denen sich eine queere Musikerin auch heute noch auseinderzusetzen hat. Jetzt, ein Jahr später, die Neuausrichtung: "At the party with my brown friends" ist der Liebe, der Freundschaft und inniger Leidenschaft gewidmet. Ein Album, das nahbare Wärme und Geborgenheit ausstrahlt. Paul, die in einem Ureinwohner-Reservat im Nordwesten des Staates Washington groß wurde, feiert hier familiäre Bindung und Nestwärme, ihre Musik ist voll und rund, lebt aber trotz verträumter Ausführung von einer erdigen Rustikalität. Dies merkt man zum Beispiel am Schlagzeugspiel, welches eine simple Ausrichtung besitzt, mit voluminösen, raumgreifenden Drum-Figuren aber für eine behütende Verlässlichkeit sorgt.
Sonst herrscht jedoch eine verletzliche Zartheit, die nicht zuletzt von Pauls jenseitiger Glockenhelle im Gesang herrührt. Die manches Mal an Körperlosigkeit grenzende Stimme der Amerikanerin umhegt in Stücken wie "At the party" unprätentiöse Riffs, die aus dem 90s-Alternative-Rock in entkernte Traumschwelgereien überführt werden. "My heart dreams" verflüchtigt sich dann trotz zackigen Drums und robuster Gitarrenarbeit in ätherische Höhen. Paul lässt nicht zu, dass in ihren Songs Enge und Zudringlichkeiten entstehen. Es scheint immer eine Öffnung zu geben, durch die diese fragilen Konstruktionen entfliehen können. "Going to the beach with Haley", der Erinnerungs-Schnappschuss eines Strandbesuches mit der befreundeten Haley Heynderickx, lässt seinen Takt sich nur am Rande des Bewusstseins manifestieren, wobei dieser eine feine Grundlage für die lieblich schimmernden Gitarrenfiguren bietet. "Real lovin" wirkt dann wie ein mildes Streicheln über die Arme einer geliebten Person, besitzt trotz seiner hingehauchten Erscheinung jedoch genug Innigkeit und verlässliche Zuneigung, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
Es fehlt also das Stürmische, Drängende auf "At the party with my brown friends", doch zeigt sich immer wieder, dass Paul auch ohne großen Nachdruck die menschlichen Beziehungen als etwas Gesichertes darstellen kann, ohne markige Fundamente, sondern als fließende Gewissheit. Dabei findet Paul immer wieder mild gleitende Melodiepassagen, die wie ein liebliches Kitzeln wirken. "I said I wouldn't write this song" enthält so eine Hook, die in mondheller Nacht dem Firmament anvertraut werden kann. Nichts drängt, nichts zwickt, Gitarren und Schlagzeug gehen auf vertrauten Bahnen. Dadurch entsteht eine Versicherung der spirituellen Bindungen. Die Wichtigste ist für Paul dabei die zwischen Mutter und Tochter. Der Schlusssong ist mit "You're me and I'm you" betitelt und fasst somit das aufregend Selbstverständliche zusammen. "At the party with my brown friends" feiert die Natürlichkeit, das Glück, Seelenverwandte zu besitzen, macht daraus aber keine große Show. Melodien, die zärtlich in das Gefühlsleben der Hörer eingearbeitet werden, instrumentale Bestandteile, die zwar nicht aufregend innovativ, dafür unheimlich anschmiegsam geraten sind, zeigen auf, warum Paul im letzten Jahr so überzeugend gegen den gesellschaftlichen Status Quo angehen konnte: Sie hat Freunde und Familie als unverbrüchlichen Background.
Highlights
- My heart dreams
- I said I wouldn't write this song
- You're me and I'm you
Tracklist
- At the party
- My heart dreams
- Going to the beach with Haley
- Real lovin
- Run it to ya
- I said I wouldn't write this song
- Scorpio moon
- Half colored hair
- You're me and I'm you
Gesamtspielzeit: 35:02 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Arne L. Postings: 1385 Registriert seit 27.09.2021 |
2024-07-15 10:23:37 Uhr
Ist zwar ein Album früher, aber "Indians never die" höre ich momentan echt gerne. Tolle Person! |
saihttam Postings: 2558 Registriert seit 15.06.2013 |
2021-11-26 00:30:06 Uhr
Viel zu wenig Liebe für diese tolle Künstlerin. Ihre Songs strahlen eine unfassbare Nähe und Wärme aus. Und dennoch steckt hinter jeder Melodie und jedem Wort auch sehr viel Kraft und Entschlossenheit. Das Vorgängeralbum ist auf einem ähnlich hohem Niveau wie auch das hier. Vielleicht sind die Songs insgesamt etwas gleichförmig, aber gleichzeitig will ich mich von dieser Atmosphäre einfach nur aufsaugen lassen. |
MasterOfDisaster69 Postings: 991 Registriert seit 19.05.2014 |
2019-11-03 15:14:05 Uhr
Ich schliesse mich da an, die Platte ist gut geworden. Danke. |
vincent92 Postings: 132 Registriert seit 22.11.2016 |
2019-10-27 18:50:29 Uhr
Ganz tolles Album, das erst nach mehreren Durchläufen wächst und wächst und wächst und w.......... |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27676 Registriert seit 08.01.2012 |
2019-08-18 20:45:39 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
Soccer Mommy; Tomberlin; Stef Chura; Ada Lea; Lucy Dacus; Julien Baker; Snail Mail; Haley Heynderickx; Lala Lala; Madeline Kenney; Tanukichan; Jay Som; Vagabon; Lomelda; Hatchie; Phoebe Bridgers; Yowler; Cherry Glazerr; Julia Jacklin; Big Thief; Adrianne Lenker; Faye Webster; Aldous Harding; Molly Burch; Miya Folick; Shannon Lay; Mothers; Angelo De Augustine; Hand Habits; Anna Burch; Waxahatchee; Lady Lamb
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