Cuco - Para mi
Interscope / Universal
VÖ: 26.07.2019
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 3/10
Kuckuck
Die 2010er-Jahre sind so gut wie vorbei vorbei und wie das beim Ende eines Jahrzehnts immer so ist, beginnt die Suche nach charakteristischen Merkmalen. In der Indieszene konnte man wohl einen Hang zu einer etwas ruhigeren, verträumteren Stimmung festhalten. "Bedroom-Pop" wurde das Ganze getauft und auf ein paar Trendsetter folgten eine ganze Reihe Namen, die in ein paar Jahren schon keiner mehr kennt. Auch der 21-jährige Cuco, der mit gebürtigem Namen Omar Banos heißt, hat auf seinem Debütalbum "Para mi" die gleichen Einflüsse wie unzählige andere aktuelle Künstler, die einen Laptop und eine Gitarre in ihrem Schlafzimmer stehen haben: Mac DeMarco, Tame Impala, ein bisschen Beach House und ein wenig die frühen Pink Floyd. Aber er kann sich nicht nur von der Bekanntheit her (3,5 Millionen monatliche Hörer bei Spotify) schon mit den Großen messen, sondern "Para mi" ist auch ein ziemlich stilsicheres Werk geworden, zwar mit unüberhörbaren Referenzen, aber trotzdem mit einer ganzen Reihe hörenswerter Songs.
Dabei war die Existenz dieses Albums lange Zeit überhaupt keine Gewissheit: Im Oktober 2018 wurden Cuco und seine Band in einen Autounfall verwickelt und verbrachten daraufhin eine lange Zeit im Krankenhaus und in Therapie. Die für das Album geplante Musik auf Cucos Laptop ging beim Unfall ebenfalls verloren und so musste der Kalifornier nochmal neu anfangen. Die 13 Songs auf "Para mi" sind also alle in dieser Zeit der Regeneration entstanden und vielleicht hat das zum konsistenten Sound der ineinanderfließenden Tracks beigetragen. Cucos Sound ist ein Mix aus Reverb-Gitarren und verträumten Synthesizern, unterlegt von ziemlich langsamen Drum-Beats und recht simplen Lyrics, die sich am besten und ausreichend mit der folgenden Zeile aus der Single "Bossa no sé" zusammenfassen lassen: "You broke my heart / But I'm also so obsessed with you / I don't know if I love you / I don't know if I hate you." Nichts mehrdeutiges also, sondern einfach ein paar gute Popsongs mit Indie- und Psychedelica-Einflüssen. "Keeping tabs", der erste Song, ist vielleicht schon das beste Beispiel dafür. Einfach eine gute Melodie mit Lyrics, in denen sich viele Hörer wiederfinden werden.
Die Single "Bossa no sé" gibt einen astreinen Popsong ab und passt dennoch gut mit dem folgenden Spacerock-Interlude "Perihelion" zusammen. Das ist das Schöne an "Para mi", dass man weder einen Song überspringen will, noch sich mit der Zeit aufgrund austauschbarer Stücke langweilt. In der zweiten Hälfte warten auch noch ein paar Highlights. "Ego death in Thailand" und "Far away from home" zeigen Cuco von der sphärisch-psychedelischen Seite, die ihm noch besser steht als die verspielte Variante. Das Gitarrensolo des letztgenannten Songs weckt gar Vergleiche mit den experimentelleren Stücken von Bilderbuch. Ob der Hype in ein paar Jahren so vergessen ist, wie der Landfill-Indie der 2000er-Jahre, oder ob Cuco da schon längst in der ersten Reihe des Indiepops angekommen ist? Das wird die Zukunft zeigen, aber ein gelungenes Beispiel für den Sound von 2019 ist sein Debütalbum allemal.
Highlights
- Keeping tabs (feat. Suscat0)
- Ego death in Thailand
Tracklist
- Intro (feat. Foos Gone Wild)
- Keeping tabs (feat. Suscat0)
- Bossa no sé (feat. Jean Carter)
- Perihelion (Interlude)
- Feelings
- Lovetripper
- Ego death in Thailand
- Hydrocodone
- Far away from home
- Brokey the pear (Interlude)
- Best friend
- Room tone (Interlude)
- Do better
Gesamtspielzeit: 37:38 min.
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2019-08-11 13:55:20 Uhr - Newsbeitrag
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Referenzen
Mac DeMarco; Tame Impala; Beach House; Billie Eilish; King Krule; Bon Iver; Her's; Gus Dapperton; Los Retros; Banes World; Ricewine; Clairo; Jean Carter; Ariel Pink; Ariel Pink's Haunted Graffiti; George Clanton; John Maus; Katie Dey; Yves Tumor; Temporex; No Vacation; Telepath; Beach Fossils; Cosmo Pyke; Rex Orange County; Car Seat Headrest; A$AP Rocky; Slowdive; Swirlies; Lilys; Arctic Monkeys; Alt-J; Pink Floyd