Volbeat - Rewind, replay, rebound
Vertigo / Universal
VÖ: 02.08.2019
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
Könige und der schnöde Mammon
Es war einmal ein Musiker, der hieß Michael. Michael lebte im gar nicht so fernen Dänemark und hatte schon als Kind ein großes Idol, nämlich Elvis Presley. Als der junge Michael heranwuchs, lernte er Heavy Metal kennen, doch der Rock'n'Roll sollte immer in seinem Herzen bleiben. Und das blieb auch dann so, als Michael aus der hyggeligen Ruhe seines Heimatorts in die große Stadt nach Kopenhagen zog und dort mit einer Band namens Dominus gar finsteren Death Metal spielte. Was an sich nicht weiter der Rede wert wäre, hätte diese Band nicht im Jahr 1997 ein Album namens "Vol. Beat" veröffentlicht. Denn als Michael Schøn Poulsen irgendwann des Gerüpels überdrüssig wurde und eine eigene Band gründete, sollte sie genau diesen Namen tragen. Und da Poulsen immer noch mit heißem Herzen The King Of Rock'n'Roll verehrte, lag es auf der Hand, einfach beide musikalischen Stile zu vereinen. Der Elvis-Metal und Volbeat waren geboren.
Wie das aber nun mal im Märchen so ist, waren die Anfänge hart, und obwohl die ersten Platten "The strength / the sound / the songs" und "Rock the rebel / metal the devil" überall in den höchsten Tönen gelobt wurden, sollte der Durchbruch erst mit dem dritten Album "Guitar gangsters & cadillac blood" erfolgen. Und der Ruhm vermehrte sich, ähnlich wie der Kontostand. Bis dann auf dem Höhepunkt des Erfolgs Volbeat vor dem größten Publikum spielten, das je eine dänische Band in ihrem Heimatland anlocken konnte, dokumentiert mit dem vorzüglichen Live-Album "Let's boogie! Live from Telia Parken". An dieser Stelle könnte das Märchen eigentlich mit einem "...und sie rockten glücklich bis ans Ende ihrer Tage" enden. Doch die Gesetze des Mainstream sind rau, so dass mit "Rewind, replay, rebound" das nunmehr siebte Album die überaus zahlreich gewordene Anhängerschaft beglücken mag.
Doch ach und wehe: Dieses Märchen soll nicht gut ausgehen. Denn je öfter diese Platte läuft, umso mehr wächst das Erstaunen zu Entsetzen. Das eröffnende Pop-Nümmerchen "Last day under the sun" wird glücklicherweise noch von "Pelvis on fire" pulverisiert, das eindrucksvoll zeigt, wie unsagbar cool die Dänen klingen können, wenn sie denn wollen. Und auch der Ausflug in den Boogie-Rock namens "Die to live" inklusive Jerry-Lee-Lewis-Gedächtnis-Klavier und Saxofon-Solo steht der Band gut zu Gesicht. Doch von Song zu Song wird die Musik austauschbarer, belangloser. Einzig das Gastspiel von Gary Holt von Exodus und Slayer auf "Cheapside sloggers" sowie das vom Live-Album bereits bekannte "The everlasting" können noch aus der Lethargie reißen, stechen aus dem Radio-Geträller gerade noch so hervor.
Quo vadis, Volbeat? So dürfte die Frage in humanistisch gebildeten Medien wohl lauten. Nun hat jeder Musiker, jede Band das verdammte Recht darauf, exakt die Musik zu spielen, nach der ihr der Sinn steht. Und niemandem außer der Band und ihrem direkten Umfeld steht es zu, darüber zu urteilen. Doch jeder Fan, ja, auch jeder Kritiker hat das Recht, diese Ausrichtung zu mögen oder eben nicht. Und wenn Michael Poulsen in entwaffnender Ehrlichkeit darüber berichtet, dass während der Proben einige knallharte Thrash-Songs entstanden sind, die aber den Fluss des Albums gestört hätten, dann ist es eben legitim zu sagen, dass die einstmals vorhandene Spielfreude auf dem Altar der kommerziellen Berechnung geopfert wurde. Man muss den Tatsachen wohl ins Auge sehen: Aus Elvis-Metal ist Elvis-Pop geworden. Und so schließt das Märchen ohne Happy End: Es war einmal eine Band, die aufgrund ihrer Stilmixtur einzigartig war.
Highlights
- Pelvis on fire
- The everlasting
Tracklist
- Last day under the sun
- Pelvis on fire
- Rewind the exit
- Die to live
- When we were kids
- Sorry sack of bones
- Cloud 9
- Cheapside sloggers
- Maybe I believe
- Parasite
- Leviathan
- The awakening of Bonnie Parker
- The everlasting
- 7:24
Gesamtspielzeit: 56:49 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Andreas Postings: 237 Registriert seit 29.12.2013 |
2019-08-14 20:36:42 Uhr
OkOkOk -sind poppiger geworden. Aber Cheapside Sloggers macht unglaublich Spaß! |
Schwenn Postings: 157 Registriert seit 08.06.2016 |
2019-08-09 21:55:21 Uhr
Furchtbar belanglos geworden. Sehr gute Rezension. |
wienerblut |
2019-08-08 19:18:41 Uhr
Das Album ist einfach schreeeeeeecklich…. Das Review hingegen sehr treffend. |
Caro |
2019-08-05 23:46:28 Uhr
Ich find das Album hat schon seine Knackpunkte.. Aber das Lied was ich mega finde haben sie auf 39 sek gelassen.. Was ich schade finde.. The everlasting ist leider etwas zu langsam.. Sonst ist das Album ruhiger geworden. Mehr kann ich nicht sagen.. Die Band bleibt die Band meines Lebens. Sie hat mich aus jeden tief rausgeholt. Und dafür bin ich dankbar.. Die Art, die Veränderung.. Tut vielleicht auch gut! VOLBEAT FOR EVIGT! |
Schwanne |
2019-08-04 19:49:41 Uhr
Trifft den Nagel auf den Kopf. Top Kritik. |
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Referenzen
Danko Jones; Motörhead; Five Finger Death Punch; Avenged Sevenfold; Tremonti; Bullet For My Valentine; Adrenaline Mob; Stone Sour; Shinedown; Mustasch; Social Distortion; Disturbed; Trivium; Black Label Society; D:A:D; The Wildhearts; Ginger; Life Of Agony; MC5; New Model Army; The Cult; Metallica; Megadeth; Gluecifer; Backyard Babies; The Hellacopters; Chrome Division; The Baseballs; Johnny Cash; Hank Williams; The Georgia Satellites; Elvis Presley
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