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Slaughter Beach, Dog - Safe and also no fear

Slaughter Beach, Dog- Safe and also no fear

Big Scary Monsters / Al!ve / The Orchard
VÖ: 02.08.2019

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Melancholie, Du kriegst mich nie klein

"We drive around / Our old hometown / They lit that football field on fire / In '99" – ja, wisst Ihr noch? Damals, das große Feuer in unser aller Kleinstadt. Nein. Natürlich nicht. Und doch fühlt es sich so an, als würde Jake Ewald von gemeinsamen Erinnerungen singen, gemeinsam besuchten Orten, gemeinsam gemachten Erfahrungen mit der Liebe, dem Schmerz, dem Leben, dem Verlust. Der Kopf der augenblicklich auf unbestimmte Zeit pausierenden Modern Baseball hat sich mit Slaughter Beach, Dog ein neues Projekt erschaffen und holt seine Hörerschaft auf dem dritten Album "Safe and also no fear" genau dort ab, wo es nötig ist: in ihren dunkelsten, einsamsten Stunden, am Ende, am Boden – und nimmt sie mit auf eine Reise in eine nie gelebte, und doch so real wirkende Vergangenheit.

"Safe and also no fear", der Nachfolger des 2017 veröffentlichten "Birdie", ist eine kleine Perle voller Melancholie und Wehmut, aber auch voller Hoffnung, noch dazu gespickt mit einem Gemeinschaftsgefühl, das über seine Laufzeit von etwas mehr als 38 Minuten wie eine tröstende Hand wirkt. So beispielsweise im eingangs zitierten Opener "One down", in dem Ewald (s)ein vermeintlich monotones Leben begutachtet, bis die zunächst lethargisch anmutende Gitarre in der zweiten Hälfte doch ausbricht und am Ende das Schöne im Hässlichen findet. Einen ganz anderen Weg sucht "Heart attack", das in bester Neunzigerjahre-College-Rock-Manier leidenschaftlich vor sich hin schrammelt, in seinem Text aber von einer nicht ganz gesunden Beziehung zwischen zwei Menschen erzählt, genauer: von dieser einen bestimmten Person, wie sie wohl jeder kennt, die man unbedingt im eigenen Leben haben möchte und um die man allein aufgrund der von ihr verursachten Panikattacken eher einen großen Bogen machen sollte.

Der größte Unterschied zu Ewalds vergangenen Tagen bei Modern Baseball ist die auf den ersten Blick fehlende Eingängigkeit. Dem Sänger selbst ist dieser Umstand bewusst, tatsächlich soll er besorgt gewesen sein, dass seinen bisherigen Fans der neue Output nicht gefallen könnte. Dabei spielen sich Slaughter Beach, Dog einfach nur auf etwas andere Weise ins Ohr: Da wäre etwa "One day" mit seiner starken Gitarre, die immer wieder Impulse setzt, das jetzt schon mit dem milden, weisen Lächeln der Zukunft auf den Lippen über die Gegenwart sinniert und das klare Zeichen gibt, dass irgendwann eben doch alles besser wird. Oder das liebevoll arrangierte und wunderbar entspannte "Dogs", ein Song über Freundschaft, über Geborgenheit, über banale und ebenso geliebte Erinnerungen, wie man sie nur mit Menschen haben kann, denen man genauso wichtig ist wie sie einem selbst. Dass man sich manchmal jedoch auch selbst der Nächste sein muss, stellt "Map of the stars" fest, das zugleich harmonisch und zerstreut zu sein scheint: "Walking back home one night / You made a mental note / Never to lose the plot again / But you still try to skip to the end."

Der beste Song des Albums ist jedoch so gut versteckt, dass man ihn beim ersten Hördurchgang fast nicht aufnimmt: "Black oak", der vierte Titel in der Tracklist und mit fast sieben Minuten das mit Abstand längste Stück auf "Safe and also no fear", erzählt eine Geschichte, die Traum und Realität miteinander zu verweben versucht. Eine, die man auch nach mehrmaligem Hören nicht ganz begreift, die sich von einer Romanze in ein Drama verwandelt und wieder zurück. Und über allem schwebt diese ergreifende, immer toller werdende Melodie mit einem epischen Höhepunkt ab der Mitte, der sich stetig steigert und dem dennoch nie die Luft ausgeht. Selbst die größte Tragik kann sich also wieder umkehren, so die mutmaßliche Botschaft. Und für alle, die dennoch verzweifeln, hat Ewald ganz zum Schluss mit "Anything" immer noch eine Hand übrig, die abermals Trost spendet, die aufmunternd über den Rücken streichelt, die die eigene Hand festhält: "Anything you want to know, you can find out / Any place you wanna see / I can promise I will be a friend to you / If you will be a friend to me."

Deal.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Dogs
  • Black oak
  • Map of the stars

Tracklist

  1. One down
  2. Good ones
  3. Dogs
  4. Black oak
  5. Petersburg
  6. Tangerine
  7. Heart attack
  8. One day
  9. Map of the stars
  10. Anything

Gesamtspielzeit: 38:34 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Maester Obvious
2019-08-05 14:25:21 Uhr
Pitchfork: 6,4/10
Kommt schon
2019-08-04 08:47:50 Uhr
Was ist denn das? In.die-Ro.ck für Ren.tner? Wenn es im ho.hen Al.ter nicht mehr so la.ut sein soll?
Der In.die-Soun.dtra.ck für die mo.rgendliche Dialyse-Fahrt?

Mr Oh so

Postings: 2582

Registriert seit 13.06.2013

2019-08-01 11:27:38 Uhr
One Down ist wirklich traumhaft. Werde mich mal näher mit der Band beschäftigen.

MartinS

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 1293

Registriert seit 31.10.2013

2019-07-28 22:07:00 Uhr
Ach Milo, da bist du aber schon etwas hart. Sowas wie "One down" ist doch traumhaft!
Milo (unangemeldet)
2019-07-28 18:09:40 Uhr
Modern Baseball wäre besser. Man hätte ruhig erwöhnen dürfen, dass Branden Lukens nicht minder Kopf der Band ist. Zumal er bei Modern Baseball auch die besseren Songs geschrieben hat. Bislang fand ich Slaughter Beach öde, die Vorabsongs sind aber okay.
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