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Wear Your Wounds - Rust on the gates of Heaven

Wear Your Wounds- Rust on the gates of Heaven

Deathwish / Membran
VÖ: 12.07.2019

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Schmerzensmänner

Wut, Leid und Trauer sind die emotionalen Konstanten jener Grundstimmung, aus der heraus die Bostoner Hardcore-Formation Converge ein Meisterwerk nach dem anderen geschaffen hat. Seit Jahren schreit, brüllt und keift sich Jacob Bannon nun schon die Seele aus dem Leib und offenbart in seiner Musik und seinen Texten eine Weltsicht, in der die Verletzlichkeit allgegenwärtig und universell ist. Da scheint keine Besserung in Aussicht, gibt es schlechterdings keine Katharsis, die von Dauer wäre. Denn auf jeden Ausbruch folgt früher oder später die Einsicht, dass die Ursachen für all das Leid und all die Schmerzen geblieben sind. Dass das selbstbetitelte Debüt von Bannons Soloprojekt Wear Your Wounds der Beschissenheit der Dinge plötzlich mit Optimismus trotzte, überraschte da schon. Bis einem dämmerte, dass auch das vermutlich nur eine vorübergehende Episode war. Die alten Wunden, sie verheilen nie ganz. Freilich kann man es auch umgekehrt betrachten: Es braucht Hoffnung, um trotz allem irgendwie weiterzumachen.

"Da ist immer ein Streben nach dem Positiven zu erkennen, ein allem zu Grunde liegendes Streben hin zum Licht", sagte Bannon einmal in einem Interview. In diesem Sinne lassen Wear Your Wounds, inzwischen zu einer fünfköpfigen Band mit fester Besetzung angewachsen, auch auf "Rust on the gates of Heaven" hinter all den dunklen Wolken immer wieder die Sonne erahnen. Dabei sind es besonders die schnelleren und lauteren Momente, wenn sich wie im Finale von "Shrinking violet" über gewaltigen Bergen aus Lärm eine einsame Gitarre gen Himmel schraubt, in welchen sich die Euphorie am merklichsten Bahn bricht. Im reduzierten "Lurking shadow" herrscht dagegen trotz aller instrumentalen Leichtigkeit eine bedrückende Schwere, kriecht die Depression in jede Pore. Und "Tomorrow's sorrow" stimmt eine dunkle Moritat über die Vergänglichkeit und Sinnlosigkeit des Daseins an, bevor alles in Noise- und Blastbeat-Gewittern vergeht. "Pretend gods blush at the mere thought / That there is something just past the top rung / As desperate ladders sprout from the ground / The weeds and flowers are the same to the sun." Gleichgültigkeit, Verzweiflung, göttliches Gelächter.

Aber das sind alles nur Momentaufnahmen. Teile eines großen Ganzen, die erst im Zusammenhang ihre volle Wirkung entfalten. "Rust on the gates of Heaven" überzeugt letztlich vor allem deshalb, weil das Album über mehr als fünfzig Minuten hinweg eine beklemmende Atmosphäre äußerster Anspannung aufbaut. Angefangenen mit "Mercifully", einem getragenen Piano-Intro, das ganz ohne Bannons Gesang auskommt und das sich erst gegen Ende zaghaft zu symphonischen Breiten öffnet. Bis zu "Mercilessly", wo eben jenes Piano ein leises Echo findet, es zunächst unter tonnenschweren Gitarren begraben wird, nur um schließlich für einige wenige Akkorde wieder aufzuerstehen. Zwischen diesen gesanglosen Rändern liegen lange Minuten, in denen Bannon klagt und zetert, unterlegt von einem schwarzen Amalgam aus Goth und Doom. Die experimentellen Ambient-Klänge des Vorgängers "Dunedevil" sind passé, auch Post-Rock- und Shoegaze-Ausflüge à la "Paper Panther" bleiben die Ausnahme. Stattdessen beherrschen meist langsam vor sich hin grollende Gitarrenriffs das Geschehen. "Rust on the gates of Heaven" ist in seiner existenziellen Wucht und Schwermut ein ziemlicher Brocken, hinterlässt aber ein beinahe beglückendes Gefühl. Eine Art Katharsis. Zumindest für eine Weile.

(Markus Huber)

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Highlights

  • Rust on the gates of Heaven
  • Tomorrow's sorrow
  • Lurking shadow
  • Shrinking violet

Tracklist

  1. Mercifully
  2. Rust on the gates of Heaven
  3. Paper panther
  4. Tomorrow's sorrow
  5. Brittle pillar
  6. Truth is a lonely word
  7. Rainbow fades
  8. Love in peril
  9. Lurking shadow
  10. Shrinking violet
  11. Mercilessly

Gesamtspielzeit: 53:02 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Dumbsick

Postings: 430

Registriert seit 31.07.2017

2019-07-28 14:09:38 Uhr
Blog stimmt zu

https://www.transcendedmusic.de/2019/07/wear-your-wounds-rust-on-the-gates-of-heaven-review/
Manni von Hanni
2019-07-28 08:50:55 Uhr
Aber ja
Lindner
2019-07-27 20:40:47 Uhr
nein

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27934

Registriert seit 08.01.2012

2019-07-27 18:56:17 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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