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Poison The Well - You come before you

Poison The Well- You come before you

Velvet Hammer / Atlantic / Warner
VÖ: 30.06.2003

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Schrei, wenn Du kannst

Es geschehen noch Zeichen und Wunden. Mit "You come before you" ist der nicht wirklich schmerzfreie Metalcore von Poison The Well endlich auch hierzulande regulär zu haben. Auf einem Major. Ja, das "Huch!" ist da durchaus erlaubt. Aber selbst die großen Labels haben gelegentlich Spaß am Tinnitus. Soll uns nur recht sein. Besonders, wenn das ohrenbetäubende Pfeifen derart intensiv herbeigeführt wurde. Wie das Kratzen von Fingernägeln auf einer Schieferwand. Wie der hellwache Fall in den Abgrund.

Man kennt sie sicherlich, solche Alpträume, in denen man von einer Katastrophe in die nächste stürzt. Bei Poison The Well ist die Katastrophe die Existenz an sich. Die Familie, die Liebschaften, die tagtägliche Depression. Und wir sind mittendrin statt nur dabei. Jeffrey Moreira durchleidet mit uns und für uns Schmerzen für zwölf Leben. Und während sich seine Qualen auf schwefelsauren Gitarren ausbreiten, explodiert er unvermittelt in jähem Zorn. Es zerreißt seinen Kehlkopf zwischen Selbstverstümmelung aus Langeweile ("No one around so you / Slash pretty skin") und befreienden Amokläufen ("And I love this handle / So it's over for all of you"). Alles muß raus. Schlußverkauf der Seele.

Nie klang der Fünfer aus Florida so metallisch, und doch auch nie so melodiös. Das Donnern des Schlagzeugs und das unruhige Grollen des Tieftöners verheißen spürbare Aufgewühltheit. Zunächst versammelt sich die angetäuschte Schönheit schüchterner Melodien und glitzernder Hoffnungsschimmer. Angespannt verharren sie angesichts der abgrundtief ausgeschachteten Songs. Doch wer den Vulkan kitzelt, wird bald schon den nächsten Ausbruch ernten. "Guess the screaming runs in the family." Was beinahe wie trockener Humor wirkt, entpuppt sich als Zynismus der Verzweiflung. Und so wirft sich Moreira bald schon wieder mit dem Rasiermesser an den Pulsadern in den verzehrenden Schlund seiner Leidenschaften.

In "Meeting again for the first time" wirkt das aus dem Brustkorb gerissene Herz wie eine scharfe Handgranate. "Bad memories and good times" zerbersten in der geschundenen Kehle. Die Stimme brennt wie Napalm auf den Gehörnerven, wenn die Verflossene plötzlich aus dem Nichts auftaucht und vernarbte Träume wieder aufbrechen. Die Schmerzen werden so real, als wären es die eigenen. Bei "Apathy is a cold body" reitet Moreira schließlich auf einem weißen Pferd geradewegs in den Himmel. Oder in die Hölle. Wir werden es an seinen Schreien erkennen.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Loved ones (Excerpts from speeches of how great you were, and will never be again)
  • For a bandaged iris
  • Meeting again for the first time
  • Apathy is a cold body

Tracklist

  1. Ghostchant
  2. Loved ones (Excerpts from speeches of how great you were, and will never be again)
  3. For a bandaged iris
  4. Meeting again for the first time
  5. A) The view from here is... B) A brick wall
  6. The realist
  7. Zombies are good for your health
  8. The opinionated are so opinionated
  9. Apathy is a cold body
  10. Sounds like the end of the world
  11. Pleasant bullet
  12. Crystal lake

Gesamtspielzeit: 42:59 min.

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