Mini Mansions - Guy walks into a bar ...
Caroline / Universal
VÖ: 26.07.2019
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Kein Witz
Wie schafft man es, seinen eigenen Kreativkopf zu bewahren, wenn man hauptberuflich die Begleitmusik für so einnehmende Frontmänner wie Josh Homme oder Alex Turner spielt? Mini Mansions können davon eine ganze Menge an Liedern singen, immerhin veröffentlichen sie mit "Guy walks into a bar …" schon ihr drittes Album. Dabei haben kollidierende Zeitpläne zwischenzeitlich fast zur Auflösung geführt, doch zum Glück konnte sich das Trio – bestehend aus gleich zwei eigentlichen Bassisten in Person von Frontmann Michael Shuman (Queens Of The Stone Age) und Zach Dawes (The Last Shadow Puppets) und komplettiert von Arctic Monkeys' Tour-Keyboarder Tyler Parkford – wieder zusammenraufen. Vielleicht ist es dieser allen Widrigkeiten trotzende Wille, der einst sogar Brian Wilson zur Zusammenarbeit mit Mini Mansions bewog und auch hier wieder für namhafte Gäste sorgt: Shumans aktueller Bandkollege Jon Theodore, der die ganze Platte betrommelt, ist genauso dabei wie The-Kills-Charakterstimme Alison Mosshart. Die tatsächliche Musik verdient eine solche Würdigung allerdings schon für sich genommen komplett: ein stilistisch breit gefächerter Synth-Rock, der die Achtziger mit Einflüssen aus den anderen Bands der Mitglieder verbindet.
Man kann gut mit Mossharts Feature beginnen, weil "Hey lover" einen ästhetischen Eckpunkt des Albums darstellt. Im Duett schlingen sich ihre und Shumans Stimme um ein traumwandlerisches Midtempo-Stück, das im Refrain die große Geste auspackt und schließlich in einen Sternenhaufen aus Synthie und Gitarre zerfällt. Dem gegenüber stehen die zackige Dringlichkeit und die verzerrten Riffs von "Bad things (that make you feel good)" mit seiner mitreißend explodierenden Hook – die 2019er-Listen der größten Indie-Hits können nur mit dick verbundenen Ohren um diesen Song herumkommen. Zwischen diesen zwei Polen des Balladesken und unvermittelt Tanzbaren zieht "Guy walks into a bar …" den Rest seiner Show auf. Mal schweben die Coolness und Eleganz der jüngst auf links gedrehten Arctic Monkeys hindurch, mal meint man, eine softere Version Hommes an den Saiten herauszuhören. Mal entwickelt sich ein lockerer Nebel Sechziger-Psychedelia, mal wird guilty pleasures wie Duran Duran so unverblümt wie selten im Genre gehuldigt. Theodore hält sich derweil vornehm zurück, spielt makellos, aber immer komplett songdienlich. Die Drums sind hier sicher nicht der Star – und es gibt auch keinen Grund, sie zu einem zu machen.
Es ist in erster Linie die Sprunghaftigkeit von Stilen und Stimmungen, die hier so viel Laune bereitet. Teilweise bestimmt sie sogar einzelne Songs: "Forgot your name" kippt vom aufgedrehten Space-Rock mit Frauengesang immer wieder in herrlich überzeichnete Achtziger-Momente, während der sphärische Lounge-Pop von "Don't even know you" eine entrückte Bridge mit Akustikgitarre und Konserven-Streichern umhüllt. Die mehrstimmige Festival-Ballade "Time machine" folgt indes direkt auf "I'm in love", eine Pulp-Verbeugung mit Piano-Dynamo und intensiver Klimax. Dass Shumans Organ ein bisschen charakterschwach daherkommt und "Living in the future" eine nicht ganz runde Verbindung von Plastik und Dreck präsentiert, fällt dabei kaum ins Gewicht. Spätestens, wenn der grandiose Abschluss "Tears in her eyes" mit einer absolut Klassiker-tauglichen Melodie aufwartet, lässt sich ein ähnliches Fazit ziehen, wie Kollege Read schon in seiner Rezension zum Vorgänger "The great pretenders" resümierte: Mini Mansions haben eine bunte Collage der Musikgeschichte in eine hingebungsvolle Dreiviertelstunde akustischer Unterhaltung konzentriert und das Prinzip des Pop damit perfekt verstanden.
Highlights
- Bad things (that make you feel good)
- Forgot your name
- I'm in love
- Tears in her eyes
Tracklist
- Should be dancing
- Bad things (that make you feel good)
- Don't even know you
- Forgot your name
- I'm in love
- Time machine
- Works every time
- Living in the future
- GummyBear
- Hey lover (feat. Alison Mosshart)
- Tears in her eyes
Gesamtspielzeit: 44:59 min.
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Lindner |
2019-07-27 20:31:03 Uhr
nein |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27172 Registriert seit 08.01.2012 |
2019-07-27 18:53:28 Uhr - Newsbeitrag
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Referenzen
Color Film; Julian Casablancas + The Voidz; Arctic Monkeys; David Bowie; Roxy Music; Duran Duran; Pet Shop Boys; Talking Heads; Prefab Sprout; The Flaming Lips; Lord Huron; Pulp; Jarvis Cocker; MGMT; Yeasayer; Hot Chip; Fat White Family; Baxter Dury; Queens Of The Stone Age; Arcade Fire; The Beatles; The Kinks; Temples; Depeche Mode; A-Ha; Erasure; Hurts; Bryan Ferry; Electric Light Orchestra; Dexys Midnight Runners; Sleepy Sun; Graham Coxon; Eels; Blur; The Strokes; Kaiser Chiefs; Keane; Local Natives; The Cure; The Last Shadow Puppets; Miles Kane; The Kills; The Dead Weather
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