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Marathonmann - Die Angst sitzt neben Dir

Marathonmann- Die Angst sitzt neben Dir

Redfield / Al!ve / The Orchard
VÖ: 12.07.2019

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 3/10

Los. Stopp. Schade.

Entwicklung ist ein wechselseitiger Prozess, der zwischen unterschiedlichen Faktoren und auf mehreren Ebenen stattfinden kann. Ein Prozess, der dann gelingt, wenn etwa der gesellschaftliche Wandel und die aktuelle Haltung und Weltanschauung des Einzelnen harmonieren. Oder aber, wenn im Spannungsfeld zweier Konstanten eine Entwicklung, ein Fortschritt stattfindet. Nehmen wir etwa Marathonmann und das Genre deutschsprachiger Post-Hardcore, bei dem die Münchner einst zu Beginn der Zehner-Dekade mit als erstes am Start waren. An Erfahrung mangelt es Michi Lettner und Kollegen nicht, freigeschaufelt von Erwartungen hat die Band sich durch den Wechsel vom Major Sony zurück zu den Independent-Wurzeln kürzlich auch. Der Fortschritt aber hat es, wie schon auf den beiden Vorgängern, auf Marathonmanns vierter Platte äußerst schwer.

Dabei können die Jungs nach wie vor konsequent-emotionale und dazu ordentlich bretternde Punksongs wie "Schachmatt" und "Die Vergessenen" schreiben, die die Irrungen und Wirrungen, die Täuschungen und Enttäuschungen des Lebens samt dem Wandel der Zeit einfangen. Nett auch "Nie genug", das mit pop-infizierter Strophe und Mitsing-Refrain ein wenig hinüber zu den deutschsprachigen Donots auf die Tanzfläche zwinkert. Jedoch lässt bereits der ebenfalls passable Opener "Totgeglaubt" mit Aller-Emowelts-Metaphern wie der "zerfallenen Ruine" oder der "verblassenden Zeichnung auf Papier" erahnen, dass Texter Lettner zu häufig mit dem dichterischen Kantholz und dem Klischee-Handbuch gleichzeitig unterwegs ist, wenn er Ideen und Bilder im Kopf in einen sprachlichen Rahmen passen will. Ein nahezu deckungsgleiches Manko also, das dem Rezensenten bereits den Spaß an "Mein Leben gehört Dir" verhagelte. Klar, ein musikalisch packendes Debüt wie ihr 2013er-"Holzschwert" erhöht die Messlatte – und ebenjene bleibt bis heute eine unbarmherzig hohe Hürde für Marathonmann.

Und wenn einmal Konsequenz einkehrt, waltet das falsche Maß, wie etwa beim zu üppig angelegten Versuch in "Flashback", dem Synthie-Zeitgeist Rechnung zu tragen. Hier gilt ebenso: Ein an sich okayer Refrain macht Vieles kaputt, wenn man den Dauerloop anwirft. So manche Songs auf "Die Angst sitzt neben Dir" wirken wie aus der Songschablone, die auf das Minuten-Raster 3:00 bis 3:45 getrimmt ist. Obwohl Marathonmann mit der Angst ein sehr persönliches und Menschen in ihrem Alltag tief aufwühlendes Thema wählen, gehen die Texte so gut wie nie unter die Oberfläche. Obwohl man sich bemüht, Spannungsfelder aufzubauen, mit Laut und Leise, Up- und Midtempo variiert, wirkt das Album im Ganzen eher blutleer und einförmig. Ja und manchmal, wenn ein vor Trennungs-Klischees triefender Song wie "Die Bahn" unverfroren ernst genommen werden will – sei er noch so sehr von Herzen und persönlich gemeint – muss sich selbst das Poesiealbum aus der Schulzeit fragen, ob hierfür wirklich Platz ist. Schade.

(Eric Meyer)

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Highlights

  • Schachmatt
  • Am Ende nichts

Tracklist

  1. Totgeglaubt
  2. Flashback
  3. Nie genug
  4. Alles wird gut, Alice
  5. Die Vergessenen
  6. Die Bahn
  7. Schachmatt
  8. 22 Meter Sicherheitsabstand
  9. Stigmata
  10. Tausende Augen
  11. Hobbs End
  12. Am Ende nichts

Gesamtspielzeit: 40:36 min.

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User Beitrag

MartinS

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 1395

Registriert seit 31.10.2013

2019-08-01 15:48:47 Uhr
Unglaublich, wie wenig die aus anfänglich so viel Potential gemacht haben. Das ist inzwischen schon bedenklich austauschbar.
"Schachmatt" ist zweifelsohne der stärkste Song. Und der bedient sich fleißig bei Defeater..

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26286

Registriert seit 08.01.2012

2019-07-27 18:53:14 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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