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Lina Maly - Könnten Augen alles sehen

Lina Maly- Könnten Augen alles sehen

Warner
VÖ: 02.08.2019

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Flügge.de

Die Engelmannisierung des deutschen Pop schreitet voran. Links und rechts sprießen die ergriffenen jungen Damen nur so aus dem Boden. Da wird gehaucht, geseufzt und so manches Unheil beklagt. Den meisten genügt ein amelodischer Singsang, um Texte aus der Vorhölle der Gefühlsduselei vorzutragen. Lina Maly ist 21, weiblich und wirkt oft recht ergriffen, wenn sie in ein Mikrofon singt. Weshalb sie trotzdem nicht so ganz in die Kategorie der Trauerklößinnen passt, zeigt ihr zweites Album "Könnten Augen alles sehen". Auf diesem spinnt sie die Fäden ihres Debüts konsequent weiter und beweist, dass sie nicht nur versiert am Klavier, sondern auch durchaus talentiert als Songwriterin ist. Denn diesmal hat sie – sofern man den Promotextern Glauben schenkt – einen Großteil der Songs selbst geschrieben. Das ist an so mancher Ecke durchaus zu hören: Bei aller Liebe zur Harmonie knarzt es immer wieder im Gebälk. Wie schön.

In erster Linie richtet sich die Musik der Lina Maly an Altersgenossen. Raus aus dem Nest, rein ins Leben. Dass da durchaus noch Naivität im Spiel ist, liegt in der Natur der Sache. Andererseits ist es angenehm, wenn Gefühle mal nicht verklausuliert, sondern mit klaren Worten vertont werden. Musterbeispiel hierfür ist "Ich freue mich". In eine ähnliche Kerbe schlägt "Ihr seid mir egal", denn auch hier nimmt Maly kein Blatt vor den Mund. Die Musik bleibt jedoch bekömmlich. Mal dominieren Klavierakkorde, die dem Jazz nahestehen, mal übernehmen die Saiteninstrumente das Ruder. Boshafte Zeitgenossen dürfen nun drei Mal "Nett ist der kleine Bruder von scheiße!" skandieren und sich dann wieder in ihren Keller verziehen. Im Ernst: So mancher Song gerät dann doch einen Tick zu herzallerliebst. Um beispielsweise "Nur Du" ohne Zuckerschock hören zu können, braucht der Konsument Schalldämpfer der gehobenen Kategorie.

Die wirklichen Stärken der Musikerin treten vor allen in den romantischen Momenten hervor. "Mond" ist etwa ein vortrefflicher Schmachtfetzen. Lyrisch zeigt sich Maly meist treffsicher, besonders der Text von "Warmes Schweigen" weiß zu gefallen. Das, was fehlt, sind die wirklich großen Überraschungen. Das Disarstar-Feature in "Nomade" reißt einen auch nur kurz aus den Tagträumen, danach geht es weiter mit Geschichten aus dem dritten Semester. Ob sie den Willen und den Mut hat, sich aus dieser Lage freizuschwimmen, bleibt abzuwarten. Von den Gruselgeschichten einer Julia Engelmann ist Lina Maly allerdings schon jetzt meilenweit entfernt. Dass sie schon einmal auf Tour mit Zaz war, lässt erahnen, wohin die Reise gehen könnte. Bitte nicht vom Weg abkommen.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • Mond
  • Warmes Schweigen
  • Ich freue mich

Tracklist

  1. Mond
  2. Gesicht
  3. Ihr seid mir egal
  4. Unterwegs
  5. Warmes Schweigen
  6. Ich freue mich
  7. Nomade (feat. Disarstar)
  8. Was Du mir gibst
  9. Nur Du
  10. Schnee fällt von allein
  11. Ich lass los

Gesamtspielzeit: 40:54 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Lindner
2019-07-27 20:41:41 Uhr
nein

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-07-27 18:52:53 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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