Joey Cape - Let me know when you give up
Fat Wreck / Edel
VÖ: 05.07.2019
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Kommt klar
Man bekommt den kleinen Mann zwar aus dem Punkrock, den Punkrock aber dann noch nicht ganz aus dem kleinen Mann. Würde man bloß anhand der beiden an entspannte Lagwagon erinnernden Stücke "Fighting atropy" und "Fall down" von Joey Capes neuem Album "Let me know when you give up" annehmen, es gäbe hier eher wenig zu entdecken – man würde Cape einmal mehr nicht gerecht. Der Amerikaner mit der höchst übersichtlichen Körpergröße war schon immer ein umtriebiger Musiker mit großen Ideen für Songs – auch abseits seiner Melodypunk-Kultband. An dieser Stelle sei nur an das wagemütige Unterfangen erinnert, als der Lagwagon-Chef alle Schwermut der Welt und die Konfrontation mit der persönlichen Midlife-Crisis aus der Perspektive der "Stitch puppy" erzählte.
Aber man kann eben auch nicht immer nur jammern. Glaubt man der allseits beliebten Weisheit, reagiert der Mensch mit zunehmendem Alter auf vieles milder und gelassener. Die Gelassenheit, die Dinge halbwegs gelaunt zu ertragen und jeden Tag trotz der anscheinend bekloppt gewordenen Welt halbwegs positiv zu gestalten – davon handelt "Let me know when you give up". Cape schildert, wie er seinen Platz im Alltag mithilfe der Lebenserfahrung verortet, wenngleich er die Unbekümmertheit der Kindheit schmerzlich vermisst. Die Auskopplung "I know how to run" trifft auch gegenüber dem aktuellen Diskurs ins Mark – indem es jenem einen besorgniserregenden Zustand zwischen Überhitzung und Intoleranz zuweist. Doch nicht immer bleibt man als Hörer gebannter Lauscher der wie immer tollen Texte des Kaliforniers, denn wenn eine Platte so bewegend startet wie mit dem Titelstück, kann man gar nicht anders, als sich zu fragen, warum sich nicht viel mehr Menschen Capes Musik widmen.
Auch die kleinen, zunächst unauffällig getarnten Hymnen hat er nicht verlernt, wie "You should always" unter Beweis stellt. Doch der Songwriter gönnt sich durchaus Auszeiten vom harschen und polarisierenden Weltgeschehen. In "Andalusia" kommt er im Süden Europas zur Ruhe, für "Love of my life" polt er samt seiner unverkennbaren Knödelstimme nicht nur die Gitarrensaiten auf Folk und Country um, während das ebenfalls tolle "Possession" mit zart austarierten Percussions und weiblicher Gaststimme ebenfalls unter die Haut geht, bevor eine mit dunkler Farbe beschmierte Gitarrenwand das Stück samt inniger Zuneigungsbekundung hinauskehrt: "I burn a lie for you." Das wäre doch mal ein Anfang. Für alle.
Highlights
- Let me know when you give up
- Fighting atrophy
- Possession
- You should always have something to look forward to
Tracklist
- Let me know when you give up
- Daylight
- I know how to run
- Fighting atrophy
- Before my heart attack
- Possession
- Andalusia
- The love of my life
- Fall down
- You should always have something to look forward to
- The last word
Gesamtspielzeit: 41:09 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Tim L. |
2019-07-19 01:13:24 Uhr
ich finds auch super. einfach tolle, mal melancholische, mal euphorische stimmingsfarben...ps ich such auch nen alten pt kumpel: struppi tim w.... hab damals viel gequatscht mit dem! :-/ |
Gee |
2019-07-18 01:56:27 Uhr
Obrac noch hier? Ich versuch's mal unter meinem Username aus ganz alten Zeiten. Ganz schönes Album, oder? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27877 Registriert seit 08.01.2012 |
2019-07-08 20:06:50 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
Bad Astronaut; Lagwagon; Scorpios; Rocky Votolato; Nikola Sarcevic; Tony Sly; Matt Skiba; Kevin Devine; Frank Turner & The Sleeping Souls; The Lost Patrol; Dashboard Confessional; The New Amsterdams; Into It. Over It.; Sophia; Chuck Ragan; Nathan Gray; Damien Jurado; Damien Rice; Howie Beck; Nick Drake; Scott Matthew; Ben Harper; Josh Ritter; Sufjan Stevens; Dan Mangan; M. Ward; Bonnie 'Prince' Billy; Ray LaMontagne; Owen; Hayden; Boy Omega; Onelinedrawing; Kristofer Åström & Hidden Truck; Dinosaur Jr.; Elliott Smith
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