D_Drive - Maximum impact
Marshall
VÖ: 07.06.2019
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 1/10
Soloalbum
Das Gitarrensolo lebt in Existenzangst. Erst kamen die Schrammler, dann die Brummer. Wagt ein Gitarrist es doch noch, seine Fingerfertigkeit zu demonstrieren, muss er sich auf allerhand Beschmähungen einlassen. "Mucker!", heißt es dann. Vergleiche zur Onanie lauern ebenfalls direkt um die Ecke. Sicherlich teils auch berechtigt, bei aller Finesse bietet beispielsweise ein Yngwie Malmsteen letzten Endes eher eine Tech-Demo als berührende Kunst. Muss es, darf es auch geben. Dass Japaner noch dazu eine eigene Herangehensweise besitzen, liegt schon mal daran, dass sie auf Umwegen in Kontakt mit westlicher Rockmusik kamen. Was folgte, war und ist eine Fülle teils abstruser, teils großartiger und fast immer spannender Releases, die oftmals wieder den Weg in den Westen finden. Das Quartett D_Drive aus Osaka liebt beispielsweise Hard Rock. So richtig mit Soli, Rhythmuswechseln und feisten Riffs. Auf ihrem vierten Album "Maximum impact" huldigt die Band jedoch nicht nur der Vergangenheit, sondern hievt klassisches Songwriting mühelos in die Gegenwart. Und das gänzlich ohne Gesang.
"Lost block" geht zur Sache. Ein Hochgeschwindigkeitsriff jagt das nächste, dazwischen darf auch mal der Bass zeigen, wie viele Bünde ihm zur Verfügung stehen. Chaos regiert dabei nie, im Gegenteil: Es ist deutlich zu hören, welch technisches Geschick die vier Musiker auszeichnet. Dieses allein genügt freilich nicht, um zu begeistern. Echte Freude kommt auf, wenn die erste Ohrwurm-Hook erklingt. Aus Freude wird Begeisterung, wenn es nicht bei einem genialen melodischen Einfall bleibt. D_Drive bombardieren den Hörer förmlich mit Licks, wobei besonders die zweistimmigen Solopassagen zu gefallen wissen. Schön ist, dass sich die Band dabei nicht hinter einem ironischen Gestus versteckt. Das ist Musik, die trotz lauter Firlefanz auf direktem Wege gute Laune macht. Wenn etwa "GEKIRIN" nach einem schwer groovenden Mittelteil den Weg zurück zur Euphorie findet, bleibt einem nichts übrig, als in frenetisches Nicken zu verfallen.
Zwar zählen die ruhigeren Momente eher nicht zu den Höhepunkten des Albums, das herrliche Zwiegespräch der Gitarren in "Unkind rain" verdient dennoch eine Erwähnung. Vor allem die grandiose Steigerung gegen Ende lässt das Herz hüpfen. Der beste Song geht allerdings in eine ganz andere Richtung: "The last revenge" knallt. Vom ersten bis zum letzten Anschlag. Für solche Riffs hätte selbst ein Eddie Van Halen gemordet. Wer Probleme mit vielen Tönen in wenigen Takten hat, sollte jedoch mit Vorsicht an "Maximum impact" herantreten, denn der Titel ist Programm. Die beinahe in Vergessenheit geratene Kunst des Shreddens erlebt eine Renaissance, erst wenn Finger und Ohren bluten, ist dem Gitarrengott Genüge getan. Gelegentlich wecken die Sprints über das Griffbrett Erinnerungen an Saitenzauberer wie Buckethead, was sicherlich nicht die schlechteste Referenz ist. Es muss nicht immer die große Kunst sein, manchmal reichen wie in "Gradation" Cowbell, Riff und Pommesgabel. Es ist kein Zufall, dass diese Band bei Marshall Records unterschrieben hat. Bessere Werbung für Gitarrenverstärker kann es nämlich nicht geben.
Highlights
- Attraction 4D
- GEKIRIN
- The last revenge
Tracklist
- Attraction 4D
- M16
- Cassis orange
- Lost block
- GEKIRIN
- Unkind rain
- Gradation
- Mr. rat boots
- The last revenge
- Screw driver
Gesamtspielzeit: 52:31 min.
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Referenzen
Takayosi Ohmura; Van Halen; Racer X; Joe Satriani; Buckethead; Steve Vai; Chastain; King Diamond; Tony MacAlpine; Steve Morse; Deep Purple; Ozric Tentacles; Ozzy Osbourne; Triumph; Judas Priest; Nazareth; Yngwie Malmsteen; Extreme; Rush; Montrose; Velvet Revolver; Guns'n'Roses; Slash; Vinnie Moore; Exodus; Kreator; Metallica; Anthrax; Slayer; Megadeth; Scorpions; Michael Schenker Group; Impellitteri; Greg Howe; UFO; Rainbow; Led Zeppelin; Fleetwood Mac
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