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Alex Mofa Gang - Ende offen

Alex Mofa Gang- Ende offen

Redfield / Al!ve
VÖ: 21.06.2019

Unsere Bewertung: 3/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Zweivierteltakter

Bei der Nennung des Wortes "Mofa" stellen sich eher unangenehme Assoziationen ein. Flaumbärtige Landjugendliche, die zum Vereinsheim tuckern. Geräusche, die nur entfernt an einen Motor erinnern. Geschwindigkeiten, die man auch mit dem Fahrrad erreicht. Anders formuliert: Das Mofa ist das "will und kann nicht" unter den Fahrzeugen. Doch es ist auch robust und billig. Und ab dem 16. Geburtstag hat sich das Thema ohnehin für die meisten Menschen erledigt. Nicht so für Alex Mofa Gang, ein Berliner Quintett, das sich der Rockmusik verschrieben hat. Die Ziele sind klar. Eine Nische will besetzt, ein Publikum gewonnen werden. Dabei gibt es jedoch ein fundamentales Problem: Es stinkt in dieser Nische. Gewaltig. Nein, nicht nach zusammengeschütteltem Treibstoff, sondern nach Kalkül. Das zweite Studioalbum "Ende offen" stellt ein schauerliches Dokument völliger Fantasielosigkeit dar.

Die Musik von Alex Mofa Gang ist ein Potpourri des Grauens. Die Songs klingen mal wie Madsen (ohne deren Melodien), mal wie Kraftklub (ohne deren Humor) und mal wie Beatsteaks (ohne deren Eier). Schon der Gitarrensound macht betroffen. Nur mit gutem Willen können aus dem völlig kaputtproduzierten Geräusch, das die Band wahrscheinlich ihren Sound nennt, Sechssaiter destilliert werden. Nicht viel besser ist es um das Schlagzeug bestellt, welches klingt, als hätte jemand zum Abmischen einen Bluetooth-Brüllwürfel benutzt. Aber gut, ein suboptimaler Sound macht noch kein schlechtes Album. Dafür ist die Musik verantwortlich. Und die hat es in sich. Generisches Pop-Punk-Gedudel trifft auf Texte, die clever sein wollen, aber einfach nur peinlich sind. "Und ich fühl mich so: yeah yeah", lautet ein zentraler Vers im Opener und Titelsong. Gedanke des Rezensenten beim Hören: "Ich fühl mich eher so: Nee, lass mal."

Eine gewisse Eingängigkeit kann den Melodien auf "Ende offen" nicht abgesprochen werden. Einige Songs sind sogar durchaus in Ordnung, allen voran das entspannte "Helden Deiner Jugend" und das augenzwinkernde "Mensch, Ludger!". Die überwiegende Mehrheit des Materials erzeugt jedoch Brechreiz. Niemand braucht Sänger, die mit Reibeisenstimme total tiefsinnige politische Botschaften verkünden, selbst wenn sie gut gemeint sind. "Düsenjäger" sollten ohnehin Nena vorbehalten bleiben. Doch es geht noch schlimmer: "Alles robotisiert! (I am in love)" beschäftigt sich mit der Liebe in Zeiten der Automatisierung. "Alles robo! Alles robo!", heißt es im Refrain. Das regt zum Nachdenken an. Zum Glück hält "Nacht aus Gold" die passende Antwort parat: "Ich könnt' durchdrehen." Dazu erklingt bollerndes Umtata ohne Herz und Verstand.

Und so geht das über das gesamte Album. Sänger nölt, Gitarren zischeln, Schlagzeug brüllwürfelt. In einer besseren Welt würde man den Herren die Instrumente wegnehmen. Aber wir leben im Jetzt und Hier, weshalb nach all der Bissigkeit ein wenig nüchterne Analyse angebracht scheint. Alex Mofa Gang braucht kein Mensch. Es gibt einen Markt für deutschsprachigen Pop-Punk, in diesem gibt es auch einige tolle Bands. Beim Versuch, es möglichst vielen Konsumenten recht zu machen, setzt sich die Band zwischen alle Stühle ins Niemandsland. Songs wie "Kleine Schwester Größenwahn" oder "Treibholz" besäßen durchaus Hit-Potenzial, wenn sie nicht so unfassbar penetrant und humorbefreit daherkämen. Wenn im letztgenannten Track vom "Baukastenleben" und dem Glück im Privaten schwadroniert wird, weiß man, was wirklich Sache ist. Nichts ist rebellisch hier: "Ich bau uns ein Zuhause aus Luft und Liebe". Bitte, gerne. Aber ohne Mikrofon, wenn's geht.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • Helden Deiner Jugend

Tracklist

  1. Ende offen
  2. Hinter den Fassaden
  3. Alles robotisiert! (I am in love)
  4. Kleine Schwester Größenwahn
  5. Dieses Mal
  6. Düsenjäger
  7. Erstmal für immer
  8. Es ist vorbei
  9. Helden Deiner Jugend
  10. Nacht aus Gold
  11. Mensch, Ludger!
  12. Treibholz

Gesamtspielzeit: 36:25 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
MopedAlex
2019-08-13 21:59:35 Uhr
Leute, vergesst die schlechte Rezi. Kommt nach Alfeld (Südniedersachsen), wir spielen bei Deutschlands wohl einzigem All-inklusive-Festival. 34 Euro Eintritt, Essen, Getränke und Campen mit drinne.

http://www.beachbitchrock.de
Kurdt
2019-07-10 23:19:42 Uhr
Bewertung finde ich übertrieben.
Klar, die sind schon etwas beliebig, aber die Songs gehen ganz gut ins Ohr. 6/10
Eurodance Commando
2019-06-30 03:18:18 Uhr
Super Rezi!!!

Band wohl eher "nee, lass mal"

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-06-29 20:22:40 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?
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