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Adel Tawil - Alles lebt

Adel Tawil- Alles lebt

BMG / Warner
VÖ: 21.06.2019

Unsere Bewertung: 3/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Aua

Gefühle. Jeder hat sie. Auch und vor allem Adel Tawil. Anders ist die Karriere des ehemaligen Boygroup-Jünglings auch kaum zu erklären. Von Annette Humpe aus der Versenkung gehoben, aus eigener Kraft an der Spitze geblieben. Menschen schwenken beseelt ihre Smartphones, wenn der Barde mit dem Wuschelkopf seine Lieder singt. Beharrlich halten Tawil und seine Produzenten auf "Alles lebt", dem dritten Soloalbum, am bewährten Erfolgsrezept fest. Der Sound ist im Vergleich zu "So schön anders" ein wenig elektronischer geworden, an den Songstrukturen und Melodien hat sich jedoch nichts geändert. Noch immer vergeht exakt die nötige Zeit bis zum Refrain, welcher im Anschluss so oft wiederholt wird, bis auch der Letzte begriffen hat, dass es kein Entkommen gibt. Schon jetzt dürften bei den Programmplanern der Formatradiosender die Sektkorken knallen, denn "Alles lebt" bietet mehr als genug Material für den Drei-Minuten-Slot zwischen Verkehrsnachrichten und Werbeblock.

Der Berliner schreckt allerdings auch vor heißen Eisen nicht zurück: "Katsching" ist leider keine eingedeutschte Coverversion des Shania-Twain-Klassikers, sondern Konsumkritik aus dem Gebrauchtwarenhandel. Schwerter zu Pflugscharen? Eher nicht. Tawil kommt textlich nicht über Bleigießen hinaus. Und jeder weiß ja, dass man in amorphe Klumpen alles mögliche hineininterpretieren kann, sofern der Alkoholgehalt im Blut stimmt. Aber keine Sorge: Drei Viertel des Albums drehen sich um das wichtigste Thema überhaupt. Es ist fast schon bewundernswert, mit welcher Hartnäckigkeit Tawil und Team die Brache namens deutschsprachiger Popmusik beackern. Mal kommen dabei einigermaßen schwungvolle Songs wie "Tu m'appelles" heraus, meist schlonzt die Musik aber einfach nur so vor sich hin. Songs wie "1000 gute Gründe" und "Unter dem selben Himmel" sind astreiner Schlager, was an sich nicht verwerflich wäre, wenn sie denn gut wären.

In "Hawaii" darf Bausa einige Zeilen lallen, was einen unangenehmen Kontrast zu Tawils zurechtgeschmirgeltem Singsang ergibt. Es ist klar, welche Zielgruppe bedient werden soll, nur bleibt fraglich, ob diese sich in derartige Gewässer begibt. Überhaupt stellt sich die Frage, was das alles soll. Die Botschaften sind eindeutig: Lebe dein Leben, liebe Deinen Nächsten, lass die Sonne in Dein Herz. Es scheitert jedoch an der Vermittlung. Die Musik ist durchaus kompetent gemacht, Tawils Gesang wirkt aber meist wie ein Fremdkörper. Dafür kann er nichts, denn an sich besitzt er eine durchaus angenehm klingende Stimme. Diese will aber einfach nicht so wirklich zu durchdesigntem Synthiegenudel passen. Erst recht nicht, wenn in Sachen Melodieführung versucht wird, den Spagat zwischen Fernseh- und Schrebergarten hinzulegen. Bieder ist das alles. Verdammt bieder.

"Atombombe" setzt dem Elend dann die Narrenkappe auf. "Ich seh' alles in Slow-Mo", greint Tawil zu generischem Elektrogedudel. Die Story: nuklear. Die Pointe: Fehlalarm. Voll witzig und so. Im Ernst: Die Fantasielosigkeit, mit der hier agiert wird, macht betroffen. Womit auch der zentrale Begriff hinsichtlich des Schaffens des Adel Tawil genannt wäre. Nette Ideen wie die Geschichte, die in "Sie rennt" erzählt wird, zerschellen zwischen Handclaps und Autotune. Texte, die möglichst viele Menschen ansprechen wollen, verlieren sich in Beliebigkeit. Bleiben also noch die Gefühle. Ihnen Ausdruck zu verleihen ist eine Triebfeder der Kunst. Und sind Kopfschmerzen nicht auch ein Gefühl? Wer glaubt, er sei stark, wird mit "Alles lebt" sicher seine Freude haben. Alle anderen sollten die Großpackung Aspirin griffbereit halten.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • Tu m'appelles (feat. Peachy)

Tracklist

  1. Liebe to go
  2. Katsching
  3. Tu m'appelles (feat. Peachy)
  4. Neues Ich
  5. Hawaii (feat. Bausa)
  6. DNA
  7. Alles lebt
  8. Sie rennt
  9. Unter dem selben Himmel
  10. 1000 gute Gründe
  11. Neonfarben
  12. Atombombe
  13. Wohin soll ich gehen
  14. Denkmal aus Eisen

Gesamtspielzeit: 45:33 min.

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User Beitrag

Christopher

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 3741

Registriert seit 12.12.2013

2019-06-25 15:56:08 Uhr
Also Rammstein finde ich super.
Völkischer Beobachter
2019-06-25 13:42:58 Uhr
Die nächste Erdreistung nach den miesen und geschäftsschädigenden Bewertungen für Lena und Rammstein.
Gerade tu mappelles ist ein so schönes Deutschpop Lied.
Aber klar alles was der Anti Deutsche Rezensent kann ist niedermachen. Pfui Teufel!!!
Nicht beachten den Typen
2019-06-23 13:27:11 Uhr
nörtz ist ein Troll.
Links.grüner Gutmensch
2019-06-23 13:26:17 Uhr
Hat nörtz sich da etwa über einen Künstler mit Migrationshintergrund lustig gemacht? Ich bin enttäuscht.
Adel T
2019-06-20 23:40:52 Uhr
Ich ruf es nach obeeen der Himmel muss waaarten!
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