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Lee "Scratch" Perry - Rainford

Lee

On-U Sound / Rough Trade
VÖ: 31.05.2019

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Spirituelle Raumschiffe

Lee "Scratch" Perrys Biographie liest sich wie eine Zusammenfassung der jamaikanischen Musikgeschichte. Mit seinen 83 Jahren ist er schon so lange im Geschäft und hatte bei so vielen musikalischen Entwicklungen seine Finger im Spiel, dass er sich den Status als Urgestein redlich verdient hat. Und man könnte denken, dass ein solches Urgestein auf seinem neuen Album lediglich routiniert sein Programm abspult – aber neben den Spiegeln und CD's die sich Perry gerne an seine ausgefallene Kleidung näht, gehört vor allem eins zu seinen wichtigsten Markenzeichen: sein scheinbar unerschöpflicher Erfindungsreichtum.

"The Upsetter", wie er sich selbst gerne nennt, führt den Hörer auf "Rainford" durch neun Songs, die alleine durch ihre Titel schon sehr poetisch wirken. "African starship" zum Beispiel, in dem Perry einen "African king" besingt und verschiedene Flötenklänge mit Elektronischem vermischt. Diese Mischung ist für ihn typisch, denn er gilt als erster, der das Aufnahmestudio als Instrument nutzte und damit unzählige andere Musiker beeinflusste und inspirierte. Ein etwas anderer Typ Song ist das klassischer gestaltete "Run evil run": Ein Frauenchor begleitet den Refrain, gegen Ende kommt ein Saxophon dazu, das so leicht klingt, als hätte sein Besitzer spontan mitgejammt. Hier bricht auch die tiefe Spiritualität durch, die für Perry so wichtig ist – genauso wie sein Humor und die Tatsache, dass er den Ruf genießt, ein bisschen verrückt zu sein. Doch "Rainford" hat auch seine ernsten Momente: "Kill them dreams money worshippers" ist der politische Song des Albums, in den sich Schreie und Schüsse mischen und der trotz der entspannten Beats stellenweise wirklich bedrohlich klingt. Der einzige Moment, in dem man als Hörer aus der schönen Klangwelt herausgerissen und kurz zurück in die Realität verfrachtet wird.

Nicht ein einziges Mal in der knappen Dreiviertelstunde von "Rainford" klingt Perry wie ein 83-jähriger – eher so, als wolle er uns alle überleben, noch einmal 83 Jahre oder länger, Musik machen bis in alle Ewigkeit, um dann irgendwann von einem Raumschiff abgeholt zu werden und neue Sphären und neue Musik zu entdecken. Und wenn das Album mit "Autobiography of the Upsetter" langsam ausklingt, ist man richtig glücklich. Perry schafft es, dass man sich in seiner Musik so wohl und entspannt fühlt wie auf einem Liegestuhl am Strand. Könnte auch daran liegen, dass er laut Gerüchten seine fertigen Werke mit einem tiefen Zug Marihuana bepustet – um ihnen den richtigen Vibe und damit den letzten Schliff zu verleihen. Sollte es tatsächlich so gewesen sein, hat das "Rainford" bestimmt nicht geschadet.

(Marie Saverino)

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Highlights

  • Run evil spirit
  • Kill them dreams money worshippers
  • Autobiography of the Upsetter

Tracklist

  1. Cricket on the moon
  2. Run evil spirit
  3. Let it rain
  4. House of angels
  5. Makumba rock
  6. African starship
  7. Kill them dreams money worshippers
  8. Children of the light
  9. Autobiography of the Upsetter

Gesamtspielzeit: 42:29 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

MM13

Postings: 2354

Registriert seit 13.06.2013

2019-06-21 19:20:19 Uhr
lee wie ein junger gott,adrian sherwood mit perfektem dub-beats,sauber!
Barney Stinson
2019-06-21 10:17:58 Uhr
M-Chaka-M. Ist mir zu reggaemässig

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-06-20 20:58:55 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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