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The Membranes - What nature gives ... nature takes away

The Membranes- What nature gives ... nature takes away

Cherry Red / Rough Trade
VÖ: 07.06.2019

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Fridays against future

"Schickt mir doch so viele Exkremente, wie Ihr wollt." Klingt scheiße, ist aber so: Weil der britische Naturforscher und Tierfilmer Chris Packham sehr zum Ärger der Jagd-Lobby eine treibende Kraft hinter dem Abschussverbot für zahlreiche Vogelarten war, bekam er Morddrohungen und zum Himmel stinkende Post – Vandalen präparierten den Eingang zu seinem Grundstück sogar widerwärtigerweise mit toten Krähen. Aber Packham bleibt standhaft – auch als Gast auf dem siebten Studioalbum von The Membranes, wenn er im Stück "Winter (The beauty and violence of nature)" der menschlichen Spezies in Bezug auf ihr Verhältnis zur Natur die Leviten liest. Und der Song "A murder of crows" heißt vermutlich nicht ohne Grund so – schließlich sind Packham und Frontmann John Robb gute Kumpels und sogar am exakt gleichen Tag geboren. Aber von vorne.

Schon der Vorgänger "Dark matter / Dark energy" erwies sich als düstere Arbeit voller Tod, Teufel und unheilvoller Prophezeiungen in einem Hieronymus-Bosch-Albtraum von Cover. "Mehr Konzeptalbum geht kaum", schrieb der Rezensent seinerzeit – er konnte ja nicht ahnen, dass The Membranes es vier Jahre später noch dunkler treiben würden. Gegen "What nature gives ... nature takes away" wirkt jede "Fridays for future"-Demo nämlich wie eine Krabbelgruppe mit Luftballons im Globus-Design, über der Robb samt verknotetem Prengel-Bass und belferndem John-Lydon-Organ thront wie ein Hohepriester des nahenden Untergangs. Die Natur ist Dein Feind – was The Membranes jedoch nicht an sehnigen Uptempo-Krachern wie dem Titelstück oder "Black is the colour" hindert. Denn was wäre so eine Apokalypse ohne ein bisschen was zum Tanzen?

Natürlich nur ein Aspekt dieses über 70-minütigen Konglomerats aus knorriger Post-Punk-Brachialität und freidrehendem Noise-Rock, durch das sich immer wieder geisterhaft verhallte Dub-Schlaufen winden – und im Hinblick auf Robbs Kopfputz dürfen auch manische Psychobilly-Einwürfe nicht fehlen. Zum Beispiel im eingangs erwähnten Krähen-Klagelied, das gegen Ende in ein so wutentbranntes Stakkato umkippt, als wolle der Frontmann jedem, der einen Vogel per Gewehr vom Himmel holt, persönlich den Allerwertesten aufreißen. Recht hat er – genauso wie in der bedrohlich schlürfenden Zivilisationsschelte "The city is an animal (nature is its slave)" oder bei "The 21st century is killing me", wo der "21st century man" aus "Dark matter / Dark energy" nunmehr in den letzten Zügen liegt. Egal, wie gut ihm der vielstimmige Background-Gesang zuredet.

Nicht das einzige Mal, dass sich The Membranes auf "What nature gives ... nature takes away" einen gleich 20-köpfigen Chor leisten, dessen abgehobenes Engelssäuseln sich schon im Opener "A strange perfume" erstaunlich gut gegen zornige Riffs zu behaupten vermag. Kommen im tieffliegenden "A murmuration of starlings on Blackpool Pier" punktgenau marschierende Streicher ins Spiel, ist sogar Editors' "All the kings" nicht weit – und wer dahinter Stadionrock vermutet, übersieht, dass sich die Natur die einst für Massenveranstaltungen genutzte Sportstätte längst zurückerobert hat. Spätestens bei der zerrenden Christian-Death-Wucht von "Nocturnal" dürfte auch dem Letzten klar sein, dass die Geschichte zumindest für den Menschen nicht gut ausgeht – freuen wir uns also über dieses monströse Album, solange der Postbote noch fiese Pakete bringt.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • What nature gives ... nature takes away
  • A murder of crows
  • Black is the colour
  • A murmuration of starlings on Blackpool Pier
  • Nocturnal

Tracklist

  1. A strange perfume
  2. What nature gives ... nature takes away
  3. A murder of crows
  4. The city is an animal (nature is its slave)
  5. The 21st century is killing me
  6. Deep in the forest where the memories linger
  7. Black is the colour
  8. A murmuration of starlings on Blackpool Pier
  9. Mother Ocean / Father Time
  10. The magical and mystical properties of flowers
  11. Snow monkey
  12. Demon seed / Demon flower
  13. The ghosts of winter stalk this land
  14. Winter (The beauty and violence of nature)
  15. Nocturnal
  16. Pandora's box

Gesamtspielzeit: 72:08 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

MM13

Postings: 2354

Registriert seit 13.06.2013

2019-06-21 14:20:54 Uhr
finds grossartig,
@mods könnt ihr die threads zusammenführen,hab den schon mal eröffnet,nur unter membranes ohne das "the".
danke
MarGon
2019-06-21 13:30:07 Uhr
Nicht so gut.

Werde ich jetzt wieder gelösc.ht?

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-06-20 20:57:56 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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