Adam Green - Friends of mine
Rough Trade / Sanctuary / Zomba
VÖ: 23.06.2003
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Ein guter Freund
Bisher kannte man Adam Green entweder gar nicht oder als Teil der Kasper-Folker Moldy Peaches. Mit seiner Kameradin Kimya Dawson teilte das Lausbubengesicht sich einen ziemlich großen Schatten, stülpte sich in schöner Regelmäßigkeit freakige Tierkostüme über und besang die beachtlichen Kräfte seines riesigen Geschlechtsorgans. Das haarsträubende LoFi-Geschrammel der beiden nannte man dann Anti-Folk, fand es entweder richtig witzig oder so richtig schön scheiße und nahm es vor allem nicht für voll. Vergangenheit. Der Green macht's nämlich auch alleine. Jetzt schon zum zweiten Mal. Und das klingt weder albern noch anti. Sondern richtig gut. Da hat sich einer ganz schön gemausert.
Aus dem Nichts in die Champions League der Geschichtenerzähler. Was Adam Green in einer halben Stunde allein an witzigen, absurden, bitterbösen und versauten Anekdoten auspackt, füllt anderswo locker eine ganze Diskographie. "There's no wrong way to fuck a girl with no legs / Just tell her you love her / As she's crawling her way" philosophiert es hier, während dort der Abgesang auf eine gestrauchelte Teen-Pop-Prinzessin erklingt. "Jessica Simpson / Where has your love gone / It's not in your music, no". Und zu solchem Schabernack fährt Green dann Geigen auf, als gelte es, eine komplette Beerdigung in Tränen aufzulösen. "A heavenly coincidence".
Das klingt jetzt alles ganz lustig, ja ja. Aber "Friends of mine" ist mehr als die Moldy Peaches minus Kanickelkostüme. Auf jeden Witz bringt Green zehn Momente, die einem das Lächeln im Gesicht einfrieren. "Later that day in gym class / She ate a mouth full of anthrax / Go to sleep" singt er aus heiterem Himmel in "I wanna die" und muß wenig später gleich den nächsten Verlust beklagen. "She went bungee jumping / One fine day / Off the cliffs of our friendship / And at the bottom she stayed". Jemand ein Taschentuch? Du, Conor?
Es grenzt wirklich an ein Wunder. Da macht Adam Green den größten Teil seiner 22 Lebensjahre nichts als Quatsch, und jetzt kriechen diesem Blödmann plötzlich die schönsten Songs aus dem Gitarrenloch. Mal mitreißend zackig wie "Salty candy", zu Tode betrübt wie "Frozen in time" oder auch erhaben swingend wie der versöhnlich gestimmte Titeltrack. Und dann sind da ja auch noch die unwirklich schönen Streicher in all diesen Songs. Sie tragen Greens Stücke, fahren ihnen in die Parade und halten dann still, wenn es nötig ist. So einer hat uns wirklich noch gefehlt. Und das er so überraschend kommt, macht die Sache nur noch schöner. "We fall in love by accident".
Highlights
- Bluebirds
- Jessica
- Friends of mine
- Salty candy
Tracklist
- Bluebirds
- Hard to be a girl
- Jessica
- Musical ladders
- The prince's bed
- Bunnyranch
- Friends of mine
- Frozen in time
- Broken joystick
- I wanna die
- Salty candy
- No legs
- We're not supposed to be lovers
- Secret tongues
- Bungee
Gesamtspielzeit: 32:56 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Rockit |
2011-07-11 21:14:46 Uhr
ehrlich gesagt finde ich, dass Gemstones und Jacket full of Danger auf dem gleichen hohen Level waren. Nur nicht mehr so überraschend. Aber die sind alle auf ihre Art toll. Erst Sixes & Sevens war ein krasser Qualitätsabfall... |
LostInACity |
2011-07-11 20:27:12 Uhr
oh ja. sein highlight. alles danach war nur noch ne peinliche parodie seiner selbst. |
Ratata |
2011-07-11 20:04:12 Uhr
Ich kann den Typen eigentlich nicht leiden, aber "Friends of Mine" war wirklich klasse. Texte, irgendwo zwischen raffiniert, zynisch und unsinnig, gepaart mit diesen fröhlich-naiven Arrangements. Ja, das gefiel mir gut. |
nuna |
2011-07-11 18:23:51 Uhr
Sind wieder Torfrock-Coverversionen mit dabei? |
nanu |
2011-07-11 18:21:34 Uhr
vollkommen unakzeptabel, dass es zu diesem großartigen album noch keinen thread gibt. da ists mir auch vollkommen egal wie out es ist und dass adam green aktuell nur noch mittelmässige alben macht.bei den songs der platte hab ich zwar mehr als einmal den eindruck, dass die songs zu schnell aufhören und noch ein paar strophen fehlen, aber das macht vielleicht auch den reiz aus. die texte bringen mich auch nach dem x-ten mal hören noch zum schmunzeln, und werden mit den schönen und harmlosen melodien noch besser. 8/10 - eins meiner lieblingsalben. |
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Referenzen
Scott Walker; Richard Hawley; Lee Hazlewood; Elliott Smith; Bonnie 'Prince' Billy; Will Oldham; Beck; Bright Eyes; Lou Reed; (Smog); Howe; Mojave 3; Lambchop; Nick Drake; Leonard Cohen; Johnny Cash; George Jones; Kristofer Åström & Hidden Truck; Belle & Sebastian; The Blue Nile; Dakota Suite; The Good Life; Onelinedrawing; Jonathan Richman; Moldy Peaches
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