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As Cities Burn - Screaming through the walls

As Cities Burn- Screaming through the walls

Rude / Equal Vision
VÖ: 07.06.2019

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

O brother, where art thou?

Die Familie ist das Wichtigste. Was nicht nur von zahlreichen Großeltern oder dem Paten gepredigt wird, stellt auch für As Cities Burn einen zentralen Wert dar. 2002 als schrammelige Post-Hardcore-Lokalmatadoren aus Mandeville, Louisiana auf der Höhe der Popularität des Genres gegründet, erspielten sie sich bis 2006 mit unermüdlichen Touren und dem Debüt "Son, I loved you at your darkest" eine treue Anhängerschaft. Kurz löste sich die Band aufgrund der Hochzeit und des damit verbundenen Ausstiegs von Frontmann T. J. Bonnette auf, der damit mehr Zeit für die Familie schaffen wollte. Ein Sound-Umschwung von Screamo-Dominanz zu cleanem Gesang folgte, und drei Jahre später trennten sich die Musiker erneut aufgrund familiärer Gründe. 2011 gaben sie ihre Reunion bekannt, doch erst 2015 kam Bonnette wieder in die Band. Die lange Wartezeit hat sich gelohnt. "Screaming through the walls", das erste Album seit Wiederherstellung der Kult-Besetzung, ist ein widerspenstiges, hochemotionales Post-Hardcore-Biest von mitreißender Progressivität, das in der aktuellen Szene-Landschaft Maßstäbe setzt.

Das ist nicht übertrieben. Trotz seines stark an die 2000er erinnernden Sounds ist das dritte Album der Band in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Das liegt zum einen an der stimmigen Kombination aus Screams des alten Frontmanns und dem Clean-Gesang seines Bruder Cody Bonnette, dem "neuen" Sänger. Die zweite große Stärke ist der Grad an Progressive-Anleihen des Albums, die nie zu Lasten der Emotionalität ins Songwriting eingebaut werden und immer im Zeichen von organischem Math-Rock im Stile von Tiny Moving Parts umgesetzt werden. In 34 Minuten fackeln As Cities Burn ein Feuerwerk an durchgetüftelten Gitarren-Arrangements, mitreißenden Screamo-Ausbrüchen und hymnischen Melodien ab. "Live convinced" beginnt dieses große Album mit fiebrigem Hardcore-Noise und sowohl vieldeutigen als auch gnadenlos realitätsnahen Zeilen wie "The exit sign is a liar / The answer is not escape."

Während sonst keiner besonders aus den zehn Songs heraussticht, da ausnahmslos alle immense Musikalität und Ideenreichtum an den Tag legen, ist "Maybe" der Höhepunkt eines an Kurzweiligkeit schwer zu überbietenden Albums. Die Gitarrenmelodien erinnern an eine organische Version von Dance Gavin Dance, die Scream-Passagen sind auf dem Level von Silversteins besten Zeiten, und das Zusammenspiel der ganzen Ryhthmus-Gruppe gehört zum Besten, was es in den letzten Jahren Gitarrenmusik zu hören gab, alles getragen von den weiten, gefühlvollen Melodiebögen Cody Bonnettes.

Obwohl kein Song die Fünf-Minuten-Marke knackt und diese somit deutlich kürzer ausfallen als die Ausschweifungen anderer Progressive-Bands, wohnt dem Album doch ein Pop-Avantgardismus inne, den ansonsten lediglich Bands wie Alt-J in Eingängigkeit konservieren können. Der zynische Ausblick von Cody Bonnete zur Auflösung der Band 2009 hat sich nach dieser in Klang gegossenen Tour De Force auch und gerade zehn Jahre später nicht bewahrheitet. Kurz bevor sich die Wege der Band für zwei Jahre trennten, sagte dieser in einem Interview nämlich ironisch zur Zukunft der Band: "The dream is to never break up, eventually start to suck more and more, and fade away." Ein Glück, dass er sich irrte.

(Julius Krämer)

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Highlights

  • Live convinced
  • Maybe
  • Die contrary

Tracklist

  1. Live convinced
  2. Broadway
  3. 2020 AD
  4. Hollowed out
  5. Maybe
  6. Chains
  7. Bright white light
  8. Blind spots
  9. Venture
  10. Die contrary

Gesamtspielzeit: 35:11 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

kiste

Postings: 220

Registriert seit 26.08.2019

2019-09-25 10:49:10 Uhr
Langzeittest bestanden. Ich höre das Album immer wieder gern an. Eingängige Titel, die sich aber untereinander angenehm voneinander Unterscheiden. Die Plattenkritik trifft es hervorragend! Eine meiner Lieblingsplatten dieses Jahr!
unnütz
2019-07-06 15:53:19 Uhr
„Nicht“, meinte ich natürlich. Tschuldigung.
unnütz
2019-07-06 15:51:33 Uhr
Kann leider meinen positiven Eintrag abschicken, da er angeblich „verbotenes“ Vokabular enthält. Schade.

MartinS

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 1395

Registriert seit 31.10.2013

2019-06-28 22:27:47 Uhr
Konnte bislang erst einmal reinhören, aber da blieb noch nicht so wirklich viel hängen.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-06-20 20:55:56 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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