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Titus Andronicus - An obelisk

Titus Andronicus- An obelisk

Merge / Cargo
VÖ: 21.06.2019

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Schreien, nicht husten

Wie nun weiter machen? Titus Andronicus aus New Jersey wagten auf ihrem letzten Album "A productive cough" den für eine Punk-Band radikalsten Schritt, nämlich den Punk weg zu lassen. Danach fragt man sich schon, was da noch kommen kann. Post-Rock, Ambient, ein Konzept-Album über das Paarungsverhalten von Tauben? Die Antwort ist eine andere: Der Punk kehrt zurück! Diesmal so schnittig und geradlinig, wie es für diese Band selbst in ihren wildesten Zeiten nicht typisch war. Die Songs von "An obelisk" rauschen beim ersten Hören eher unverfänglich vorbei, man merkt, da ist Energie, Wut auch in großen Mengen, doch es bleibt erst mal wenig haften. "Just like ringing a bell" ist zuerst einmal wuchtig schwingender Kneipen-Punk, der neben dem anarchischen Gestus aber auch Springsteen und The Who huldigt. Die Gitarren gniedeln, jaulen und heulen, das Schlagzeug gibt pfundige Kostproben seiner Kraft und alles ist ein latent chaotisches Gewusel. Doch die Feinheiten entblättern sich nach und nach, zum Beispiel der in seiner Glätte etwas befremdlich wirkende "Uhuh-yeah"-Background-Chor.

Auch "Troubleman unlimited" rockt sich schwergewichtig nach vorne, viel Verzerrung, viel Geballer und natürlich wieder die Reibeisen-Stimme von Frontmann Patrick Stickles, die nur zur Ruhe kommt, um zu konstatieren: "Nothing but trouble man." Diese Songs kann man zwar konservativ nennen, doch wird das der innewohnenden Energie und Schnittigkeit nicht gerecht. Produziert hat übrigens Bob Mould, seit seinem letzten Album "Sunshine rock" ja auch Experte in flüssig runter gerockten Schönheiten. Wo bei Mould jedoch das Positive triumphierte, hinterlassen auf "An obelisk" die Songs ätzende Brandlöcher. "(I blame) Society" schrubbt sich mit garstiger Wut ordentlich angepisst durch die Akkorde und Stickles setzt sich gesanglich selbst das Messer an die Kehle. Der tonnenschwere Heavy-Blues "My body and me" wälzt und pumpt sein Schlagzeugspiel humorlos durch einen Parcours, dessen Riffing jedoch auch ein Hochglanz-Gitarren-Solo bereit hält.

Das wuchtig schunkelnde "Hey Ma" ist ebenfalls ein Kraftprotz, der durch einfache Riffs getrieben wird. Wieder ist die Dynamik, die Gerichtetheit des Songs beeindruckend und kurz bevor das gute Stücke an Seekrankheit zu Grunde geht, kommt tatsächlich irische Folklore zur Rettung. Titus Andronicus haben sichtlich Bock auf diesem Album. Getriggert durch den wütenden Furor hauen sie hier schlanke, griffige Songs raus, die durch ihre vordergründige Simplizität mitreißen. Regelrechte Schnellschüsse sind "Beneath the boot" und "On the street", aber auch die längeren Songs wie "Within the Gravitron" erfreuen sich an der Unmittelbarkeit des hitzigen Rock'n'Rolls. Die ursprüngliche Freude des Punk, mit Dringlichkeit sein Zeug runter zu rasseln, ist immer präsent. Das Giftige und Getriebene in einem Song wie "Tumult around the world" ist dann, wie Stickles es selbst ausdrückt, nicht nur ein Vorwand, gegen Häuserwände zu pissen, sondern kostet die existenzielle Qualität des Daseins als Punk eben auch mit seinen Schattenseiten voll aus.

(Martin Makolies)

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Highlights

  • Troubleman unlimited
  • Hey Ma
  • Tumult around the world

Tracklist

  1. Just like ringing a bell
  2. Troubleman unlimited
  3. (I blame) Society
  4. My body and me
  5. Hey Ma
  6. Beneath the boot
  7. On the street
  8. Within the Gravitron
  9. The lion inside
  10. Tumult around the world

Gesamtspielzeit: 38:24 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Pure_Massacre

Postings: 53

Registriert seit 14.06.2013

2019-06-14 22:11:53 Uhr
Ich hatte sie nach dem grandiosen "The Monitor" aus den Augen verloren. Das hier könnte wieder was werden. Zumindest der obigen Single nach zu urteilen.
realpaul
2019-06-13 23:45:56 Uhr
Konsequent inkonsequent. Ich find's schön, dass sie wieder aggressiver klingen, wobei ich bis jetzt nur "(i blame) society" gehört hab.
Vielleicht war "A Productive Cough" ja wirklich so eine Form des Durchschnaufens. Freu mich.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-06-13 20:38:31 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-04-18 19:26:38 Uhr - Newsbeitrag


TITUS ANDRONICUS: DER PREIS DER FREIHEIT

BOB MOULD PRODUZIERT SECHSTES ALBUM „AN OBELISK" | ALBUM ERSCHEINT AM 21.JUNI VIA MERGE | VIDEO ZU „(I BLAME) SOCIETY" BEREITS ONLINE



„An Obelisk“ ist das sechste Album von TITUS ANDRONICUS, das die Band unter der Leitung des Produzenten und Rock-Legende BOB MOULD (HÜSKER DÜ, SUGAR) hervorgebracht hat. Dieses generationenübergreifende Treffen hat das bisher unmittelbarste, intensivste und ungeschminkteste Album von TITUS ANDRONICUS hervorgebracht. Mit etwas mehr als 38 Minuten Laufzeit ist es auch das kürzeste. „An Obelisk“ wurde an sechs intensiven Tagen in Steve Albinis weltberühmtem Electrical Audio Studio in Chicago aufgenommen und präsentiert den Sound von TITUS ANDRONICUS, so unverrückbar und monolithisch wie der Titel des Albums es prophezeit.

Neugierige Zuhörer können heute mit dem neu veröffentlichten Lyric-Video zur Lead-Single „(I Blame) Society“ ihre ersten vorsichtigen Schritte in den Dunstkreis von „An Obelisk“ machen. Unter der Regie des langjährigen Kollaborateurs Ray Concepcion erweckt dieses Video einige der schonungslosesten Verse zum Leben, die noch aus der Giftfeder des Singer-Songwriters Patrick Stickles tropfen mussten, und lässt gerade genug Platz, um die Pracht von zwei der bemerkenswertesten Obelisken Amerikas, Cleopatras Needle in New York City und dem Washington Monument des District of Columbia, zu präsentieren.

„An Obelisk“ fungiert als eine Art Begleitstück zum letztjährigen „A Productive Cough“. Zusammengenommen bieten diese beiden Platten einen Panoramablick auf TITUS ANDRONICUS' musikalische Interessen. Wenn „A Productive Cough“ die Hörer fragen ließ, was mit all den schnellen Songs passiert ist, bietet „An Obelisk“ eine Antwort - sie sind hier. Während „A Productive Cough“ mit jeder verfügbaren Glocke und Flöte geschmiert wurde, auch als ein Produkt des Studios und eine Demonstration seiner Fähigkeit zur „Magie“, ist „An Obelisk“ für die Bühne gebaut, die treueste und wahrhaftigste Reflexion des TITUS ANDRONICUS Live-Sounds, den es je auf Tonband gab.

So hat „An Obelisk“ alle Merkmale eines klassischen Punk-Albums, aber für Stickles ist es mehr ein Album über Punk. „The ideology of ‘punk’ supports the elevation of our own interior authority and the degradation of exterior authority, which we recognize to be arbitrary, a tool by which the many are subjugated under the few”, erklärt Stickles und gerät dabei spürbar außer Atem. „While the common ‘punk rocker’ will take this as license to piss on the street and generally pursue a lifestyle of nihilistic hedonism, the true ‘punk’ will recognize the price of this freedom. An Obelisk tells the story of one particular individual, someone maybe a lot like you but certainly a lot like me, scouring linty pockets, trying to pay that bill.”

TITUS ANDRONICUS - "(I BLAME) SOCIETY" [OFFICIAL LYRIC VIDEO]
TITUS ANDRONICUS
AN OBELISK
Just Like Ringing A Bell
Troubleman Unlimited
(I Blame) Society
My Body And Me
Hey Ma
Beneath The Boot
On The Street
Within The Gravitron
The Lion Inside
Tumult Around The World
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