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Richard Reed Parry - Quiet river of dust Vol. 2: That side of the river

Richard Reed Parry- Quiet river of dust Vol. 2: That side of the river

Anti / Indigo
VÖ: 21.06.2019

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Stille Wasser

Dass Richard Reed Parry ein Mann für die hochambitionierten Konzepte ist, bewies er bereits mit "Music for heart and breath": Das erste richtige Solo-Album des Multi-Instrumentalisten von Arcade Fire bestand aus klassischen Kompositionen, die den Herzschlag und Atmungstakt ihrer Performer als rhythmische Grundlage nahmen. Das zweigeteilte "Quiet river of dust" löst sich dahingegen vom menschlichen Körper und sucht nach einer spirituellen Verbindung von Natur und Geist, inspiriert von Parrys Aufenthalten in Japan und der traditionellen Folkmusik seines früh verstorbenen Vaters. Auch hier steckt eine bemerkenswerte Akribie dahinter – so sollte "That side of the river" eigentlich entsprechend zum ersten Teil am Tag der Tagundnachtgleiche im Frühling erscheinen, verschob sich allerdings, weil die Salzkristalle fürs Cover-Artwork noch wachsen mussten. Manch einer mag das als esoterischen Quatsch abstempeln, doch manifestiert sich darin bloß die Detailverliebtheit, mit der der Kanadier um die audiovisuelle Darstellung seiner Kunst bemüht ist. Die Musik selbst entzieht sich dabei stetig ihrem Konzept, entwickelt ihre Faszination ganz aus sich selbst heraus und ohne dass ein geschriebenes Wort oder Bild vorher den Zugang öffnen müsste.

Da die Songs zeitgleich aufgenommen wurden, unterscheidet sich "Vol. 2" nicht wesentlich von seinem Vorgänger – Parry zaubert noch immer ätherischen Folk zwischen den organischen Momenten eines Sufjan Stevens und der Pastoralität von Sigur Rós. Nachdem Mitglieder der Friends Of Fiddler's Green, der alten Band seines Papas, das Album eröffnen durften, erhebt sich mit "Lost in the waves" schon eines der eindrücklichsten Beispiele seiner Schaffenskunst: ein gleichermaßen zartes wie gravitätisches Kleinod mit Flöten, an Meeresrauschen erinnernden Drones und einem fantastischen Instrumentalfinale. Im Detail entwickelt "That side of the river" durchaus seine eigene Identität. Es gibt mehr und durchschnittlich kürzere Songs als auf "Vol. 1", der weibliche Hintergrundgesang ist präsenter und der Gesamteindruck etwas introvertierter. Parrys Musik lebt weiterhin von dynamisch fließenden Spannungskurven, doch die Steigerungen und Ausbrüche verlaufen subtiler. Wenn "Music for heart and breath" buchstäblich als Körpermusik zu bezeichnen ist, passt der Begriff hier metaphorisch perfekt. Dem titelgebenden Fluss entsprechend scheinen sich die Kompositionen beim Hören dem eigenen Blutstrom anzupassen.

Dass sich Stücke wie "In a moment" oder "It's all around you" an einzelnen melodischen Motiven entlangarbeiten, lässt sich dem Album dabei keineswegs als Repetition anlasten, sondern trägt wunderbar zu dessen meditativem Charakter bei. Auch "Where did I go" braucht jede Sekunde seiner achteinhalb Minuten, um mit druckvollen Drums und mächtigen Bläsern eine einnehmende Sogwirkung zu erzeugen. Die entrückt-schöne Dreampop-Ballade "Throw a cup of water" macht es sogar noch besser und pointiert mit einem japanischen Spoken-Word-Part auch Parrys Inspirationsquelle. Und doch bleibt trotz aller Größe ein minimaler Wermutstropfen: Vielleicht liegt es daran, dass dieser so eigenständige Sound auf "Vol. 1" noch neu war, vielleicht auch an dessen ausschweifenderer Virtuosität – doch so oder so kommt "That side of the river" etwas weniger beeindruckend als sein Vorgänger daher. Als durchweg gelungene zweite Seite eines sehr besonderen Quasi-Doppelalbums erfüllt es aber voll und ganz seinen Zweck. Kaum zu glauben, dass dieser Naturbursche auch mit Glitzeroutfits auf der Bühne von Arcade Fire herumhüpfen kann, aber bei Kreativgeistern wie Parry ergänzen sich die unterschiedlichen Ausdrucksformen eher, als dass sie sich widersprechen. Es ist eben alles im Fluss.

(Marvin Tyczkowski)

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Highlights

  • Lost in the waves
  • Where did I go
  • Throw a cup of water

Tracklist

  1. The fiddlers play
  2. Lost in the waves
  3. In a moment
  4. Where did I go
  5. It's all around you
  6. Cups in the ocean
  7. Throw a cup of water
  8. Heaven for Meg
  9. A few last things
  10. Long way back

Gesamtspielzeit: 43:07 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Parry
2019-07-01 15:46:45 Uhr
Richard Reed!
Donti
2019-06-13 22:26:38 Uhr
Wollte mich damals scho mit der 1. näher beschäftigen. Hab's dann irgendwie verpeilt. Ling way back gefällt mir gut. Die Rezi ließt sich auch ganz vernünftig. Album ist vorbestellt.
Hinweis an Plattentests: Eins der vielen Beispiele an Künstler, die ich sonst nie mitbekommen hätte. Und das scho viele Jahre. Super!

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-06-13 20:37:56 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-05-22 19:24:12 Uhr - Newsbeitrag
Der kanadische Künstler und Multiinstrumentalist RICHARD REED PARRY, der außerdem Mitglied von Arcade Fire ist, hat für den 21. Juni 2019 die Veröffentlichung des zweiten Teils seiner Albumserie "Quiet Rivers Of Dust Vol. 2.: That Side Of The River" auf ANTI-Records angekündigt. Zum Song "Lost In The Waves" hat er nun ein sehenswertes 360°-Musikvideo veröffentlicht, das hier angesehen werden kann:

360°-Musikvideo
"Lost In The Waves"
http://www.4-vu.com/en/originals/3/360

RICHARD REED PARRY verrät folgendes über den thematischen Background des Albums:
“What separates us from dissolving into the experience around us? It’s a feeling I’ve definitely had many times, where the boundaries of self and world are permeable to the point of disorientation. So much of this record is about being this young person in an older people’s world of music and song, this folk music community where the torch is passed, and losing my father at a young age, and being completely disoriented by that. This record, the songs are also referencing that nebulous psychic territory when you lose your most familiar world, when the village of your childhood disappears and you try to relocate yourself in a different one.”

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-04-26 19:54:36 Uhr - Newsbeitrag
Richard Reed Parry (Arcade Fire) – Erster Song vom Solo-Album "Quiet Rivers Of Dust Vol. 2.: That Side Of The River" am 21.06.
Der kanadische Künstler und Multiinstrumentalist RICHARD REED PARRY (Arcade Fire)kündigt für den 21. Juni 2019 die Veröffentlichung seines neuen Albums "Quiet Rivers Of Dust Vol. 2.: That Side Of The River" auf ANTI-Records an. Mit "Long Way Back" gibt es bereits auch einen ersten Track inkl. Musikvideo vom Album zu hören.

Musikvideo "Long Way Back"



PARRY sagt selbst über den Song:
“”Long Way Back” is a song about remembering everything you’ve ever lived. Your childhood home, the happy or heavy or beautiful or miserable feelings you ever lived with, the fleeting and pristine random moments of perfection, the infinitely complex tapestry of emotions you feel towards your parents; anything that resides anywhere in those floating worlds that exist inside your mind and your heart, holding all these things up to the light of memory, embracing it all and then letting it go.”
Zum kompletten Thread

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