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Arch / Matheos - Winter ethereal

Arch / Matheos- Winter ethereal

Metal Blade / Sony
VÖ: 10.05.2019

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Goldenes Handwerk

Es kann wohl in der Rückschau sehr berechtigt als feuchter Traum bezeichnet werden, als ein Fest der Glückseligkeit für jeden Prog-Metal-Fan. Denn am 30. April 2016 spielten die innig verehrten Fates Warning auf dem "Keep it true"-Festival im fränkischen Lauda-Königshofen anlässlich des 30. Jahrestags der Veröffentlichung eines der wohl großartigsten Prog-Alben überhaupt, nämlich "Awaken the guardian". Was den Abend besonders unvergesslich machte, war die Rückkehr des Sängers und Mitgründers John Arch auf die Bühne, mit freundlicher Genehmigung des etatmäßigen Vokalisten Ray Alder, versteht sich. Angeheizt wurde die Neugier zusätzlich durch das starke Album "Sympathetic resonance" aus dem Jahr 2011, das der Frontmann, der seit seinem Rückzug ins Privatleben 1986 nur noch höchst selten ein Mikrofon zur Hand nimmt, gemeinsam mit dem alten Kollegen Jim Matheos eingespielt hatte.

Der Überraschungseffekt dürfte sich dennoch mittlerweile in Grenzen halten, wenn die alten Recken noch einmal ein Album ankündigen. Stattdessen könnte Arch wohl zum ersten Mal in seiner Karriere so etwas wie Druck empfunden haben, wenn man die gewohnt überschwänglichen Vorschusslorbeeren für "Winter ethereal" einmal als Maßstab nimmt. Und als wäre das alles völlig egal, brennen Arch und Matheos mit dem Opener "Vermillion moons" ein Prog-Feuerwerk ab, für das unzählige Bands nach wie vor töten würden. Klar, die hohe Stimmlage des Sängers wird wohl auf ewig für Diskussionen sorgen, aber dieser einzigartige Gesang des 60-Jährigen in Verbindung mit Matheos' unvergleichlichem Gitarrenspiel kann für nichts anderes sorgen als Verzückung bei Fans und höchsten Respekt bei Skeptikern. Was für ein Ausrufezeichen, was für eine Pracht ohne jegliches prätentiöses Gefrickel.

Nun ist es wie schon bei "Sympathetic resonance" mitnichten so, dass Jim Matheos seine Kompositionen aus der Resterampe von Fates Warning zusammengeklaubt hat. Vielmehr sind die Kompositionen Arch auf den Leib geschrieben, und wenn man ehrlich ist, wäre bei aller Klasse Ray Alder überhaupt nicht in der Lage, das knüppelharte "Straight and narrow" für Fates Warning zu interpretieren. Wie man diese Härte mit diesem fragilen Gesang ausdrücken kann, weiß wohl nur Arch selbst. Ebenso, wie man scheinbar mühelos komplizierteste Melodiefolgen singen kann, wenn man bis auf die erwähnten Ausnahmen bestenfalls unter der Dusche gesungen und sich ansonsten auf seine Arbeit als Zimmerer konzentriert hat.

Man könnte jetzt versuchen, an Kleinigkeiten wie einem etwas abtauchenden Refrain bei "Never in your hands" umherzukritteln, um auch ja noch das eine Härchen in der Suppe zu finden. Man kann es aber auch bleiben lassen und statt dessen in 13 Minuten puren Glücks abtauchen. Denn "Kindred spirits" ist nicht nur ein würdiger Schlusspunkt, nicht etwa "lediglich" hochklassig. Nein, diese Schöpfung ist eine Demonstration. Eine Demonstration, wie Progressive Metal klingen kann, wenn man fernab jeglicher kommerzieller Erwägungen einfach nur der eigenen Kreativität, der eigenen Musikalität freien Lauf lässt. Und gleichzeitig ein wuchtiges Signal dafür, wozu zwei Herren im gesetzten Musikeralter imstande sein können. Wenn das das Ergebnis davon ist, nur alle Jubeljahre dem Hobby nachzugehen, darf Arch zwischendurch gerne alles Mögliche anstellen. Und Jim Matheos? Der darf zusehen, wie er diese Leistung mit einem zukünftigen Album von Fates Warning selbst beantworten kann.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Vermillion moons
  • Wanderlust
  • Kindred spirits

Tracklist

  1. Vermillion moons
  2. Wanderlust
  3. Solitary man
  4. Wrath of the universe
  5. Tethered
  6. Straight and narrow
  7. Pitch black prism
  8. Never in your hands
  9. Kindred spirits

Gesamtspielzeit: 68:03 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Die Perücke von Robert Plant
2019-06-13 18:55:22 Uhr
Ist ganz klar ein Album, was man häufiger anhören sollte, um Spaß daran zu haben. Es gibt in jedem Song sowas wie einen Refrain, also einen besonders markanten Part, der sich wenigstens einmal wiederholt, meistens sogar gleich mehrere markante Parts, die sich wiederholen. Für meinen Geschmack könnte es immer noch mehr längere Istrumentalpassagen geben, bei denen Arch ruhig ist und Matheos so richtig brillieren darf. Wobei die Gitarrenarbeit auch so auf diesem Album exzellent ist.

Aber beim ersten Hören könnte man meinen, Arch leiert irgendwelche beliebigen Melodien runter und das ist halt bei genauerem und häufigerem Hinhören ganz klar nicht der Fall. Tatsächlich sind es recht komplexe Gesangslinien. Hier zum Beispiel machte es bei mir gestern *klick* und der knallt dann einfach nur noch sauber rein:

https://www.youtube.com/watch?v=NBnUR9wmmjQ

Neuer

Postings: 846

Registriert seit 10.05.2019

2019-06-13 11:43:49 Uhr
Das Album wirkt erstmal etwas eindimensional, aber die Melodien, die Arch hier aus dem Hut zaubert, machen einige coole Schlenker und die Gitarren sind auch geil. Opener und Closer sind zwei Anwärter auf Song des Jahres mMn. Geiles Ding.
Die Perücke von Robert Plant
2019-06-10 01:49:55 Uhr
Überzeugt mich beim zweiten Durchgang schon deutlich mehr als beim ersten. Knackpunkt war hier auch der Gesang für mich. Doch was den Gesang angeht: Vorrangig hat John Arch wirklich etwas von Bruce Dickinson. Wenn man sich mal drauf eingestellt hat, dass er hier überpräsent und hyperaktiv alles mit harmonischen, hohen und energetischen Gesangslinien förmlich überschüttet, hat es dann wieder etwas Episches. Diese vermeintliche Schwäche könnte sich also nach mehreren Hördurchgängen noch als Stärke entpuppen. Nach zwei Bier kommt das auf jeden Fall schon ziemlich gut.

keenan

Postings: 5192

Registriert seit 14.06.2013

2019-06-09 09:13:48 Uhr
anstrengende stimme auf dauer. Sound erinnert an 80er...
P. (Animal) Taylor
2019-06-08 17:21:16 Uhr
Der Sänger und der ganze Stil erinnert mich sehr an Helloween (Keeper Of The Seven Keys).
Das Besondere muss ich auch erst noch suchen.
Immerhin gut, dass das Genre mal wieder wahrgenommen wird.
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