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Bonaparte - Was mir passiert

Bonaparte- Was mir passiert

Columbia / Sony
VÖ: 14.06.2019

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Aufregend langweilig

Bonaparte ist wandelbar wie kaum ein anderer Musik-Act aus deutschsprachigen Gefilden. Tobias Jundt hat schon vieles gemacht. Viel Falsches auch. Aber er ist immer noch da. Und er denkt offenbar, es würde 2019 noch immer jemanden interessieren, wenn er ein Album veröffentlicht. Oder auch nicht, denn die Musik Bonapartes war schon immer vor allem eine große Ego-Show, auch wenn drumherum ein Zirkus tanzte. Am Ende ging es bei dem Projekt immer nur um Jundt. Entsprechend trägt sein neues Album den entlarvenden Titel "Was mir passiert". Dafür hat sich der Schweizer für eine Weile in Abidjan an der Elfenbeinküste niedergelassen und mit einheimischen Musikern die Platte produziert.

"Was mir passiert" geht so: Eine Menge Afrobeat-Anleihen, eine gute Portion Soul, ein bisschen Funk und die fast immer gegenwärtige, klimpernde Gitarre von Jean Claude "JC Guitare" Emanuel, den Jundt auf seiner Reise kennenlernte, aber auch zahlreiche weitere, sehr unterschiedliche Gäste. Dazu gibt es deutsche Texte, die Jundt gründlich im Schmalz frittiert hat. Da ist das schonungslos schmierige "Weinbar", das versucht, Männlichkeit in den Kontext vergossener Tränen einzuordnen, aber mit seinem aufregenden Gitarrenspiel und seinen bunten Trommeln überzeugt. Oder "Ins Herz geschlafen", wo aus einer Fickbeziehung dann ganz schamlos doch noch Liebe wird, wobei der Rhythmus den Hörer einfach mitnimmt, egal, welche Billigkeiten der Sänger da loslässt. Nicht überhörbar an dieser Stelle ist, dass Jundt ganz offenbar Bilderbuch ganz gut findet. Noch deutlicher wird dies im Titeltrack "Was mir passiert", in welchem der Sänger mir nichts dir nichts und eins zu eins den Duktus Maurice Ernsts klaut. Was bleibt auch anders übrig, als zu stehlen, erklärt Jundt in der Erstauskopplung "Das Lied vom Tod" doch sämtliche Musikrichtungen für tot. Drastische Bläser umrahmen hier das spannende Picking JC Guitares – das gefällt.

Auch "Ich koche" reißt musikalisch mit, ohne lyrisch auch nur eine sinnvolle Aussage zu treffen, was in folgendem Zitat gipfelt: "Ich liebe es mit Menschen zu essen, kann aber selber nicht kochen." Aha, cool. "Neues Leben" hält eine wahnsinnig eingängige Melodie zu afrikanischen Chören und der abermals herausstechenden Gitarre bereit, ist aber ansonsten ein 08/15-Liebeslied. Die Single "Château Lafite" punktet ebenso musikalisch und macht es lyrisch auch einmal besser als viele andere Tracks auf der Platte, weil es angenehm unkitschig den Traum vom Ausbrechen romantisiert. Auch das im Voraus veröffentlichte "Big data" tritt textlich nicht ins Fettnäpfchen, wenn es die Gläsernheit des Homo Social-Media beleuchtet und dabei von Farin Urlaub und Bela B unterstützt wird. Erwähnenswert ist auch der Opener "Warten": Der ivorische Rapper Bob De Narr stimmt hier stark mit ein, wenn Jundt "Bonaparte back auf die Karte" packt. Das einzige englische Stück des Albums wird von der malischen Sängerin Fatoumata Diawara gefeatured und sticht ansonsten wenig heraus. Das tut dafür "Dene wos guet geit", welches Sophie Hunger und Les Les Soeurs Dion begleiten. Der schwyzerdütsche Song ist ein Cover des Schweizer Liedermachers Mani Matter und bringt westliche Melodiestringenz angenehm mit afrikanischem Rhythmusbewusstsein zusammen.

Der Promotext zu "Was mir passiert" beschreibt die Platte so: "Es ist ein überraschend persönliches und überaus vielschichtiges Album." Und das stimmt genauso, nur dass die Platte da langweilig ist, wo die PR das Persönliche zu vermuten scheint, und aufregend, wo die Musik dem Hörer tatsächlich einfallsreich ins Ohr dudelt. So ist das Album durchaus ein Faszinosum, denn es macht mal wieder diesen Spagat zwischen Anziehung und Ekel, wie ihn – bei aller Schon-wieder-Neuerfindung – wohl nur Bonaparte für sich beanspruchen kann. Das Ärgerliche an der eingangs erwähnten Ego-Show: Die Platte punktet da, wo die Verantwortlichkeiten Jundts schmäler werden. Gibt es womöglich eine Instrumental-Version?

(Pascal Bremmer)

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Highlights

  • Big data (feat. Farin Urlaub & Bela B)
  • Dene wos guet geit (feat. Sophie Hunger & Les Soeurs Dion)

Tracklist

  1. Warten (feat. Bop De Narr)
  2. Weinbar
  3. Das Lied vom Tod
  4. Was mir passiert
  5. Big data (feat. Farin Urlaub & Bela B)
  6. Dene wos guet geit (feat. Sophie Hunger & Les Soeurs Dion)
  7. Ins Herz geschlafen
  8. Ich koche
  9. Neues Leben
  10. Château Lafite
  11. Apotheker Apotheker
  12. Cameroon (feat. Fatoumata Diawara)
  13. Jaja
  14. Und mich
  15. Is ok (Lieben for life) (feat. Ruby & Hazel)

Gesamtspielzeit: 51:48 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Greta
2019-08-17 11:50:29 Uhr
bei weinbar könnte ich gleich mitsummen - große teile der melodie sind nicht neu .

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-06-06 11:37:29 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-05-17 19:13:00 Uhr - Newsbeitrag
Bonaparte veröffentlicht mit Château Lafite bereits das dritte Video seines am 14.06. erscheinenden Albums „Was Mir Passiert“.
Auch dieses Video wurde wieder in der Elfenbeinküste gedreht und schließt inhaltlich an das Video von Das Lied vom Tod an.

BONAPARTE - CHATEAU LAFITE (Musikvideo)

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-04-05 19:51:05 Uhr - Newsbeitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-04-05 19:49:33 Uhr - Newsbeitrag
Bonaparte kündigt sein siebtes Studioalbum "Was Mir Passiert" für den 14. Juni 2019 an. Bereits heute erscheint die zweite Single "Big Date" mit den Featuregästen Farin Urlaub und Bela B.

Berlin, 05.04.2019
Nachdem letztes Jahr mit »Das Lied vom Tod« bereits ein erster deutschsprachiger Song von Bonaparte erschien, veröffentlicht er nun mit »Big Data (feat. Farin Urlaub und Bela B.)« die nächste Single und kündigt gleichzeitig für den 14.Juni 2019 sein siebtes Studioalbum »Was Mir Passiert« an.

»Was Mir Passiert« entstand innerhalb der letzten zwei Jahre auf mehreren Reisen zwischen Abidjan und Berlin. Ein Freund erzählte damals Bonaparte alias Tobias Jundt von der pulsierenden Energie der Stadt: »Alles, was er erzählt hat, klang so aufregend, dass ich im Juni 2017 einfach mal runtergefahren bin. Was ich in Abidjan erlebt habe, war wie ein Katalysator, eine überwältigende Erfahrung«, sagt Jundt. »Von der dortigen Musikszene geht eine wahnsinnige Energie aus« fügt er hinzu. »So ähnlich hab ich das vor 12 Jahren gespürt, als ich das erste Mal in Berlin angekommen bin. Diese Aufbruchsstimmung!«

Von jeder Reise an die Elfenbeinküste bringt er neue Musik und Ideen mit, die er zurück im Studio in Berlin weiterentwickelt, abstrahiert und verfremdet. So entsteht »Was Mir Passiert«: Fiebriges Amalgam aus europäischen und afrikanischen Einflüssen, auf dem Features wie die an der Elfenbeinküste geborene und für den Grammy nominierte Songwriterin Fatoumata Diawara oder der ivorische Streetstyle-Rapper Bop de Narr genau so ihren Platz finden wie Sophie Hunger, Farin Urlaub und Bela B.

Bonaparte & Le Nouchi Clan – „Was Mir Passiert Tour 2019“

19.11.2019 Leipzig ­– Täubchenthal
20.11.2019 Dresden – Beatpol
21.11.2019 Frankfurt – Batschkapp
22.11.2019 München ­– Technikum
23.11..2019 Wien – Flex
25.11.2019 Erlangen – E Werk
26.11.2019 Stuttgart – Wagenhalle
27.11.2019 Bern – Bierhübeli
28.11.2019 Köln – Gloria
29.11.2019 Hamburg – Uebel & Gefährlich
30.11.2019 Berlin – Festsaal Kreuzberg

"Was Mir Passiert" von Bonaparte erscheint am 14. Juni 2019 via Columbia / Sony.
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