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Pelican - Nighttime stories

Pelican- Nighttime stories

Southern Lord / Cargo
VÖ: 07.06.2019

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Dann halt Musik

Nein, "Forever becoming", das letzte Album der Chicagoer Post-Metaller Pelican, war kein Highlight. Es zeigte eine Band, die mit jedem Ton eine routinierte Irrelevanz manifestierte, ein langweiliges Widerkäuen der angestaubten Trademarks des Post-Rock. Nun gut, die Pause zwischen den Alben war ja ausreichend lang, um eine eventuelle Neuorientierung auf den Weg zu bringen. In Bandkreisen gab es dazu auch viel an Tragischem und Einschneidendem, das man als Reflektionsgegenstand in neue Musik einfließen lassen konnte.

Der Vater des Gitarristen Dallas Thomas verstarb ebenso wie Jody Minnoch, Sänger der Band Tusk, die sich einige Bandmitglieder mit Pelican teilte. Und ja, das neue Werk "Nighttime Stories" trägt die Dunkelheit nicht nur im Namen. Alles ist in eine grimmige Tiefe herabgezogen, lichte Momente durch cleane Gitarrensounds findet man schwerlich. Nach 18 Jahren Bandgeschichte ist es vielleicht auch bemerkenswert, dass in den Energiedisziplinen Wucht und Tempo saubere Arbeit geleistet wird. Es knallt und wummst ordentlich, die Riffs werden satt rausgehauen, Kraft ist also da. Und weiter?

Ein herber Kritikpunkt an "Forever becoming" war schließlich, dass das Werk als Ganzes uninspiriert und auf fade Nummer sicher ging. Und da grüßt das Murmeltier auch hier, selbe Geschichte teilweise. Wenn man angeblich so viel Schmerz, Trauer und unentschiedene Gefühle mit sich herumträgt, ist es bedauerlich, dass davon nicht viel beim Hörer ankommt. Bereits nach den ersten zwei bis drei Stücken malt man sich aus, wie einer der Bandmitglieder recht unmotiviert vorschlägt, auch mal wieder Musik machen zu können, statt Bankdrücken oder Holzhacken vielleicht. Ähnlich viel Gefühl wie bei jenen Arbeiten steckt phasenweise auf "Nighttime stories". Es nützt wenig, wenn die Gitarristen ihre Riffs abliefern, diese aber weder emotional aufgeladen sind, noch Geschichten erzählen. In "Abyssal plain" wird ähnlich uninspiriert ein kleines Double-Bass-Massaker veranstaltet, jedoch ohne besonderen Bezug zum restlichen Song.

Es sind dann besagte Wucht und der souverän ausgespielte Drive der meisten Songs, die diese Platte zumindest ein wenig scheinen lassen. Die Gitarrenfiguren von "Midnight and mescaline" sind sogar überraschend sexy und unverkrampft und in "Full moon, black water" wird sogar mal mit einem emotional wirkungsvollen Spannungsbogen gearbeitet. Vieles ist aber eben schlicht zu routiniert runtergespielt, als dass es bewegen oder berühren würde. Viel mehr als Malen-Nach-Zahlen im Post-Metal-Gewand ist dies nicht, trotz der souveränen Ausführung.

(Martin Makolies)

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Highlights

  • Midnight and mescaline
  • Full moon, black water

Tracklist

  1. WST
  2. Midnight and mescaline
  3. Abyssal plain
  4. Cold hope
  5. It stared at me
  6. Nighttime stories
  7. Arteries of blacktop
  8. Full moon, black water

Gesamtspielzeit: 44:23 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

boneless

Postings: 5308

Registriert seit 13.05.2014

2019-10-10 12:39:06 Uhr
Hm, ich glaube die Band kann man wohl leider ad acta legen. Ich hatte gehofft, dass mir das Konzert am Montag nochmal einen anderen Zugang zur neuen Platte beschert, aber leider war das nix. Außer einem ordentlich brachialen Sound haben Pelican nichts mehr zu bieten, so hart das klingt. Wenn sie wenigstens noch 1-2 ältere Songs ausgepackt hätten (von mir aus auch vom zwar sehr zahmen, aber doch in Auszügen schönen What We All Come To Need)... aber da nur die aktuelle Scheibe und 2 Songs vom Vorgänger zelebriert wurden, hab ich mich im Nachhinein schon geärgert, dafür 25 Euro verschwendet zu haben. Zumal die Zugabe dann richtig genervt hat. Irgendwie war man froh, dass es vorbei war. Sicher, die Band hat einen hochmotivierten Eindruck gemacht und hatte sichtlich Spaß am zelebrieren ihrer Songs, aber bei mir kam da gar nichts an. Riff an Riff an Riff und Ende. Sehr schade.

Da bleibt einem am Ende nur die Erinnerung ans Konzert 2008. Da hatten Pelican ihren Zenit zwar auch schon überschritten, aber mit Last Day of Winter und The Woods (!) zwei Songs an Bord, für die sich schon allein der Eintritt gelohnt hatte.

boneless

Postings: 5308

Registriert seit 13.05.2014

2019-06-22 22:10:55 Uhr
Muss ich gar nicht, du hast da einige meiner All-time Favourites aufgezählt, von denen Isis selbstredend in einer ganz anderen Sphäre wandeln als das gemeine Post Metal Fußvolk. Year of No Light fand ich auch großartig, zumindest als die noch einen Sänger hatten und Precambrian von The Ocean ist auch über jeden Zweifel erhaben.
Dennoch spielen Pelican für mich zumindest in den Anfangsjahren in ihrer ganz eigenen Nische, derartige Wucht mit hymnischen Melodien zu verbinden, ist nur ganz wenigen gelungen. "Isis für Arme" ist da schon ein hartes Urteil, zumal ich soundtechnisch da gar nicht so viele Parallelen höre. Wenn du dir noch eine andere großartige Band aus diesem Feld anhören möchtest, probier mal Tides. Resurface gehört neben den genannten Pelican Alben zu den Highlights im instrumentalen Post Metal, leider kennt die kaum jemand.

Magoose

Postings: 81

Registriert seit 15.06.2013

2019-06-22 21:45:01 Uhr
Ich persönlich muss bei Pelican immer als erstes an eine Isis Version für arme denken (klingt jetzt härter als es gemeint ist). An denen müssen sie sich für mich messen (insbesondere an Celestial, Oceanic, Panopticon).

Daneben gibt es dann noch Bands wie Year Of No Light, DVNE, Omega Massif, die erwähnten Russian Circles (die, wie ich finde meist etwas mehr Dynamik drin haben als Pelican), The Other Side Of The Sky mit Rorschach, teilweise The Ocean Collective und, wenn man etwas mehr Abwechslung haben will Yakuza (ist aber eher Avantgarde als Post).

Alles Bands, die aufgrund der einen oder andere Besonderheit für mich spannendere Outputs als Pelican abgeliefert haben.

So und jetzt kannste meine Meinung gerne auseinandernhemen ;).

boneless

Postings: 5308

Registriert seit 13.05.2014

2019-06-22 10:20:38 Uhr
Sehe auch den Vergleich mit den Russian Circles nicht so wirklich (auch wenn ich da die ersten zwei drei Outputs wirklich stark fand).

Welche Bands haben denn deiner Meinung nach alles schon besser gesagt?

Und: Ich respektiere deine Meinung, aber verstehe sie nicht. ;D

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31724

Registriert seit 07.06.2013

2019-06-21 00:17:20 Uhr
Vom Sound her sicher fetter als Russian Circles, aber irgendwie machen letztere mehr "Spaß". Aber ich geb mir "Australasia" nochmal.
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