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Duncan Lloyd - Outside notion

Duncan Lloyd- Outside notion

Afternoon In Bed
VÖ: 24.05.2019

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Panflöten raus

Gut, dass die Gitarre keine Panflöte ist. Mal angenommen, man steht gerade in Machu Picchu und macht dieses Foto, das alle immer machen, die gerade dort sind, dann könnte man sich eine Panflöte vielleicht noch gefallen lassen. Würde sich immer noch kacke anhören, aber es gäbe halt Argumente, die man gelten lassen müsste. Vielleicht existieren auch noch andere derartige Gelegenheiten, aber die Meinung des Rezensenten steht fest: Kein Instrument hat in der Populärmusik weniger zu suchen. Nicht auszudenken, wäre Gitarrenmusik Panflötenmusik. Die Welt wäre ein anderer, noch traurigerer Ort. Bitte einmal vorstellen. Und jetzt aufatmen, dass dem nicht so ist. Lieber 17 Tage nonstop Mark Knopfler auf der Gitarre gniedeln hören als auch nur eine Viertelstunde dem besten Panflöter des Universums lauschen müssen. Jetzt sind wir endlich beim Thema: Duncan Lloyds neues Album "Outside notion" hält den einen oder anderen Mark-Knopfler-Moment parat. Und nachdem nun bekannt ist, dass alles viel schlimmer hätte kommen können, darf man sich dennoch darauf freuen.

Anfangs ist es durchaus verwirrend, wie Lloyd – hauptberuflich bekanntlich Gitarrist von Maximo Park – mit seinem neuen Output auftritt. Noch im Januar 2019 hat er die EP "Dear O" veröffentlicht, auf der alles wie immer zu sein schien: Die Indie-Spezialist haut geniale Genre-Songs raus. "Outside notion" ist viel unflotter, das fällt sofort auf. Und dazu kommt eben auch diese neue, ganz andere Hinwendung zum Instrument. "Stark hallende Gitarren, die wie ein Licht aus dem Jenseits schimmern, eine Stimme, die wie ein Geist aus der Tiefe Deiner Seele wiederschallt und Dich sanft dazu überredet, aus Deinem Traum in einen erwachenden Zustand zu gleiten", beschrieb es das Magazin Tiny Mix Tapes quasi perfekt. Hier und da baut die Platte eine Atmosphäre auf, die derart hypnotisch ist, dass man bezweifeln muss, je wieder aufzuwachen, dann wieder kehrt Lloyd eine ganz große Melodie heraus, die man so kaum noch erwartet hatte und letztlich den Zunder unterm Arsch bildet, der schließlich das aus dem Bett schmeißende Feuer entfacht. Ganz plakativ funktioniert genau das in "Young dreams", das sich zu klimpernden Saiten zunächst auf die Geräuschkulisse fokussiert und dabei ein Theremin integriert, dann aber mit einem fast unsensiblen, dafür umso geileren Break einen Beat herbeiholt, die Akustische klassisch anschlagen und den Sänger zwischen "La-la-la"-Chören bis zum Refrain zu Höchstform auflaufen lässt.

Wirklich wunderschön ist der Titeltrack, der von der bezaubernden Stimme einer Dame namens Sarah Suri begleitet wird. Auch hier ist die Gitarre federführend und zeigt dabei viele hübsche Gesichter, deren schönstes sicherlich in jenem mehrfach sein Erscheinungsbild wechselnden Solo zur Songhälfte sichtbar wird. Auch im ansonsten an die Travis von "The man who" erinnernden Opener "Historic elements" bekommt sie einen Augenblick, der nur ihr zusteht. Das ist dann so ein Mark-Knopfler-Moment, der aber dann gar nicht so weh tut. Das Intro von "5 a.m." klingt wie der angenehmste aller Morgen, "Planetarium" mit seinen verzerrten Gitarrenwänden so spacig, wie es der Titel vermuten lässt. Bei "'Til the fear breaks" kehrt die Klampfe den Clown nach außen, in "Guess and wonder" hingegen reitet sie durch die Prärie, während Lloyd den Hörer behutsam mit seinem Gesang einlullt. Es sind nur neun Songs auf diesem Album, aber jeder hat seinen eigenen Charakter, der doch nicht aus der Reihe tanzt und stattdessen dem musikalischen Grundnarrativ jederzeit treu bleibt. Was Lloyd mit der Gitarre kann, war klar, dass er all das dann schließlich so einsetzt, nicht. Er schafft es, dem Instrument Raum zu geben, ohne es dabei ins Kitschige abdriften zu lassen. Nur einmal, ganz am Schluss von "Outside notion", am Ende des Closers "First, Monday", stiehlt ihr eine Geige dann fast die Show. Immerhin keine Panflöte, nicht wahr?

(Pascal Bremmer)

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Highlights

  • Historic elements
  • Young dreams
  • Outside notion (with Sarah Suri)

Tracklist

  1. Historic elements
  2. 5 a.m. eyes
  3. Planetarium
  4. Young dreams
  5. Outside notion (with Sarah Suri)
  6. Journey B
  7. 'Til the fear breaks
  8. Guess and wonder
  9. First, Monday

Gesamtspielzeit: 38:27 min.

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User Beitrag

Pascal

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 651

Registriert seit 13.02.2013

2019-05-30 23:24:55 Uhr
Um mich mal selbst zu zitieren: Panflöten raus!

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26286

Registriert seit 08.01.2012

2019-05-30 20:03:02 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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