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Apex Manor - Heartbreak city

Apex Manor- Heartbreak city

Merge / Cargo
VÖ: 31.05.2019

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Ziemlich bester Freund

Das allerbeste Händchen für gelungene Albumtitel hat Ross Flournoy jetzt nicht unbedingt. Humor allerdings schon: "The year of magical drinking", der Name seines 2011 erschienenen Debüts als Apex Manor, sorgte zumindest für ein kleines Schmunzeln, wollte sich bei aller Kumpeligkeit dann aber so gar nicht zum darauf enthaltenen Sound zusammentun. Für den nun endlich in den Startlöchern stehenden Nachfolger wählte das Ex-Mitglied von The Broken West den nach Kummer, Tränen und Leid klingenden Titel "Heartbreak city". Sofort vermutet man eine Platte voller schmusiger Balladen, ein Piano hier, eine Geige dort, überall das große Drama. Aber wie gesagt: Das allerbeste Händchen für gelungene Albumtitel hat dieser Flournoy wirklich nicht.

"Heartbreak city" ist nämlich kein schwerer Liebeskummer-Brocken, kein Schmachtfetzen, keine Anklage an irgendwelche Liebesgötter. Sondern stattdessen eine Ansammlung kleiner, feiner Oden an die Neunzigerjahre, die sich eben auf völlig erwachsene Art mit dem Thema Liebe beschäftigen. Elf auf erste Ohr durchaus auch etwas unscheinbare Perlen, die ihren mit dem Alternative-Rock von Dinosaur Jr. und Sebadoh flirtenden Charme erst nach und nach entfalten. Mit der Unterstützung von The Brian Jonestown Massacres Dan Allaire am Schlagzeug und Bassist Rob Barbata (Kevin Morby, Cass McCombs) produzierte Flournoy in Memphis nicht nur sein erstes nüchternes Album – "The year of magical drinking" war mehr als nur eine kleine Anspielung auf seinen Alkoholismus –, sondern eines, von dem man erst mit der Zeit merkt, wie es einem ans Herz wächst. Es ist ein Fremder, der zum Freund wird.

Dabei hilft es unwahrscheinlich, dass Flournoy kein Mann für große Experimente ist, und das durchaus im positiven Sinn. Schon der Opener "Asked & answered" geht derart unbeirrbar seinen Weg geradeaus, dass man sich als Hörer ohne zu hinterfragen einfach anschließt. Das dazugehörige äußerst liebevolle Musikvideo erledigt den Rest für diesen kleinen Marsch, der gleichermaßen nach vorne und in die Vergangenheit zu gehen scheint, irgendwann, Anfang der Neunziger. Wo und wann auch immer: Flournoy feiert eine Hausparty und lädt alle seine neuen Freunde ein, mit denen er sich zum schrammelig-schönen "Where my mind goes" gemeinsam die verdammte Seele aus dem Leib grölt, die zum Titeltrack ein spontanes kleines Fußballspiel im Garten starten, die ihm zum ungleich poppigeren "Sara now" über die Ex hinwegtrösten, die er neulich in der Stadt getroffen hat.

Denn auch wenn Flournoy auf "Heartbreak city" mitnichten den metaphorischen Strauß Rosen trotzig in die Ecke schleudert, findet er hier offene Worte. "Diamond in the dark" ist zurückhaltender Heartland-Rock, wie er auch von The War On Drugs hätte kommen können, "Morning light" ein dem Sonnenlicht entgegenblinzelnder DIY-Jam mit Demo-Charakter und das abschließende "Sanctuary" ein bluesiger Beweis dafür, dass der Albumtitel vielleicht doch gar nicht so verkehrt ist. Denn Herzen brechen hier auch ganz ohne große Pose oder Melodramatik, sondern allein aufgrund der Intensität, mit der Flournoy seine Freundschaften schließt und vertieft. Mit Blick auf die Zeitspanne zwischen seinem letzten und dem neuen Album wird man sich wohl nicht allzu schnell wiedersehen. Aber trotzdem freuen wir uns jetzt schon.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Asked & answered
  • Diamond in the dark
  • Sanctuary

Tracklist

  1. Asked & answered
  2. Where my mind goes
  3. The long goodbye
  4. Diamond in the dark
  5. Actual size
  6. Heartbreak city
  7. Sara now
  8. Nervous wreck
  9. VCR
  10. Morning light
  11. Sanctuary

Gesamtspielzeit: 46:08 min.

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Armin

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2019-05-30 20:00:52 Uhr - Newsbeitrag
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