Type O Negative - Life is killing me
Roadrunner / Universal
VÖ: 16.06.2003
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
B(l)ack on track
Nur, um das ein für allemal und hier und heute klarzustellen: Um acht Oktaven tiefer gestimmte Kehlköpfe sind spätestens seit finnischen Retorten-Zombies und Rudolf Scharping alles, aber auch wirklich alles andere als cool. Ja, selbst standesgemäß spinnwebige Gruft-Images sind öfter denn je nur noch ein Teil ausgetüftelter Vermarktungsstrategien. Aber nicht doch in New York. Nicht bei Rotwein-Junkie Peter Steele und seinen stahlharten Genossen. Denn außer der Musik ließ sich hier noch kaum je etwas verkaufen. Noch nicht einmal Porno-Petes Pullermann, der seinerzeit das Cover eines Playgirl-Ladenhüters zierte. Überhaupt, die Vergangenheit. Da war so vieles. Vier Jahre zwischen hier und jetzt. Zehn Jahre nach dem großen Durchbruch. Vergessen. Aus. Vorbei. Aber Type O Negative sind eben immer noch. Zum Glück.
Positively pissed und zynisch betrübt. Verkapptes Selbstmitleid als treibende Kraft. Aber genauso auch ein wenig wertkonservativ. Macht aber nichts, weil man schon immer wußte, daß die Trauermienen hier noch niemals aufgepappt waren. Willkommen in der Realität. In der einzig wahren. Es schmerzt, das Leben. Wie und vor allem wo läßt sich also "Life is killing me" im Trauerkosmos der Amerikaner in etwa einsortieren? Punker wie "I don't wanna be me" oder "I like goils" sind fast zorniger als alles, was es seit "Slow, deep and hard" auf die Lauscher gab. Gleichzeitig fehlt aber der leichtfüßige Dreimunten-Goth-Pop, der zu Zeiten eines "My girlfriend's girlfriend" beste Freundinnen auch gleich im Zweierpack zu schnurrenden Schmusekätzchen mutieren ließ. Willig und kein bißchen billig.
Steeles Monster-Baß brummt mit seinem Stimmorgan um die Wette. Josh Silver ist so kaputt wie Tastenmann. Doom-Riffs essen Depressionen auf. Man will das doch gar nicht mehr anders hören. Psychedelik, Trauer, definitiv mal wieder viel zu viele Drogen. Nein, das ist schon irgendwie "Bloody kisses". Oder aber auch "October rust". Auf alle Fälle aber zugänglicher als der zähe Krimskrams von "World coming down". Ähnlich wie dessen Beatles-Medley kurz vor Toreschluß macht "(We were) Electrocute" dann einen kurzen Abstecher in die Sechziger, bevor die Käsebleich-Melodien der Neunziger auf die langen Matten von tja, ähm, vorvorgestern treffen. Manche Macke stirbt nie so ganz.
Das funktionierte damals, das funktioniert auch heute. Aber nicht als Selbstplagiat, sondern als Rückbesinnung auf die eigene Stärken. "Angry inch" kracht zumindest teilweise schon ziemlich nahe der alten Carnivore-Ecke. "Life is killing me" ist erst zäh, dann zart, "...A dish better served coldly" kaum weniger unterkühlt, wie der Titel vermuten läßt. Im positivsten Sinne, freilich. Die Gänsehaut darf also wieder übergestreift werden. Der Präser bleibt aber vorerst im Schrank. Bis zum Oktober. Dann darf wieder gekuschelt werden. Ganz bestimmt. Im Dunkeln. Zu dritt. Die Betten sind schonmal gemacht.
Highlights
- Life is killing me
- Anesthesia
- Angry inch
Tracklist
- Thir13teen
- I don't wanna be me
- Less than zero (<0)
- Todd's ship gods (Above all things)
- I like goils
- ...A dish better served coldly
- How could she?
- Life is killing me
- Nettie
- (We were) Electrocute
- IYDKMIGTHTKY (Gimme that)
- Angry inch
- Anesthesia
- Drunk in Paris
- The dream is dead
Gesamtspielzeit: 74:34 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Norman Bates |
2004-01-16 08:45:16 Uhr
Ja, ist ein gutes Album. Ähnelt wieder etwas den ersten beiden Alben "Slow, deep and hard" und "The origin of the feces". Weniger Gruft, mehr Hardcore. Und geile Gitarre. |
adonais |
2004-01-15 22:44:03 Uhr
*threadnachobenschieb* |
Sven |
2003-06-24 00:36:14 Uhr
Base not your joy upon the deeds of others, for what is given can be taken away.No hope = No fear. Eek. :-( |
Sven |
2003-06-23 18:39:09 Uhr
Stimmt. Der Großteil der Band mag es aber auch nicht mehr. Zäh. Ich mag immerhin den ersten Song und "Pyretta blaze". |
KmakeOmeRbadN |
2003-06-23 18:28:45 Uhr
ich persönlich mag "world coming down" sogar mehr als "october rust". das bedeutet, dass o. r. für mich die schwächste von ihnen ist. und das obwohl viele o. r. sogar für die beste ton platte halten. naja, geschmacksache eben. |
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Referenzen
Frown; The Sisters Of Mercy; Moonspell; Fields Of The Nephilim; Paradise Lost; Carnivore; Bauhaus; The Chameleons; Joy Division; Interpol; The Cult; Danzig; Black Sabbath; Ozzy Osbourne; Sentenced; HIM; Anathema; Tiamat; My Dying Bride; Love Like Blood; Sundown; Scream Silence; My Bloody Valentine; Dead Can Dance; Cocteau Twins; Life Of Agony
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