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Hayden Thorpe - Diviner

Hayden Thorpe- Diviner

Domino / GoodToGo
VÖ: 24.05.2019

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Allein, allein

Aus die Maus: Als Wild Beasts 2017 völlig überraschend das Ende der Band verkündeten, schien es das tatsächlich gewesen zu sein. Ohne genauere Angabe von Gründen zog sich das britische Quartett zurück, dass sie sich jedoch nicht urplötzlich komplett zuwider sein konnten, belegte immerhin die zuletzt veröffentlichte Live-Songsammlung "Last night all my dreams came true". Und dann? Nix mehr – bis jetzt: Hayden Thorpe, als Frontmann sowohl Gesicht und Stimme von Wild Beasts, steht mit seinem Solodebüt "Diviner" in den Startlöchern. Da soll noch mal einer sagen, dass wahrgewordene Träume reine Märchen und Hirngespinste wären.

Wer jedoch auf eine Art Light-Version von Wild Beasts hofft, wird enttäuscht. Freilich erinnert nicht nur der Gesang Thorpes an seine ehemalige Band, und auch rein vom Sound ist zumindest eine gewisse Nähe an die musikalische Vergangenheit des Londoners zu erkennen. Und dennoch hört man deutlich heraus, wie sich der 33-Jährige loslösen möchte. "Diviner" ist deutlich weniger tanzbar als alles, was Wild Beasts in ihrer eineinhalb Jahrzehnte andauernden Karriere produziert haben, und sorgt trotzdem für die eine oder andere Körperzuckung, bringt das Blut in Wallung, zaubert ein Lächeln ins Gesicht und an mancher Stelle auch ein paar kleine Tränchen in die Augenwinkel.

"Show me where to go", heißt es im Opener und Titeltrack, der selbst den Weg anzeigt: Hauchzart und intim startet das Album, die Eröffnungszeile "I'm a keeper of secrets, pray to tell" scheint Thorpe mehr zu flüstern als zu singen, nur langsam baut er sich auf und steht am Ende allenfalls aufrecht da, ohne Gepose, aber auch ohne Distanz. Er habe den Track an seinem Geburtstag geschrieben, nachdem er sich nach der Auflösung von Wild Beasts eine Weile zurückgezogen hatte. Wie froh er selbst darüber zu sein scheint, sich jetzt wieder zurück ans Tageslicht zu trauen, hört man "Diviner" an, sowohl der Single als auch dem Album: Hoffnungsvoll klingt das. Frisch gestärkt. In sich ruhend.

Viel mehr als Thorpes Stimme und ein Piano benötigen die meisten Songs nicht, sämtliche weitere Instrumentierung scheint mehr zur generellen Unterstützung zu sein statt zur wirklichen Verteilung der Hauptlast. Die große Stärke der Ballade "In my name" ist jener unverkennbare Gesang und nicht die dezenten Streicher im Hintergrund. In "Human knot" sind es die harmonisch übereinandergelegten Vocals und nicht die verspielten Beats aus der Steckdose, im ätherischen "Earthly needs" sorgt Thorpes stimmliche Achterbahnfahrt für mehr Drama, als es die Synthies je schaffen könnten. Und auch in der Electronica-Soul-Nummer "Anywhen" bleibt der Fokus trotz allen Geplänkels, allen kleinen Nebengeräuschen immer auf ihn gerichtet, der hier wie durch ein Spiegelkabinett zu wandeln scheint, mal kurz veschwindet und alsbald dort wieder auftaucht.

Vielleicht ist es einfach die Mischung aus allem. Auch wenn es Wild Beasts nicht mehr gibt, ist Thorpe alles andere als allein. Und mit sich selbst im Reinen: "Cold heart of fiction aggressively kind / We're living a life of love crime / And I'm giving up this time / And even the greatest of loves / Are made of muddy stuff that I'm giving up", singt er in "Love crimes". Das ist Futter für Hobby-Psychologen, die den Grund für die Auflösung der Band hier erkannt haben wollen, wenngleich doch die einfachste aller Aussagen drinsteckt, die auch Ton Steine Scherben so ähnlich schon aussprachen: Mach kaputt, was Dich kaputt macht. Thorpe geht dem Ärger nicht aus dem Weg, er lässt ihn hinter sich. "The world is waiting for us outside / No more hiding in plain sight", sagt er im Abschlusstrack "Impossible object", auch hier baut er sich nach und nach auf, bis er am Ende mit beiden Beinen auf dem Boden steht. Was für ein perfekter Zeitpunkt, um seinen eigenen Weg zu gehen.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Diviner
  • Anywhen
  • Impossible object

Tracklist

  1. Diviner
  2. Straight lines
  3. Earthly needs
  4. Love crimes
  5. Stop motion
  6. In my name
  7. Anywhen
  8. Human knot
  9. Spherical time
  10. Impossible object

Gesamtspielzeit: 37:17 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Gordon Fraser

Postings: 2537

Registriert seit 14.06.2013

2019-12-19 13:49:46 Uhr
Wächst jetzt nochmal zum Ende des Jahres stark bei mir. Tolles Album.

S0mbrero

Postings: 83

Registriert seit 14.06.2013

2019-10-24 10:56:12 Uhr
Wunderbares Album. Straight Lines ist großartig!

Otto Lenk

Postings: 772

Registriert seit 14.06.2013

2019-05-31 18:10:58 Uhr
Für mich bis jetzt die Überraschung des Jahres. Ganz starkes Album.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-05-22 19:27:51 Uhr - Newsbeitrag


HAYDEN THORPE

Diviner, das Solodebüt von Ex Wild Beast Hayden Thorpe ist eine sehr emotionale Angelegenheit. Der Ton ist offen, zeugt von Selbsterkenntnis. Das ganze Album fühlt sich wie eine überraschende Abkehr von Thorpes früherer Arbeit mit den Wild Beasts an und ist auch ganz anders, als alles, was im Moment so veröffentlicht wird.

Geschrieben wurde Diviner in einer Phase des persönlichen Wandels; an Orten in Kalifornien, Cornwall und in seinem Haus in London, das die stabile Basis bildete, von der aus er seine neuen Lebens-, Geschichten- und Glaubenssysteme entwickelte. "Mein Leben basierte auf einem bestimmten Koordinatensystem, einer Band, einer Familie. Als sich das nach Auflösung der Band komplett verlagerte, hatte ich einen Geist, für den ich einen neuen Spuk finden musste", bemerkt Thorpe. Den neuen Spuk hat er gefunden und er klingt wunderbar!

Earthly Needs ist der dritte Track aus dem am 24.05. erscheinenden Album.
Tim L.
2019-05-19 23:33:06 Uhr
ist das was für mich?
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