Big | Brave - A gaze among them
Southern Lord / Soulfood
VÖ: 24.05.2019
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Gegen die Wand
Ein Hoch auf die Kompromisslosigkeit, auf das Intensivieren einiger weniger Schlüssel-Elemente. Big | Brave aus Montreal gönnen dem Hörer keine zuckrigen Refrains, anschmiegsamen Melodiebögen oder vordergründigen Konzessionen an die Abwechslung. Ihr Experimental-Rock fokussierte sich bereits auf dem letzten Album "Ardor" auf Räumlichkeit, Unmittelbarkeit und kathartische Energiefreisetzung. Dafür war und ist insbesondere auf dem neuen Longplayer "A gaze among them" die Repetition mit minimalen Verschiebungen die erste Wahl. Ein Ton kann da schon mal minutenlang wiederholt werden, getragen von einem simplen, archaischen Schlagzeugspiel, das aber genau wie die feedback-umschwirrten Gitarren einen unerhörten Druck aufbaut. Und dann ist da ja auch Robin Wattie, das in Gesang gegossene, weibliche Damokles-Schwert dieses Albums.
Sie vereint ein kehliges Kratzen mit verletzlicher Klarheit und zieht zähflüssige Melodieschleifen über den schroffen, brutal niedergewalzten Untergrund. Wie ein verzweifeltes Ansingen gegen einen unausweichlichen Untergang, dessen erste Botschafterin sie selbst zu sein scheint. Wattie kämpft, rennt gegen innere Wände an und hat die Dämonen im Nacken sitzen. Unnachgiebig dabei die Instrumentierung: Das Drumming presst die Luft aus den Lungen, drückt den Hörer an eine Wand aus Feedback und ungesund brutzelnden Riffs. Das dumpfe Beschlagen der Felle in "Holding pattern" setzt sich entlang der Nervenbahnen des Rezipienten fort, ein gnadenloser Countdown zum funkenschlagenden Einsturz des Kartenhauses aller Gewissheiten. Denn Big | Brave räumen gehörig auf. Das Schmirgeln der Gitarren ebnet die mentalen Gebirgslandschaften ebenso rigoros ein, wie das tonnenschwere Schlagzeug einen Gletscher zum Kalben bringen könnte. Dadurch, dass sich der kanadische Dreier auf karge Tonfolgen beschränkt, bleibt viel Zwischenraum für behutsam gesetzte Variation.
Inmitten des garstigen Verstärkerröchelns kann sich da schon mal ein heller, cleaner Gitarrenpart einschleichen, die Drums finden zwischendurch ihren Frieden in jazziger Begleitung, doch die Durchschlagskraft dieser Truppe bleibt im Ganzen immer brachial eindeutig. Man kann als Zeuge von "A gaze among them" innerlich die Stoßrichtung eines Stückes wie "Body individual" nur aufnehmen oder man wird förmlich zerrieben von all dem wuchtigen Druck, den diese dennoch minimale Musik erzeugt. Dies sind jene Momente, in denen man zwischen Hilflosigkeit und Ekstase pendelt – nicht sicher, wo man am Ende herauskommt.
Highlights
- Holding pattern
- Body individual
Tracklist
- Muted shifting of space
- Holding pattern
- Body individual
- This deafening verity
- Sibling
Gesamtspielzeit: 38:59 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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u.x.o. Postings: 553 Registriert seit 29.08.2019 |
2021-01-28 11:09:25 Uhr
Doch, doch! Die hatten das auf ihrem Instagram Account verlautbart. (Und vermutlich das Album Artwork geteilt.) |
Randwer Postings: 3313 Registriert seit 14.05.2014 |
2021-01-28 07:10:32 Uhr
Sind sie nicht mehr bei Southern Lord? |
u.x.o. Postings: 553 Registriert seit 29.08.2019 |
2021-01-28 05:44:15 Uhr
Neue LP wurde vor ein paar Tagen angekündigt. Ein genaues Datum gibt es wohl noch nicht "soon" war der gesteckt Zeitrahmen des Labels im genauen Wortlaut. |
u.x.o. Postings: 553 Registriert seit 29.08.2019 |
2019-09-10 20:41:35 Uhr
War bis zum Tool Album mein heißester Anwärter auf das Album des Jahres, mal sehen auf welche Seite die Münze zum Jahresende fallen wird, bzw. ob unerwartet noch ein anders Highlight erscheint.Anfangs war ich skeptisch, ob die kürzeren Songs eine ähnlich dichte Atmosphäre entwickeln würden, wie es der Vorgänger vermocht hat. Aber diese Zweifel wurden durch das starke Songmaterial direkt fortgewischt. In diesem Jahr ist A Gaze Among Them wahrscheinlich die Platte, die am häufigsten auf meinem Heimweg lief, wenn ich nach der Arbeit nochmal kurz den Kopf frei bekommen wollte/musste... : ) Auch live war die Band extrem stark, hier haben mich in 2019 lediglich die Daughters mehr beeindruckt. |
MasterOfDisaster69 Postings: 991 Registriert seit 19.05.2014 |
2019-09-10 18:42:17 Uhr
und?ich finds gut. nochmal reinhoeren am besten. das Album ist gut. https://www.youtube.com/watch?v=j1S-xH_3-qQ 7/10 |
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Referenzen
Planning For Burial; The Body; Miserable; Sumac; Elizabeth Colour Wheel; True Widow; Helms Alee; Thou; Jaye Jayle; Marriages; King Woman; Cough; Sunn O))); Burning Witch; Earth; Boris; Neurosis; Isis; The Ocean; Year Of No Light; Pelican; YOB; Godflesh; Author & Punisher; Uniform; Inter Arma; Conan; Indian; Bell Witch; Oxbow; Hey Colossus
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