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4CC - X

4CC- X

Resonance Moscow
VÖ: 05.04.2019

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Wein an rostigen Gittern

Draußen scheint die Sonne, es grünt so grün. Drinnen sieht die Welt ganz anders aus. Monotones Dröhnen dringt aus den Lautsprechern. Ein Gefühl der Verlorenheit stellt sich ein. Die Russen sind da. Genauer gesagt: 4CC, ein Projekt aus Jekaterinburg. Auf ihrem neuen Album "X" lassen die Musiker die Jalousien unten. Dabei entziehen sie sich geschickt einer unmittelbaren Kategorisierung. Der Opener "Сторм" lockt dabei bewusst auf eine falsche Fährte. Der Song vereint Einflüsse aus TripHop und Industrial und findet erst gegen Ende einen Weg aus der Dissonanz. Die Schroffheit dieses Tracks wirkt gleichzeitig abschreckend und anziehend. Unter all dem Knistern und Rauschen schlummert Schönheit. Diese tritt in "Сол" ans Tageslicht. Lange Synthesizer-Akkorde wabern vorbei, eine Frauenstimme schält sich aus dem Dickicht. Auch "Дьявол" folgt einem ähnlichen Schema. Unheilvoll blubbern die Maschinen, während der Gesang die Toten beschwört.

Die Recherche nach den Ursprüngen der Band führt überwiegend ins Nichts. Ganz schön obskur, das alles. Doch genau derlei Zufallsfunde machen die musikalische Gegenwart so spannend. Fest steht: Hier sind Musiker mit einer klaren Vision am Werk. Der Reiz von "X" entsteht paradoxerweise aus dem Ungefähren. Wenn "Красный дракон" nach einem melancholischen Intro ohne Vorwarnung einen zerschossenen Beat auffährt, gibt es nur noch eine Richtung: abwärts. Ein leichtes, leises Säuseln genügt den Russen hier als melodischer Anker. Hinzu gesellt sich ein feines Händchen für den handwerklichen Bereich des elektronischen Musizierens. Sounds wie in "Ханаби" würde auch ein Martin L. Gore nicht von der Bettkante schubsen.

Das Grundtempo auf "X" ist langsam, stellenweise fast meditativ. Einzig "Оператор" überrascht mit einem schnellen Breakbeat, der als Fundament für ein einprägsames Rhodes-Motiv dient. Das Merkwürdige an der Musik von 4CC ist, dass sie trotz aller Düsternis versöhnlich wirkt. Paradebeispiel hierfür ist die Miniatur "Райдо", in welcher heulende Geigenklänge auf eine subtile Vibraphon-Melodie treffen. Jeder Verfall bringt eine Möglichkeit des Neubeginns mit sich. "X" ist das musikalische Äquivalent zu einer Industrieruine, die Stück für Stück überwuchert wird. So wichtig wie er sich häufig nimmt, ist der Mensch nicht. Glücklicherweise hat er Kunst, mit der er sich die Zeit bis zum Unvermeidlichen vertreiben kann. Schöne, schreckliche Kunst.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • Сторм
  • Сол
  • По небесам
  • Оператор (feat. Digital_Chimp)

Tracklist

  1. Сторм
  2. Куб
  3. Райдо
  4. Сол
  5. Дьявол
  6. По небесам
  7. Красный дракон
  8. X
  9. Ханаби
  10. Оператор (feat. Digital_Chimp)

Gesamtspielzeit: 40:31 min.

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User Beitrag

Watchful_Eye

User

Postings: 2773

Registriert seit 13.06.2013

2019-04-25 20:40:17 Uhr
Hab schon meinen ersten Durchlauf hinter mir. Nichts überwältigendes, aber lohnt sich, guter Tipp :). 7/10 passt

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-04-25 20:36:44 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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