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Josh. - Von Mädchen und Farben

Josh.- Von Mädchen und Farben

Warner
VÖ: 26.04.2019

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Gleich schlägt's 13

Wie soll man mit den Landesnachbarn auf einen Nenner kommen, wenn es schon innerhalb der Grenzen an grundsätzlichem Übereinkommen mangelt? Die Uhrzeit ist quasi eine deutsche Religion, eine Gretchenfrage, sei es bei der Zeitumstellung oder bei der sprachlichen Formulierung von Zeitpunkten. Wann ist eigentlich morgen – nach Mitternacht oder nach dem Aufstehen? Heißt es denn nun "viertel nach sieben" oder "viertel acht"? Josh., Wiener Musiker und Sänger und nur echt mit abschließendem Punkt am Ende, ist da auch keine Hilfe. "Viertel drei" heißt ein Song seines Debütalbums "Von Mädchen und Farben". "Kurz nach zwölf ist für Dich schon nicht mehr heute", mokiert er sich, während der geneigte Norddeutsche sich fragt, ob "kurz nach zwölf" konsequenterweise nicht eher circa "zehntel eins" sein müsste. Uff.

Was bei Josh. natürlich noch mehr die Nation spaltet als diverse Zeitbekundungen, ist sein Hit "Cordula Grün". Kaum noch isoliert als das Indie-Pop-Stück wahrzunehmen, das es eigentlich ist, wurde seine Geschichte bereits durch Bierzelt-Einsätze und Coverversionen von Hinterwäldler-Blaskapellen überkritzelt. Vergisst man all das, bleibt ein clever akzentuiertes Klavier, eine einprägsame Melodie in einem vielleicht etwas zu einfachen Refrain und der recht verschmitzte Text. Auf "Von Mädchen und Farben" will schon der Albumtitel maximal zwinkernd darauf hinweisen, dass "Cordula Grün" ja der Grund ist, warum dieses Album überhaupt jemanden interessieren dürfte. Leider liefern nicht alle restlichen Songs Gründe, die dieser These widersprechen.

Hip ist an Joshs zwischen Country und Kammerpop changierenden Stücken erst mal gar nichts, vielmehr schreckt der bürgerlich Johannes Sumpich heißende Romantiker vor Altbackenheit nicht zurück. Mit den pupsenden Blasinstrumenten in "Sowieso" klingt das immerhin wie die Ösi-Version von Element Of Crime, "Bei Dir" versinkt dagegen hoffnungslos in alten Deutschrock-Klischees und Belanglosigkeit. "Wenn ich Dich seh / Dann tut's noch weh" – da hält man es doch eher mit Cordulas Einstellung: "Ihr graut vor Kitschpoesie / Mit Refrain, mimimi." Hier wäre sie schon über alle Berge. Textlich finden sich ohnehin immer wieder die kruden Endreime, die schon den Erfolgssong charmant machten, woanders aber manchmal die Ambition untergraben. "Es war 2000 zu Silvester / Ich war 14, ich wollt' eigentlich Deine Schwester" und ein Reim von "Ikea" auf "Dorothea" – so gestaltet man nicht gerade den bestmöglichen Einstieg in eine erste Platte, auch "Du bist verlobt mit'm braven Werner / Doch Klaus berührt Dich viel interner" in "Viertel drei" ist eher peinlich als frivol.

"Von Mädchen und Farben" verfällt außerdem zu oft in einen behäbigen Trott, obwohl doch eine schmissige Nummer wie das zurecht als Nachfolgesingle auserkorene "Vielleicht" die Stärken des Wieners viel besser unterstreicht. Dort kommt seine trockene Art mit dezenter Rotzigkeit zum Tragen. "Melodie verlorn" erfüllt am Ende zudem noch die Hoffnung, dass Josh. eine Ballade auch Ballade sein lassen kann, ohne sie zu verkitschen. Die Gitarre hallt einsam, im Refrain weinen die Streicher, und die Lyrics stimmen mit ein: "Man sagt, die Zeit heilt alle Wunden / Doch niemand sagt, wie lang das wirklich braucht." Simpel, aber im Kontext effektiv. Was auch auf die besseren Momente auf "Von Mädchen und Farben" zutrifft, die gut und gerne seinen bräsigen Standards noch mehr Raum abnehmen dürften. Ob Joshs richtige Zeit noch kommt oder die Stoppuhr seines Ruhmes schon auf 14:59 steht? Schaumamal.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • Cordula Grün
  • Vielleicht
  • Melodie verlorn

Tracklist

  1. Dorothea von früher
  2. Reden
  3. Bei Dir
  4. Sowieso
  5. Cordula Grün
  6. Eskalation
  7. Ich spiel
  8. Vielleicht
  9. Viertel drei
  10. Melodie verlorn

Gesamtspielzeit: 36:15 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2020-05-05 19:19:14 Uhr - Newsbeitrag
VIDEO „Wo bist Du“ hier:











JOSH. – WO BIST DU

Neue Single entstand unter Mitwirkung von Fans



Normalerweise singt Josh. von grünen, untreuen Frauen, spaziert mit Pferden durch verwaiste Freibäder, will immer weiter reden, fängt fürs Weihnachtsfest schon mal einen Karpfen und isst Kekse dabei oder aber er verliert eine Melodie. Tut er das nicht, steht er auf Bühnen, spielt und singt sich dabei die Seele aus dem Leib. All das kann er jetzt nur mehr stark eingeschränkt oder aber gar nicht tun.



Möchte man meinen. Und würde ziemlich falsch damit liegen.



Denn Josh. wäre nicht Josh., liesse er es damit gut sein. Lieber nimmt er einen neuen Song auf, ruft Fans übers Radio und Social Media dazu auf, ihn gesanglich oder mit Klatschern zu unterstützen und somit auf dem fertigen Song zu hören zu sein - und veröffentlicht ihn auch in Corona-Zeiten schnellstmöglich.

Dabei vermeidet er es allerdings, Corona zu besingen oder einen Song einfach mal schnell „hinzurotzen“. Dafür sind die kleinen Sounddetails in der Produktion Josh. einfach zu wichtig. „Ich wollte auch unter den derzeitigen Bedingungen keine Kompromisse eingehen, schliesslich und endlich bleibt ein Song länger, als diese Krise hoffentlich dauert. Also kann die Devise jetzt erst recht nur heissen, akribisch zu sein und auch so zu arbeiten.“ sagt der erfolgreiche Wiener dazu.



Mit „Wo bist Du“ hat er eben das getan. Wobei der gelernte Österreicher auf die Frage „Wo bis Du“ vermutlich grantelnd „Na, wo werd‘ I jetzt schon sein? Daham! “ antworten würde. Jaja, die Österreicher, sie sind als charmant bekannt, wenn man denn Charme mit Grant verwechseln möchte.

So singt Josh. in „Wo bist Du“ vom Alleine-Sein, von der Trennung von seiner/n Lieben aber auch vom Egoismus, den ein jeder von uns kennt und die, die einem nahe sind, einfach als gottgegeben erscheinen lassen. Nur um dann auf Tour oder in der jetzigen Krisenzeit umso deutlicher zu bemerken, wie wertvoll und wichtig diese Menschen einem sind. Und wie leer eine volle Konzerthalle oder eine Wohnung sein kann. John Lennon hat einst gesungen „You don’t know what you got / until you lose it“. Sehr weise und gut beobachtet.



Musikalisch haben Josh. und seine Band den Song perfekt umgesetzt und textlich gibt es auch hier wieder gewohnt viel (Wort)Witz („ich hab‘ beim Humboldt Poesie/für ein Semester lang studiert - ich bin jetzt Dichter“) – die Fans sind im Chorus und bei den Claps mit dabei und mit ihrer Unterstützung ist „Wo bist Du“ ein perfekter Song zum Mitsingen und fürs Durchhalten daheim in den schwierigen Corona-Zeiten geworden.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-10-14 19:12:38 Uhr - Newsbeitrag
Josh. präsentiert das Video zu seiner aktuellen Single
"Reden" und spielt die letzten Konzerte seiner Deutschland Tour

Kurz nach dem 186. Oktoberfest in München, veröffentlicht der Österreicher Josh. nun das Video zu seiner aktuellen Single "Reden". Derzeit befindet er sich übrigens auch auf Deutschland Tour und spielt heute eine Show im Lux in Hannover - Weitere Termine findest du weiter unten im Newsletter.





Im letzten Jahr hatte Josh. seinen Durchbruch mit dem Song "Cordula Grün", der im letzten und in diesem Jahr zum Wiesnhit gekürt wurde. Die Goldsingle kann bis heute 25 Millionen Streams bei Spotify und das dazugehörige kultige Video 32 Millionen Views auf YouTube verzeichnen. Die Liste der Superlative ließe sich beliebig fortführen, von 26 Wochen in den Top 100 GfK Charts zum meist gewünschten Song des Jahres via Amazon Alexa. Am 29. April diesen Jahres gab er dann sein Debüt mit dem Album "Von Mädchen und Farben". Darauf enthalten ist neben "Cordula Grün" auch die aktuelle Single "Reden", die der Wiener in diesem Sommer neu arrangiert und mit einem Video veröffentlicht hat.



"Reden" beschäftigt sich mit dem vor allen in Beziehungen bekannten Phänomen, dass manchmal einfach alles gesagt ist. Es beeindruckt, mit welcher Nonchalance und Lässigkeit Josh. in Songlänge das hinlänglich bekannte und oft problembehaftete Thema Kommunikation besingt. „Kommunikation ist niemals nur einfach. Das gilt ja nicht nur zwischen den Geschlechtern, auch wenn es ein beliebtes, allzu oft bemühtes Klischee ist. Sie ist komplex, führt in die Irre, kann verletzend, herabwertend, mehrdeutig, wertschätzend, versöhnlich und vieles mehr sein. Allgemein sehne ich mich in sich endlos ausdehnenden und selbstreferenzierenden Gesprächen aber oft nach einer Pause oder schlicht und einfach nur nach: Stille“. sagt Josh. dazu.



Wer mehr dieser Erzählkunst des Austropops und seine Liebe zur deutschen Sprach in Gänze erleben will, der bekommt bei der laufenden Tour die perfekte Gelegenheit dazu.



Josh. wird in folgenden Städten zu sehen sein.


14.10.19 - Hannover - Lux
15.10.19 - Bremen - Tower
16.10.19 - Berlin - Musik und Frieden (Blaues Zimmer)
17.10.19 - Dresden - Beatpol


Bert
2019-04-18 22:16:56 Uhr
clever mit dem Stampfbeat wie hier beschrieben - absolut.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-04-18 20:58:38 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-04-18 20:56:21 Uhr
Dieses "Cordula Grün" ist einfach ein sehr gut gemachter Song - das darf man nervig finden, muss man aber anerkennen.
Zum kompletten Thread

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