Foxygen - Seeing other people
Jagjaguwar / Cargo
VÖ: 26.04.2019
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
You say goodbye and I say ...
Zuckerbrot und Peitsche, von Foxygen anschaulich demonstriert in zwei einfachen Sätzen, die als Antwort auf die alte Frage nach einer eventuellen Band-Trennung fielen: "We're never breaking up. We're not a band and never were." Wer wird denn da gleich dramatisch werden? Gut, anders ist man es von Sam France und Jonathan Rado ja auch nicht gewohnt. Schon im Vorfeld des fünften Albums "Seeing other people" schürte France in Form des eingangs zitierten "Abschiedsbriefs" die Besorgnis seiner Fans, und auch das Werk selbst weiß sich extrovertiert in Szene zu setzen. Foxygen sagen schon irgendwie Tschüss: Sie verabschieden sich etwa von Drogen, von irren Feten, von ihren eigenen mageren Körpern und damit auch von engen Lederhosen. Und zumindest vorläufig von den Brettern dieser Welt. Klingt vage? Stimmt. Bleiben wir also im Hier und Jetzt.
Womit wir bei einem weiteren Thema wären, bei dem es Foxygen uns nicht so einfach machen. Denn im Hier und Jetzt waren die beiden Herren ja zumindest musikalisch gesehen noch nie so wirklich. Sechzigerjahre-Pop, eine Space-Rock-Oper – nach der ebenfalls über ein mögliches Ende der Band spekuliert wurde –, ein Glam-Rock-Musical: Foxygen haben sich an verschiedenen Genres nicht nur versucht, sondern sich auch darin beweisen können. "Seeing other people" bildet da keine Ausnahme, wenngleich sich dieses Album schon ein Stück weit am Glam seines Vorgängers bedient und sich damit zurück in die Achtzigerjahre-Pop-Schublade verzieht. Schon ist der Grundstein gelegt für die nächste irre Parade. Vorhang, äh, Schublade auf!
Es hüpfen nacheinander heraus: der scheinbar der Anfangsszene eines John-Hughes-Films entsprungene Opener "Work" mit einer jungen Molly Ringwald im imaginären Musikvideo, das nach einer ultrascharfen US-Version von Falco klingende frühe Highlight "Mona", welches ganz gewollt noch lange nicht out of the dark ist, und schließlich der cheesige Titeltrack mit einer Extraportion Haargel auf dem Kopf und Vaseline auf den Zähnen. Jetzt alle tief durchatmen! Wir haben erst ein Drittel des Albums durch! Um es in kürzeren, zusammenfassenderen Sätzen zu sagen: Foxygen haben den Arsch offen. Wie schön! Denn schon der Einstieg macht trotz klanglicher und quietschbunter Achterbahnfahrt derart Laune, dass sogar die Tränen auf dem Abschiedsbrief schon wieder getrocknet sind.
"I remember a quote from Rado sticking with the press a few years ago about how we’d lived every rock n roll cliche in, about, one year. [...] I don’t know what’s next. But here’s a snapshot of it all", so France weiter in besagtem Schreiben, und Junge, Junge – bei diesem Potpourri von einem Schnappschuss zu sprechen, zeugt zumindest mal von Chuzpe. Andererseits: Möglicherweise ist das Polaroid einfach nicht richtig entwickelt und zeigt nur Farben-Salat. Während sich "News" jedenfalls mit Charme und Schmalz in die Beine groovt und am Horizont von Vice City verschwindet, tanzt "Livin' a lie" unterm Kunstschnee auf der Bühne des Kleinstadt-Theaters. Und zum Schluss? Da machen France und Rado eine geschickte Drehung, rasen fast bis an ihre Anfänge zurück und knutschen zu "The conclusion" vor dem wachsamen Auge und der schwarzweißroten Kulisse ihres Zweitlings "We are the 21st century ambassadors of peace & magic". Foxygen sagen Tschüss? Wir sagen auf Wiedersehen.
Highlights
- Mona
- News
- The conclusion
Tracklist
- Work
- Mona
- Seeing other people
- Face the facts
- Livin' a lie
- The thing is
- News
- Flag at half-mast
- The conclusion
Gesamtspielzeit: 37:07 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Plattenbeau Postings: 976 Registriert seit 10.02.2014 |
2019-04-19 10:13:37 Uhr
Mir gefällt der Weg, den die Singles vorgeben. Weniger dramatisch und ausufernd als auf "Hang", eher beschwingt und kompakt. Ich hoffe das geht auf dem Album so weiter. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27844 Registriert seit 08.01.2012 |
2019-04-18 20:58:13 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27844 Registriert seit 08.01.2012 |
2019-04-17 15:50:14 Uhr - Newsbeitrag
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Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27844 Registriert seit 08.01.2012 |
2019-03-28 18:50:51 Uhr - Newsbeitrag
„Seeing Other People“, das demnächst erscheinende neue Album vom L.A. Duo FOXYGEN, hat seit heute ein Geheimnis weniger: Denn mit „Face The Facts“ veröffentlichen Sam France und Jonathan Rado einen weiteren neuen Track von „Seeing Other People“, welches am 26. April via Jagjaguwar in die Läden kommt. Nach der grüblerischen Lead-Single „Livin' A Lie“ ist „Face The Facts“ ein Synth-Gitarren-Ohrwurm, der eine humorige Vorstellung vermittelt, wie es sei, ein irrelevanter Künstler zu werden. France singt: „You’re never gonna be a famous rock n’ roller / now that it’s over/ face the facts.” Der Track featured Kane Richotte auf einem all-snare drum Drum-Set und Rob Moose (BON IVER, ALABAMA SHAKES) spielt Streichinstrumente und das „Radotronics“. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27844 Registriert seit 08.01.2012 |
2019-02-06 16:19:37 Uhr - Newsbeitrag
FOXYGEN: Their last farewell? Duo aus L.A. kündigt neues Album an „Seeing Other People“ wird am 26. April 2019 auf Jagjaguwar veröffentlicht Schaut euch das Video zur Lead-Single „Livin' A Lie“ hier an FOXYGEN, das Duo aus Los Angeles bestehend aus Sam France und Jonathan Rado, kehrt mit seinem neuen Album „Seeing Other People“ zurück, das am 26. April auf Jagjaguwar erscheinen wird. Bereits heute teilen sie die Lead-Single „Livin' A Lie“ mit einem Video. „Seeing Other People“ wurde zur Gänze von FOXYGEN bei Sonora Recorders in Los Feliz, Kalifornien, geschrieben und produziert und von Shawn Everett aufgenommen und gemischt. FOXYGENs ausgeprägte Fähigkeit, mit klassischen Pop- und Rocksounds zu experimentieren und diese zu erweitern, wird durch den legendären Drummer Jim Keltner (ELVIS PRESLEY, JOHN LENNON, ROLLING STONES, BOB DYLAN, JONI MITCHELL, NEIL YOUNG, PINK FLOYD u.v.a.) ergänzt. „Seeing Other People“ sieht FOXYGEN von ihrer besten Seite, „ chopping up pop culture and spinning it into a sticky, wicked web.” Für diejenigen, die auf der Suche nach einer Beschreibung für den Stil des Albums sind, schlagen FOXYGEN „Sad-Boy Plastic-Soul Adult-Contemporary Cartoon-Noir Music“ vor. Kann man so stehen lassen. Treffend benannt nach dem Spruch, den man von „Erwachsenen“ des Öfteren hört - „maybe we should see other people“ - ist „Seeing Other People“ FOXYGENs bisher eindeutigstes „Goodbye“-Album: „Goodbye to the drugs, to the partying. Goodbye to my twenties now, Goodbye to my Saint Laurent-model-body. Goodbye to the touring circus — that’s right, no more shows or tours for a while. Goodbye, hopefully, to the anxiety attacks. Goodbye to beating myself up because I didn’t fit into those leather pants anymore. Fuck it. Goodbye to the facilities. And goodbye the leeches in my life“, sagt Sam France. Den vollständigen „Abschiedsbrief“ könnt ihr hier lesen. Das Album ist gefüllt mit selbstreferentiellen Geschichten von Tourneen, Partys, vom Jungsein, vom in einer Band leben und sich von den ungeschminkten, dunkleren Aspekten zu verabschieden. „ I remember a quote from Rado sticking with the press a few years ago about how we’d lived every rock n roll cliche in, about, one year. Well, here’s the album about it. Another movie. I don’t know what’s next. But here’s a snapshot of it all.“ Die Lead-Single „Livin' A Lie“ ist eine Bestätigung der nach Ruhm lechzenden Mimikry, wenn Sam singt: „You’re name-dropping me all the time / You know I don’t really care for it / yeah you know that I don’t really care about it/ How does it feel to be livin a lie?” Das Video, das in Calabasas und der Heimatstadt der Band, Westlake Village, kurz nach den Woolsey-Bränden unter der Regie von Alessandra Lichtenfeld gedreht wurde, zeigt allein France, der in einem fast leeren Haus herumwandert, während Rado zusammen mit Freunden in einem Aufnahmestudio ist, bevor das Haus schließlich zusammenbricht. „Seeing Other People” Tracklist: 1. Work 2. Mona 3. Seeing Other People 4. Face The Facts 5. Livin’ A Lie 6. The Thing Is 7. News 8. Flag At Half-Mast 9. The Conclusion |
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Referenzen
Todd Rundgren; Big Star; Cream; Love; Sweet; T. Rex; Marc Bolan; Slade; The Rubettes; Roxy Music; New York Dolls; The Ark; Faces; The Byrds; The Kinks; Electric Light Orchestra; David Bowie; Tin Machine; Geordie; Talking Heads; Supertramp; Eagles; Steely Dan; Bruce Springsteen; Al Stewart; The Commodores; Lionel Richie; Elton John; Fleetwood Mac; Simply Red; Hall & Oates; Meat Loaf; Jim Steinman; The Polyphonic Spree; The Zombies; Ariel Pink's Haunted Graffiti; The Lemon Twigs; Bob Seger; Bobby Conn; Kyle Craft; Fletcher C. Johnson; Exmagician; Night Moves; The Electric Soft Parade; Destroyer; Talk Talk; Tears For Fears
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