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TR/ST - The destroyer-1

TR/ST- The destroyer-1

Roll Call / House Arrest / Al!ve
VÖ: 19.04.2019

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 10/10

After-Rave-Rasur

Licht aus, der Schweiß tropft. Von der Decke, der Lippe, vom Lack, vom Leder. Endlich wieder Transpiranz in der Dunkelwelt, endlich wieder tanzen in einer Subwelt unter dem Underground-Club: Robert Alfons hat seine fünfjährige Abstinenz beendet. Auch wenn nach TRST auf dem gleichnamigen Debüt und beim Zweitling "Joyland" nun mit TR/ST eine Korrektur auf der Interpretenseite prangt, bestehen keine Zweifel, dass es sich bei "The destroyer-1" ebenfalls um ein Werk des in Los Angeles beheimateten Kanadiers handelt. Obwohl Alfons mit dem ersten Vorboten "Gone" in Ausdruck und Klangbild durchaus überraschte – ebenso wie mit der Ankündigung, die 16 entstandenen Tracks auf zwei Alben zu verteilen.

Auf den Vorgängerplatten verstand es Alfons wie kaum ein Zweiter, bestenfalls in Schwarzlicht getauchte Räume zu beschallen und bei passender Laune (Queer-)Clubs und After-Rave-Partys mit all seiner Cold- und Dark-Wave getränkten Eingängigkeit wohlwollend zu pulverisieren und so ungeniert es eben ging, House-, Trance- und Dance-Elemente einzufügen. Der melancholische Synth-Popper "Gone" schimmert hingegen im Sepia-Sunset-Licht, verbaut im Background bläserähnliche Klänge und schlägt nachdenkliche Töne an. Alfons hatte nach exzessivem Touren seinen langen schwarzen Ledermantel abgelegt und in der Abgeschiedenheit das gesucht, was er durch das kontinuierliche Reisen an wummernde und pulsierende Spielorte nicht fand: Ruhe. "I feel the silence and I'm fine." Seine Vocals sind so klar wie nie und auf Albumlänge verzichtet er gar gänzlich auf gemorphte und gepitchte Spielereien.

Je mehr man darüber nachdenkt, repräsentiert "Gone" "The destroyer-1" nicht als Vorstand, taugt aber als Quersumme der acht heterogenen Tracks und als symbolischer Beleg der für TR/ST weicher gezeichneten synthetischen Konturen. Bereits die ersten Sequenzer-Sekunden von "Unbleached" hingegen, das Alfons mit seiner ehemaligen TR/ST-Vollzeitpartnerin und Austra-Kopf Maya Postepski schrieb, kehren Tageslicht aus alter Gewohnheit den Rücken. Nach einer halben Minute drückt der Bass durch den Boden und zieht Alfons zu schnappender Snare weiter in den Club-Moloch. Laut hören ist hier gesetzt. Erst recht, weil das stechende "Bicep" mit dominant-lasziven Vocals, erstmals 2017 veröffentlicht, genau dort weitermacht und sich problemlos in die Riege von TR/ST-Hits der Kaliber "Bulbform" einreiht.

Zwar spielt der Albumtitel vermutlich mehr auf Seelenzustände an und auf die zerstörerische Kraft des Selbst, "Poorly coward" weiß dies aber auch musikalisch zu übersetzen und klingt phasenweise, als würde Trent Reznor mit Eispickeln an den Reglern die Aufnahmen zu Depeche Modes "Construction time again" steuern. "Mach kaputt, was Dich kaputt macht", hat sich Alfons wohl gedacht und drängt seine Dämonen eben in die Ecke. Mit einer Industrial-Attacke, dem dampfenden Off-Beat des sattbassigen Uptempo-Tracks "Grouch" oder dem verträumten 80s-Flirt "Wake with". Teil 2 folgt im November 2019. Die LEDs liegen bereit – wahlweise, um sie auf Sparflamme flackern zu lassen, in kühlem Electro-Sounds zu ertränken oder freudig zu zerkauen.

(Stephan Müller)

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Highlights

  • Gone
  • Unbleached
  • Bicep

Tracklist

  1. Colossal
  2. Gone
  3. Unbleached
  4. Bicep
  5. Grouch
  6. Poorly coward
  7. Control me
  8. Wake with

Gesamtspielzeit: 32:08 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2019-04-11 12:17:42 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Stephan

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 996

Registriert seit 11.06.2013

2019-02-05 16:25:21 Uhr - Newsbeitrag
19.04.





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