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The Proper Ornaments - 6 Lenins

The Proper Ornaments- 6 Lenins

Tapete / Indigo
VÖ: 05.04.2019

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Revolverhelden

Schnell, jeder nennt mal spontan drei Dinge, die einem nicht einfach nur den Tag, sondern glatt das ganze Leben versauen können. Scheidung? Check. Suchtprobleme? Auch. Dazu dann noch eine schwere Erkrankung? Treffer, versenkt. Bei dieser Variante des Russisch Roulette, bei dem die Revolvertrommel bis auf eine Kugel stramm gefüllt zu sein scheint, kann man wohl kaum gewinnen. The Proper Ornaments haben es trotzdem irgendwie geschafft: Zur Veröffentlichung ihres zweiten Albums "Foxhole" im Jahr 2017 war die Band um Max Claps von Toy und James Hoare, auch bekannt durch seine Mitarbeit bei Veronica Falls und Ultimate Painting, derart vom Schicksal geplagt, dass das dritte Werk "6 Lenins" geradezu einem kleinen Wunder gleicht.

Insbesondere ist es erstaunlich, wie gelassen und in sich ruhend The Proper Ornaments sich nach dieser, pardon, Scheißefressorgie zurückmelden. Als wäre nie etwas gewesen, wenngleich die Melancholie und durchaus etwas düster anmutende Atmosphäre des Openers "Apologies" jetzt auch nicht gerade nach Karnevalsfete in Köln schreit. Wie dem auch sei: Bei diesem Spaziergang durch die verregneten Straßen Londons findet die Band stets das Laternenlicht und läuft nie in die allerdunkelsten, allerschlimmsten Ecken. Und schon das darauffolgende "Crepuscular child" reißt sich vor lauter Freude zwar auch nicht unbedingt die Klamotten vom Leib, kann mit entspannt groovender Gitarre und leicht psychedelischer Note aber zumindest das Unheil vergangener Tage vergessen lassen.

Überhaupt sind es diese dynamischen Sound-Landschaften, die "6 Lenins" in The Proper Ornaments' Backkatalog hervorstechen lassen. Das irgendwo zwischen Sechzigerjahre-Folk und Achtzigerjahre-Computerspiel-Soundtrack wandelnde "Song for John Lennon" loopt und halluziniert sich geschickt ins Ohr, "Bullet from a gun" schmust auf der Engtanz-Party charmant sowohl mit Elliott Smith als auch mit The Jesus And Mary Chain und "Can't even choose your name" lässt gleich jede Ansammlung vieler Menschen hinter beziehungsweise unter sich und fliegt auf einem dichtgewebten Klandteppich glatt hinweg über die Großstadt, das Land, den Ozean, die Welt.

Zwar liefert "6 Lenins" keine Parade an Aha-Momenten, die Stimmung des Albums fängt den Hörer jedoch von der ersten Sekunde an ein und lässt ihn so schnell nicht los. Wenn das verträumte "Old Street station" die Zielgerade einleitet, ist das, als würde man selbst müde blinzelnd morgens um halb sieben an dem besagten Londoner Bahnhof aufwachen, nach einer wilden, durchzechten Nacht mit genau jenen Freunden, die vor 15 Jahren schon mit dabei waren und auch in jeder zukünftigen Erinnerung eine Rolle spielen werden. In einer solchen noch gar nicht erlebten Erinnerung endet auch "In the garden": mit Twang und Anwandlungen von Slowcore, viel Herz und noch mehr Lebenslust, umgeben von denen, die auch in den schwersten Zeiten da sind. Es war vielleicht nicht immer alles gut – aber jetzt es ist alles so, wie es sein soll.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Can't even choose your name
  • Old Street station
  • In the garden

Tracklist

  1. Apologies
  2. Crepuscular child
  3. Where are you now
  4. Song for John Lennon
  5. Can't even choose your name
  6. Please release me
  7. Bullet from a gun
  8. Six Lenins
  9. Old Street station
  10. In the garden

Gesamtspielzeit: 32:52 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Johnny Utah
2019-05-04 10:56:13 Uhr
Tolle Platte, hab ich mir beim leider spärlich besuchten Konzert in Stuttgart zugelegt. Schön psychedelisch angereicherter britischer Indie-Sound, etwas weniger DIY als z.B. noch auf der 'Wooden Head'.
Oliver
2019-04-11 12:16:38 Uhr
Gute Referenz, James Iha
Hat mich zum anhören bewogen und trifft absolut zu

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-04-11 12:15:23 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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