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Glen Hansard - This wild willing

Glen Hansard- This wild willing

Anti / Indigo
VÖ: 12.04.2019

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Schmeicheleinheiten

Wenn dieser sympathische, unauffällige Ire eines kann, dann ist es wohl "in jemandes Ohr, Sinne sanft hineindringen, eingehen." So lautet Definition 2b, die der Duden zum Begriff "schmeicheln" führt. Glen Hansard ist der Meisterschmeichler, sei es als Teil von The Frames und The Swell Season, als etwas unbedarfter Straßenmusiker im Oscar-prämierten "Once", oder auf seinen drei bisherigen Solo-Alben. Erst 2018 erschien das letzte, "Between two shores", auf dem Hansard nicht nur sanfte Folk-Musik darbot, sondern auch zarte Soul-Nummern und gemächliche Blues-Stücke. Aber er kann noch so viel Röhren und Brüllen, als Hörer entfährt einem doch immer eher ein "Hach, wie schön", als ein "Oh yeah!". Man muss auch niemanden schelten, der bei Hansards Musik einschläft, sie sendet einen mit Sicherheit in wohlige Träume.

Umso erstaunlicher ist nun "I'll be you, be me", der Opener dieses neuen Werks, das schon mit seinen ersten Takten für Hansard bisher unbeschrittene Pfade betritt. Ein Grundrauschen, ein kurzer, repetitiver Schlagzeug-Beat und ein grummelnder, abgehackter Bass führen diesen starken, sphärischen Song in psychedelische Gefilde. Nach und nach führt Hansard Gitarren, ein Piano und Streicher in die dichte Klanglandschaft und wenn er mit der titelgebenden Zeile den Refrain anstimmt, passiert es: dem Rezensenten entfährt zumindest ein "Oh-Yeah!"-chen und er schmeißt sich in den Sound-Wirbel, den Hansard im letzten Drittel des Tracks aufbaut. Leider fährt das Album aber schon mit dem zweiten Song in eine andere Richtung. "Don't settle" ist eine Klavierballade, die sich dem Aus-den-Puschen-Kommen lange verweigert, bis schließlich doch ein Schlagzeug einsetzt und den Song in eine zu hoch gezimmerte Bombastwand trommelt. "Fool's game" hat zwar wunderschöne Momente, unter anderem ein fast unwirkliches Outro, in dem die iranische Sängerin Aida Shahghasmi begeistert, gibt sich allerdings anfänglich zu lange harmlosem Schönklang hin.

Mit "The closing door" bietet Hansard auch düsteren Americana, in der zweiten Album-Hälfte greift er dann aber wieder auf ruhige Folk-Balladen zurück. Der Ire wird ganz der alte Schmeichler. Er haucht und flüstert viel, singt kaum, aber da er so noch sanfter in des Hörers Ohren eindringt, ist das nicht weiter schlimm. "Brother's keeper" bietet ein wunderschönes Zusammenspiel aus Gitarre und Piano und gefühlvolle Zeilen wie "I'm going deeper / My brother's keeper / I'm looking out for him / The best I can." In "Leave a light", einem schläfrig-schönen, melancholischen Stück heißt es "You're the one / I'll come back to find". Solche Zeilen meint man in Folk-Stücken schon oft gehört zu haben, aber Hansard kann ihnen eine ganz eigene Bedeutung einhauchen. In all seinen Ausdehnungen und sphärischen Kompositionen ist "This wild willing" ein ambitioniertes Werk, das geduldige Hörer erfordert. Während die erste Hälfte abwechslungsreiche Experimente liefert, die nicht immer aufgehen, belohnt die zweite mit neuen Schmeicheleinheiten.

(Simon Conrads)

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Highlights

  • I'll be you, be me
  • The closing door
  • Weight of the world

Tracklist

  1. I'll be you, be me
  2. Don't settle
  3. Fool's game
  4. Race to the bottom
  5. The closing door
  6. Brother's keeper
  7. Mary
  8. Threading water
  9. Weight of the world
  10. Who's gonna be your baby now
  11. Good life of song
  12. Leave a light

Gesamtspielzeit: 64:06 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Stefanie
2019-04-14 20:32:44 Uhr
Nach den ersten Durchläufen einnehmender und abwechslungsreicher als der Vorgänger. Das könnte was werden.

Blanket_Skies

Postings: 551

Registriert seit 21.09.2013

2019-04-10 13:33:06 Uhr
Das unterschreib ich so. 'I'll be you, be me' gibt mir aber gute Frames Vibes. Schade, dass es anscheinend der einzige Song dieser Art auf dem Album sein soll.

Obrac

Postings: 2084

Registriert seit 13.06.2013

2019-04-08 19:07:24 Uhr
Die erste Platte war richtig gut, die beiden danach komplette Enttäuschungen. Viel erwarte ich von der neuen da nicht.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-04-08 18:59:27 Uhr - Newsbeitrag
GLEN HANSARD

"This Wild Willing" Album im Stream

VÖ am Freitag

Exklusive Shows in Deutschland


GLEN HANSARD kündigt für Freitag (12.04.) mit "This Wild Willing" sein brandneues Album auf ANTI-Records an.
Auf "This Wild Willing" zeigt sich der "Once" Oscar-Gewinner musikalisch vielschichtiger denn je.

Glen kommentiert:
“All a song wants is to be heard. I hope something in this music can be of use to you. I know it has been of great use to me to make it. Beauty is in the ear of the behearer.”

„This Wild Willing“ steht ab sofort Anhören bereit: Album-Stream

https://www.npr.org/2019/04/04/709065043/first-listen-glen-hansard-this-wild-willing

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-04-04 20:27:21 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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