Shana Cleveland - Night of the worm moon

Sub Pop / Cargo
VÖ: 05.04.2019
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Kurztrip ins Parallel-Universum
Es ist wirklich erstaunlich: Noch bevor Shana Cleveland den Namen der Stadt in "Face of the sun" das erste Mal singt, hat man San Francisco und die amerikanische Westküste beim Hören des Stücks schon vor Augen. Gleichzeitig sieht aber auch alles ein wenig seltsamer aus, fast wie in einem Parallel-Universum. Die zweite Solo-Veröffentlichung der La-Luz-Sängerin ist ein verträumtes, tief-kalifornisches Folk-Album geworden, das die irdischen Wurzeln der Musik mit Sci-Fi, mittelalterlichen Klängen und der transzendentalen Hippie-Kultur vermischt. Als Inspirationen dienten der Sängerin die experimentelle Jazz-Musik von Sun Ra, ebenso wie die Sci-Fi-Romane von Octavia Butler und die teilweise surrealen Szenen, die Cleveland in ihrer neuen Heimat Los Angeles durchlebte.
Vollkommen fokussiert auf das zurückhaltende und dennoch effektive Gitarren-Spiel und den zarten, oft gehauchten Gesang Clevelands, sind die Songs mit allerlei kleinen Schnörkeln verziert. Immer wieder erklingen ein Glockenspiel und eine Pedal-Steel-Gitarre, und minimalistische Schlagzeug-Rhythmen sorgen an den richtigen Stellen für den nötigen Druck nach vorne. Die sehr klare Aufnahmetechnik, dank der man jedes Umgreifen an der Gitarre deutlich hören kann, sorgt für eine stimmige, intime Atmosphäre, die bestens mit der Musik zusammenpasst.
Die abstrakten Texte lassen viel Interpretationsraum, scheinen aber wie gemacht, für die angenehm-schläfrigen Instrumentals. "I often return but it's never the same / As when you were mine / Don't let me sleep to late", heißt es in "Don't let me sleep". Cleveland klingt dank der zarten Vocals wie eine entfernte Verwandte von Adrianne Lenker. Ihr Gitarren-Spiel erinnert an Bert Jansch und Elliott Smith, und immer wieder werden die Tracks von wunderschönen, kleinen Melodiebögen durchzogen, wie etwa in "Invisible when the sun leaves". Mit "Castle milk" und "Solar creep" bietet die Platte auch zwei Instrumental-Tracks.
"A new song" erinnert an Nick Drake und klingt mit seinen kleinen Synthie-Einwürfen deutlich fröhlicher als ein Großteil der Stücke. Dank der vergleichsweise langen Laufzeit von 4:30 Minuten entwickelt der Song eine ähnliche Sogwirkung wie etwa Mazzy Stars "Into dust". Dass dem Album etwas Übernatürliches, Kosmisches anhaftet, ergibt Sinn. Aufgenommen wurde es nämlich teilweise während der Sonnenfinsternis 2017, die ohrenscheinlich Spuren hinterlassen hat. Wenn die letzten Töne des Closers "I'll never know" verklingen, wird der Hörer aus Clevelands musikalischem Parallel-Universum mit dem Wurm-Mond leicht desorientiert entlassen. Ein netter Kurztrip war das.
Highlights
- Face of the sun
- Invisible when the sun leaves
- A new song
Tracklist
- Don't let me sleep
- Face of the sun
- In another realm
- Castle milk
- Night of the worm moon
- Invisible when the sun leaves
- The fireball
- Solar creep
- A new song
- I'll never know
Gesamtspielzeit: 31:18 min.
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2019-03-28 20:37:03 Uhr - Newsbeitrag
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Referenzen
La Luz; The Curious Mystery; L.A. Witch; Tim Presley; Shannon And The Clams; Adrienne Lenker; Elliott Smith; FEELS; Orville Peck; Black Country, New Road; Jackie Cohen; Sofia Bolt; Karl Hund; Arsun; Nick Drake; Bert Jansch; Nat Dunn; Nigt Beats; Froth; White Fence; Holy Wave; Laura Marling; Sun Ra; Savoy Motel; Maus Haus; Squid; Curls
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