Bryan Adams - Shine a light
Polydor / Universal
VÖ: 01.03.2019
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
Das Beben des Bryan
Wenn man sich mal so richtig alt fühlen möchte, dann muss man sich nur vergegenwärtigen, wie alt denn Lieblingssongs so mancher unvergessener Teenie-Party sind. Zum Beispiel "Summer of '69", dessen erste Strophe wohl so ziemlich jeder auch mit 2 Atü auf dem Kessel noch mitgrölen kann. Denn in diesem Jahr wird es doch tatsächlich 35 Jahre her sein, dass dieser – völlig ironiefrei! – Song für die Ewigkeit auf dem Album "Reckless" das Presswerk verließ. Und wie man weiß, hat Bryan Adams höchstselbst bereits 2001 hoch offiziell die Illusion zerstört, es könne sich tatsächlich um den verklärten Blick zurück in jenes Jahr handeln, indem er verkündete, bei der Zahl handele es sich um die allseits bekannte Sex-Stellung. Mal davon ab, dass Adams selbst zu dem Zeitpunkt gerade erst zehn Jahre alt war. Doch die Jahre gehen bekanntlich ins Land, der Kanadier sieht zwar immer noch unverschämt fit aus, marschiert aber straff auf die 60 zu, und "Summer of '69" feiert höchstens noch im Formatradio und auf Ü40-Partys fröhliche Urständ. O tempora, o mores.
So wirklich relevantes Material hat der Kanadier seit verdammt langer Zeit nicht mehr auf den Markt gebracht, es sei denn, bei seinem Arbeitsgerät handelte es sich um Fotoapparat statt Gitarre. Was den Träger des Order of Canada und des Order of British Columbia leider Gottes selten davon abhielt, mit akustischen Belanglosigkeiten von sich reden zu machen. Auch wenn das Reden meist nur betretenes Schweigen war. Genau deshalb verheißt der Beginn des 14. Studioalbums "Shine a light" nicht viel Gutes, wenn man denn erfährt, dass das Titelstück vom irischen Klampfen-Hobbit Ed Sheeran mit verzapft wurde und beim folgenden, gewohnt schwülstig betitelten "That's how strong our love is" zum obligatorischen Duett gebeten wird, heuer mit Jennifer Lopez. Die der salbadernden Reißbrett-Ballade auch nicht mehr Esprit verleihen mag, das nur am Rande.
Danach wirkt es allerdings, als sei Adams plötzlich erwacht. "Part Friday night, part Sunday morning" klingt eben nicht wie die Party im ersten, sondern eher wie der Kater im zweiten Teil des Titels, doch auf einmal sind seltsame Instrumente zu vernehmen. So etwas wie verzerrte E-Gitarren zum Beispiel. Kein Witz: "Driving under the influence of love" klingt richtig prima, marschiert sehr feist los. Und auch "All or nothing" ruft anerkennendes Kopfnicken hervor, wenn man denn mal unterstellt, dass das Angus-Young-Gedächtnis-Riff zu Beginn Absicht ist. Klar, das ist eher Altherrenrock, eher Rockabilly-Anzug statt versiffte Kutte, aber hey – auch "No time for love" macht richtig Spaß, so viel Spaß, dass man den Titel "I could get used to this" doch glatt unterschreiben möchte. Auch wenn die dortigen Stones-Anleihen unüberhörbar sind.
Eine gute Platte ist "Shine a light" deswegen noch lange nicht. Denn zum Ende zieht der Kanadier nochmals alle Register des akustischen Dünnpfiffs. Bei "Don't look back" möchte man sich in der Tat nicht nochmal umsehen, sondern schnell weglaufen, und das abschließende "Whiskey in the jar" ist nicht nur die geschätzt 1.573. Coverversion des irischen Klassikers, sondern auch eher ein dezenter Schlummertrunk im Ohrensessel als die Einladung zur gepflegten Eskalation im Pub, während der unvergessene Phil Lynott von Thin Lizzy angesichts dieses Unfalls in seinem Grab leise rotiert. Klar, die alten Recken der Jugend werden nicht jünger. Ist nun einmal so. Aber wenn sich Bryan Adams tatsächlich so alt fühlt wie er sich mit dieser Platte anhört, dann sollte er schnellstmöglich die nächste Geriatrie aufsuchen. Derweil summt der Ohrwurm im Hirn leise: "And now the times are changin' / Look at everything that's come and gone / Sometimes when I play that old six-string / I think about you, wonder what went wrong."
Highlights
- Driving under the influence of love
- All or nothing
Tracklist
- Shine a light
- That's how strong our love is (feat. Jennifer Lopez)
- Part Friday night, part Sunday morning
- Driving under the influence of love
- All or nothing
- No time for love
- I could get used to this
- Talk to me
- The last night on Earth
- Nobody's girl
- Don't look back
- Whiskey in the jar
Gesamtspielzeit: 35:50 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
E |
2019-03-29 10:58:33 Uhr
hat so was von...nach dem Aufstehen in zehn Minuten vorm Frühstück komponiert |
Örly Bört |
2019-03-29 09:53:08 Uhr
Das gehört sicherlich zum scheußlichsten, was die Musikgeschichte bislang hervorgebracht hat. |
musie Postings: 3993 Registriert seit 14.06.2013 |
2019-03-29 09:24:23 Uhr
I took it all for grantedBut how was I to know That you'd be letting go Now it cuts like a knife But it feels so right Yeah, it cuts like a knife Oh, but it feels so right |
Stollendoll |
2019-03-28 21:28:23 Uhr
Postpunk vom allerfeinsten! |
Ernie |
2019-03-28 20:54:02 Uhr
Ach schau an, die Rezi spiegelt ja genau meinen Eindruck wider...akustische Belanglosigkeiten ist perfekt ausgedrückt, aber gut, wenn denn noch was brauchbares auf der Platte ist...bei "Shine a Light" im Radio dachte ich jedenfalls: Der Adams von früher? Nee, lieber in Rente gehen. |
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Referenzen
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