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White Denim - Side effects

White Denim- Side effects

City Slang / Rough Trade
VÖ: 29.03.2019

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Ein Ganzes in tausend Teilen

Als der Rezensent im August vergangenen Jahres die verschiedenen Besprechungen zum damals aktuellen White-Denim-Album "Performance" überflog, stieß er irgendwo auf die Behauptung, dass es sich bei den vier Amerikanern um eine der letzten relevanten, rein männlichen Indie-Bands handele. Ob White Denim nun wirklich einer aussterbenden Art angehören, keine Ahnung, ist ja eigentlich auch egal, relevant sind sie auf jeden Fall. Um das spielerisch unter Beweis zu stellen, legen sie jetzt, gerade mal ein halbes Jahr später, mit "Side effects" nach, so kanns also auch gehen, liebe Tool. Dabei überrascht der reine Umstand eines neuen Albums gar nicht so sehr, aus Überbleibseln und periphären Erzeugnissen lässt sich fix ein Werk zusammentackern, vielmehr verblüfft die Ausgewogenheit von "Side effects", ohne dass dabei eine Freude am Spontanen, Assoziativen zu kurz kommen würde.

Man beschaue nur dieses eröffnende "Small talk (Feeling control)": Im Ganzen ist das ein flott dahinzockelnder Stimmungsaufheller, der die Jungs und Mädels zum Tanzen animieren will. Doch beim Reinzoomen in das Stück begegnen einem wundgeklöppelte Percussion, eine ziemlich ausgefuchste Rhythmik und am Gesang von James Petralli nagt auch irgend ein Effekt-Gerät herum. Auch "Hallelujah strike gold" rauscht geschmeidig vorbei, obwohl das Schlagzeug ein paar markante Stolperer hinein flechtet. Dazu gibt es satte Riffs und ein fieberndes Saxophon. Die Songs von White Denim haben immer eine klare Stoßrichtung, doch setzen sie sich aus vielen Bestandteilen zusammen, die perfekt ineinander greifen. Der sexuell aufgeladene Groove von "Shanalala" holt sich zum Beispiel einen veritablen Gefrierbrand, alles glatt und kühl, wird jedoch von einer grindigen Gitarre wiederbelebt, die Rockismus als Kompliment versteht.

Weniger Druck, dafür einen anschmiegsamen, neopsychedelischen Flow hat das Herzstück "NY money." Hier überführen White Denim die Platte in eine jammige Phase, die mit "Out of doors" und vor allem "Reversed mirror" vertieft wird. Doch statt heillos auszufransen, sind Hand und Fuß die dominantesten Songkörperteile, alles hat Zweck und einen Effekt. "So emotional" läutet das letzte Drittel des Albums ein, welches vor allem durch einprägsame Melodien und Varianz besticht. Dieses "I just wanna let you know / That I lose control" aus besagtem Song mäandriert derart geschmeidig durch die Luft, dass man sich ganz gepolstert und abgefedert fühlt. Als Kontrastmittel empfiehlt sich "Head spinning" als schnoddriger Garagen-Punk-Song, immer feste drauf auf Schlagzeug und Gitarrensaiten. Das abschließende "Introduce me" gibt sich dagegen runtergebrannt und spröde, ein von hitzigem Funk angesengter Gitarrenlauf sorgt aber noch mal für Zuspitzung, so dass dieser Abschluss beim Hörer hängen bleibt. Das gilt letztlich für die ganze Platte, statt zu einem unentwirrbaren Knäuel aus unterschiedlichen Ideen haben White Denim ihre zahlreichen großen und kleinen Einfälle zu einer äußerst geschmeidigen Schönheit geformt, die dann eben nicht nur relevant ist, sondern vor allem einen Riesenspaß macht.

(Martin Makolies)

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Highlights

  • Hallelujah strike gold
  • NY money
  • So emotional

Tracklist

  1. Small talk (feeling control)
  2. Hallelujah strike gold
  3. Shanalala
  4. NY money
  5. Out of doors
  6. Reversed mirror
  7. So emotional
  8. Head spinning
  9. Introduce me

Gesamtspielzeit: 29:13 min.

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Armin

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2019-03-21 20:31:19 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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