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Lucy Rose - No words left

Lucy Rose- No words left

Communion / Caroline / Universal
VÖ: 22.03.2019

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Hör genau hin

"Something's changing" hieß das letzte Album von Lucy Rose, und treffender könnte die Pointe für ihr bisheriges Schaffen nicht ausfallen. Die junge Britin begann 2012 im zerbrechlichen Indie-Folk, öffnete sich dann auf "Work it out" den großen Pop-Hooks und -Rhythmen, nur um schließlich wieder alles auf Anfang zu setzen. Rose kehrte nicht nur den neuen Einflüssen den Rücken, sondern auch dem Major-Label und temporär ihrer europäischen Heimat, doch all die Strapazen scheinen sich ausgezahlt zu haben. Album Nummer vier "No words left" legt ein Ende der ständigen musikalischen Selbstfindung nahe, weil es zum ersten Mal einen Weg weiterführt, statt einen neuen einzuschlagen. Das ist kein Resultat eines positiven Zur-Ruhe-Kommens – im Gegenteil beschreibt Rose die Entstehungszeit als eine der härtesten Phasen ihres Lebens –, doch künstlerisch hat sie sich damit endgültig ihre eigene leise, aber eindrückliche Stimme erarbeitet.

"I always hope my music would be a comfort to someone, however this record may not be the easiest listen", sagt die Künstlerin selbst über ihr Werk und hat damit nicht ganz unrecht. Für Lucy-Rose-Verhältnisse ist "No words left" fast schon sperrig, weil es die eingängigen Momente auf ein Minimum reduziert und die flüchtigen, leicht jazzigen Arrangements ein bisschen an Jessica Pratt erinnern. Ähnlich wie Pratts "Quiet signs" fordert es viel Aufmerksamkeit ein, doch belohnt es diese mit intimer, durchdringender Musik voller fragiler Schönheit. Vorausgesetzt, man kommt beim Hören überhaupt über den Opener "Conversation" hinaus, der es einem mit seiner griffigen Melodie noch merklich leichter als der Rest des Albums macht. Es ist nicht weniger als Roses bisher bester Song, weil er in seiner konsequenten Reduktion nicht nur ganz tief ins Fleisch drückt, sondern auch Virtuosität in einer umwerfenden Bridge mit Streichern, Keyboard und Piano findet.

Es ist kein einfaches Unterfangen, eine so leise Platte mit einem fast nur aus Akustikgitarre, Klavier und getragenen Streichern bestehenden Unterbau auf die ganze Länge spannend zu gestalten, doch Rose gelingt das. Ihre sich hier auf ihrem Höhepunkt befindliche Stimme trägt dazu einen erheblichen Teil bei, meistert bravourös jegliche Tiefen und Höhen – im Promo-Text angebrachte Vergleiche zu Laura Marling und Joni Mitchell kommen durchaus der Realität nahe. Manchmal scheint ihr die Musik zu entgleiten, etwa im gezupften Interlude "Just a moment", doch kurz darauf packt die 29-Jährige wieder zu, baut auf Mikro-Ebene melodische oder instrumentale Spielereien ein und lässt alles ungezwungen zu einem großen Biotop zusammenfließen. Besonders "Solo(w)" gerät da zu einer ganz besonderen Perle: eine himmlische Piano-Ballade, die nicht nach der großen Geste sucht, in einer verrauchten Jazz-Bar Platz nimmt und passend dazu gen Ende ein grandioses Saxophon auffährt.

In einer vielleicht etwas unglücklichen Tracklist-Zusammenstellung konzentriert Rose die am meisten herausragenden Momente alle in der ersten Hälfte – neben den Genannten wären da noch das dringliche, von einem Chor unterstützte "Treat me like a woman" zu erwähnen oder auch "The confines of this world", das etwas an die frühen Coldplay erinnert. Nach der Halbzeit von "No words left" stellt sich dementsprechend ein wenig Gleichförmigkeit ein, was allerdings kein Vorwurf ist. Schließlich gibt es hier keinen Ausfall, die stilistische Kohärenz nimmt einen konstant ein und dazu hat die mittlerweile ohne "Indie-" oder "Pop-" Zusatz auskommende Songwriterin eine neue Qualität der schmerzvollen Ehrlichkeit in ihren Lyrics entdeckt. In der Stille hat Lucy Rose ihren Platz gefunden, aus dem heraus sie bald hoffentlich auch glücklichere Geschichten erzählen können wird.

(Marvin Tyczkowski)

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Highlights

  • Conversation
  • Solo(w)
  • Treat me like a woman

Tracklist

  1. Conversation
  2. No words left pt. 1
  3. Solo(w)
  4. Treat me like a woman
  5. The confines of this world
  6. Just a moment
  7. Nobody comes round here
  8. What does it take
  9. Save me from your kindness
  10. Pt. 2
  11. Song after song

Gesamtspielzeit: 34:57 min.

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User Beitrag
aus dem wald
2019-03-21 22:18:21 Uhr
Frauen!

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-03-21 20:29:21 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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