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Sleeper - The modern age

Sleeper- The modern age

Gorsky / Rough Trade
VÖ: 22.03.2019

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Britpop's not dead

Wer kann sich eigentlich noch an Sleeper erinnern? Seit 1993 war die Gruppe an der Spitze der frauendominierten Bewegung im Britpop, hatte ein paar richtig gute Hits, ein paar ganz passable Alben und löste sich mit Ende des Britpop-Hypes 1998 auf. Bezeichnenderweise ist der meistgestreamte Song der Band auf Spotify ein Coversong – "Atomic" von Blondie –, der die Londoner damals auf den "Trainspotting"-Soundtrack brachte. Wenn diesen März nun ein neues Sleeper-Album erscheint, dann ist das außerhalb der englischen 90er-Nostalgieblase wohl keine allzu große Nachricht. Trotzdem ist es interesannt zu hören, was uns Sängerin Louise Werner und ihre Sleeperblokes (so nannte man damals die unscheinbaren restlichen Bandmitglieder) ein Vierteljahrhundert später zu sagen haben, immerhin heißt ihr Comebackalbum "The modern age".

In der ersten Single seit 22 Jahren "Look at you now" singt sie "I feel so young" und tut damit den Zwiespalt auf, in dem das Album steckt: Die Platte selbst will sich fühlen wie früher, als würde man einfach das neue Album machen, anstatt sich aufzulösen. An genau diese Zeit knüpft nämlich auch der restliche Text an: "Look at you now, you running out of things to wear / Still playing all the hits / That won’t take you anywhere / No heroes anymore" liest sich wie eine ziemlich gute Paraphrasierung der Pressekritik, die Sleeper damals zu Grabe trug. Mangelnde Weiterentwicklung und Abwechslung – song- und modetechnisch – warf man der Band damals vor, und als zynische Selbstironie wäre Sleeper damit 1998 mit Sicherheit ein kleiner Hit gelungen. Die Realität sieht natürlich anders aus, aber die schönen Akkorde und das Synthsolo lassen die Comebacksingle auch im Hier und Jetzt gelingen, gerade weil dieser melodische Gitarrenpop 2019 so selten zu hören ist.

Nur leider macht ein guter Song noch kein Album, und für die restlichen Lieder kann man die Kritik von damals dann doch ganz faul übernehmen. Ein Journalist vom Independent schrieb 1998 über einen Sleeper-Liveauftritt: "When you hear these songs one after another, they begin to blur into one long Blur pastiche. The band just don’t have the range to give each tune an identity of it’s own." Auf "The modern age" findet sich sogar mehr als eine Pastiche – das Gitarrenintro von "More than i do" klingt haargenau wie das von Blurs "Out of time", aber mit Wiederverwertung hatte man im Britpop ja noch nie ein Problem – doch vor allem klingen die Songs alle ein bisschen zu gleich. "Big black sun" ist ein fröhlich-melancholischer Sommersong, aus "Dig" könnte man einen guten Fußballfangesang basteln, aber all das klingt so vorhersehbar, dass es ohne Eindruck zu hinterlassen im Hintergrund vorbeifließt, wenn man nicht genau aufpasst. "It makes no difference at all, let it all through."

Dabei ergibt es manchmal schon Sinn, genau hinzuhören, denn der Titeltrack "The modern age" hat schon eine Ohrwurmmelodie, und "Everything you got is beautiful" ist schon eine schöne Zeile, aber jeder andere Song auf dem Album klingt eigentlich genauso, und das wird dann auf Dauer langweilig und halt austauschbar. Denn wenn man sich danach nochmal "Inbetweener", "Sale of the century" und die anderen bekannten Lieder von früher anhört, merkt man wieder: Diese Songs sind nicht unbedingt besser, aber sie waren der Sound der Zeit, sie waren erfolgreich, und Sleeper waren eine junge, neue Band, und um diese Dinge ging es bei Britpop nun einmal in nicht unerheblichen Maße. Auf "The modern age" sind Sleeper nichts davon, den nostalgischen Trip von Brexit-Britannia nach Cool-Britannia kann man ihnen dennoch nicht verdenken. Mehr als akzeptabel ist der Soundtrack dazu nicht.

(Theo Flint)

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Highlights

  • Look at you now
  • The modern age

Tracklist

  1. Paradise waiting
  2. Look at you now
  3. The sun also rises
  4. Dig
  5. The modern age
  6. Cellophane
  7. Car into the sea
  8. Blue like you
  9. More than I do
  10. Big black sun

Gesamtspielzeit: 36:45 min.

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Armin

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2019-03-14 20:19:16 Uhr - Newsbeitrag
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