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Amanda Palmer - There will be no intermission

Amanda Palmer- There will be no intermission

Cooking Vinyl / Sony
VÖ: 08.03.2019

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Das dauert

Amanda Palmer war wirklich nicht faul in den letzten Jahren. Da gab es gemeinsame Projekte mit Vater Jack, Ehemann Neil Gaiman und Edward Ka-Spel. Nur für ein richtiges Solo-Werk hat sich Palmer sechs Jahre Zeit gelassen. Und da hat sich einiges angesammelt, man beachte nur den reinen Umfang von "There will be no intermission". Auf knappe 80 Minuten weitet Palmer ihre Stellungnahmen zu Politik, Feminismus und Zwischenmenschlichem aus, aufgeteilt in zehn Songs und zehn orchestrale Einschübe. Letztere sind trotz knapp bemessener Spielzeit üppig und liebevoll instrumentiert, während die eigentlichen Songs sich oftmals auf wenige Elemente und sich wiederholende Melodieläufe verlassen. So gräbt sich ein Stück wie "The ride" mit einem auf- und abwippenden Klavierspiel allmählich ins Bewusstsein ein, kleine Ausbrüche aus der Struktur oder ein mächtiges Crescendo, zu dem die Sängerin scheinbar voller Selbstbewusstsein zum Schafott schreitet, sorgen für markante Akzente. Und was hat Palmer nun zum Leben zu sagen? "It's just a ride / It's just a ride /And you've got the choice / To get off / Any time you like."

Aus Lakonie wird auf dieser Platte oftmals beißender Sarkasmus, wie man ihn von Palmer kennt. So vergleicht sie in "Voicemail for Jill" die Reaktionen des Umfeldes auf eine Schwangerschaft mit denen auf eine Abtreibung und eines wird schnell klar: Bei Letzterem wird der Arzt nicht gratulieren und Blumen gibt es auch nicht. Man hat auf "There will be no intermission" das Gefühl, dass Palmer ihre Gedanken unbedingt bis zum letzten Punkt ausführen will – das dauert dann immer zwischen fünf und zehn Minuten. Die Amerikanerin opfert dafür den kurzfristigen Appeal ihrer Songs, man muss schon dran bleiben. In "Bigger on the inside" bearbeitet sie ihre Ukulele mit den immer gleichen Schrammeleien, ihr Gesang wogt dabei fast ohne Pause auf und ab, ein mantraartiger Gedankenstrom, der schwerlich in einzelne Bereiche aufzuteilen ist. Dies ist vielleicht auch die Art, wie man dieses Album auf sich wirken lassen sollte: sich "There will be no intermission" einfach aussetzen, wie einem Strom, der durch einen durchfließt. Und das ist inzwischen viel weniger das selbst ausgerufene "Punk-Cabaret" als vielmehr ein gedankenverbindender Dauerlauf, wie man ihn zum Beispiel in abgewandelter Form von Mount Eerie kennt.

Weitere Highlights sind dabei der herbstliche Jahrmarktwalzer "Look mommy, no hands", der in spielerischer Vaudeville-Tradition Palmers makabre Seite schön ausleuchtet und das vom Stakkato-Klavier ins Kämpferische überführte "Machete". Wenn man eine Kleinigkeit bemängeln möchte, ist es vielleicht, dass Palmer ihre Stücke schon mal pragmatischer zugespitzt hat, doch würde das letztendlich dem Willen entgegenstehen, den Songs und ihren innewohnenden Gedanken die lange Leine zu lassen. Man braucht als Hörer dieses Mal also Geduld und den Willen, sich von dieser Musik durchwirken zu lassen. Die Belohnung dafür, neben der gewohnt starken musikalischen Ausführung, ist ein ziemlich umfangreiches Statement zu drängenden Themen mit vielen streitbaren aber auch aufregenden Ansätzen. Und so etwas hat immer einen großen Wert.

(Martin Makolies)

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Highlights

  • The ride
  • Machete
  • Voicemail for Jill

Tracklist

  1. All the things
  2. The ride
  3. Congratulations
  4. Drowning in the sound
  5. Hold on tight, darling
  6. The thing about things
  7. Life's such a bitch isn't it
  8. Judy Blume
  9. Feeding the dark
  10. Bigger on the inside
  11. There will be no intermission
  12. Machete
  13. You know the statistics
  14. Voicemail for Jill
  15. You'd think I'd shot their children
  16. A mother's confession
  17. They're saying not to panic
  18. Look mommy, no hands
  19. Intermission is relative
  20. Death thing

Gesamtspielzeit: 78:59 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Mr. Fritte

Postings: 792

Registriert seit 14.06.2013

2019-11-29 01:46:32 Uhr
"Drowning in the Sound" ist vielleicht mein Song des Jahres. Leider kann der Rest des Albums da nicht mithalten und versucht es ja eigentlich auch gar nicht.
Armin der Influencer
2019-03-26 10:18:10 Uhr
Halt dein Maul!

afromme

Postings: 539

Registriert seit 17.06.2013

2019-03-25 22:48:34 Uhr
Armin fragt nach Meinungen:
"Drowning in the Sound" ist großartig.
"The Ride" ist in Ordnung.
Ab da wird es, wenn man die ganzen kurzen Zwischenstücke mal weglässt (die sowieso bloß klassisch instrumentiert Motive aus den "normalen" Stücken aufnehmen), eher... nervig.
Sie erzählt in zu vielen Stücken in sich immer und immer wiederholenden Vier-Noten-Mustern... und ansonsten passiert musikalisch nix.
Das ist nicht nur öde, sondern auch nervig zu hören. Auch wenn andere das intim finden, der behandelten Themen wegen.
Hoher Spatz
2019-03-16 14:09:46 Uhr
Wird das Album eigentlich auch in den USA mit diesem Cover verkauft?

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-03-14 20:15:27 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?
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