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Apparat - LP5

Apparat- LP5

Mute / Rough Trade
VÖ: 22.03.2019

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Darker

Moderat befanden sich in den vergangenen Jahren lange auf einem Siegeszug. Die letzten beiden Alben des Berliner Electro-Trios verkauften sich wie geschnitten Brot, erreichten dabei jeweils die Top Ten der deutschen Albumcharts. Die Konzerte waren triumphal, größte Hallen wurden mit spielender Leichtigkeit ausverkauft. Und dennoch war es irgendwann an der Zeit, sich wieder in die Einzelteile aufzuspalten: Auf der einen Seite also Modeselektor, auf der anderen Apparat. Hier Gernot Bronsert und Sebastian Szary, dort Sascha Ring. Während Modeselektor weiterhin auf recht forsche Weise Beats durch dunkle Clubs pumpen, konzentriert sich Apparat mit seinem fünften Album, sinnig und minimalistisch "LP5" betitelt, auf melancholische Nabelschau und introvertierte Trips zum Mittelpunkt des Ich. Dabei fallen natürlich weniger Hits ab, große Spannung entsteht hingegen dennoch. Denn Apparat versteht es wie kaum ein Zweiter, düstere, nachtschwarze Stimmungen in atmosphärisch dichte Electro-Kompositionen zu transkribieren.

Passend dazu wurde einer seiner Songs zum Intro einer erfolgreichen Mystery-Serie umfunktioniert: Sein vor einigen Jahren gemeinsam mit Soap & Skin aufgenommenes Stück "Goodbye" untermalte den deutschen Netflix-Achtungserfolg "Dark" und irgendwie passt das ja auch ganz wunderbar. Nun nimmt uns Apparat ein weiteres Mal mit auf eine Forschungsreise zu den Rändern des Bewusstseins. Sein Vehikel dafür ist frickeliger, verspielter Indie-Electro, der auch eine gewisse Nähe zu Radiohead und den Soloarbeiten Thom Yorkes aufweist. Besonders deutlich wird diese soundästhetische Verwandtschaft im von Streichern vorangetriebenen "Caronte": Stimmlich passt kaum mehr ein Blatt Papier zwischen Ring und Yorke und auch der langsame, schichtweise Aufbau der Nummer erinnert an das Werk des Quintetts aus Oxford. Letztendlich gelingt es Apparat mit Stimmmodulationen und dezenten Beats dem Song trotzdem seinen ganz eigenen Stempel aufzudrücken.

"Laminar flow" wirkt hingegen zerbrechlich, Bläserarrangements deuten eine zartbittere Melancholie an, hinzu gesellen sich Beats, die schüchtern im Hintergrund wirken. Elektronische Musik, die so feingliedrig, so zerbrechlich sein kann, findet man nicht alle Tage. Die im Vorfeld veröffentlichte Single-Auskopplung "Dawan" geriert sich als nervöser Track, leise zappeln die Breakbeats im Netz, Rings ist Stimme wie so oft eher ein Hauch, der sich filmartig auf die Instrumentierung legt. Für den spannungsgeladenen Abschlusstrack "In gravitas" setzt Apparat zunächst auf Effekte und Störgeräusche, nach etwas mehr als zwei Minuten schält sich ein schweißtreibender Techno-Song aus dem zuvor gesponnenen Kokon. Gen Ende ebbt die Nummer ab, eine roboterhafte Stimme beginnt ihr Mantra: "Statues erected to no one elected / Children point fingers and objects fall down." Nach dem Siegeszug ist vor der inneren Einkehr. Und der Ruhepuls wird zum Taktgeber.

(Kevin Holtmann)

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Highlights

  • Laminar flow
  • Caronte
  • In gravitas

Tracklist

  1. Voi_do
  2. Dawan
  3. Laminar flow
  4. Heroist
  5. Means of entry
  6. Brandenburg
  7. Caronte
  8. EQ_break
  9. Outlier
  10. In gravitas

Gesamtspielzeit: 44:21 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Tom Green
2019-03-28 12:30:10 Uhr
...tzzzeeee.....uuuuah....Mhm?....Tzzzzz.....Koma.....Tod (durch Langeweile)
Piercefan
2019-03-28 09:03:41 Uhr
Finde das Album großartig
Ist wirklich ein Kopfhörer Album
Der Anfang erinnert mich sogar etwas an die späten Talk Talk ( bis der Gesang beginnt)
Von mir ne 8-9/10
Musikvermittlungsbüro
2019-03-26 00:02:33 Uhr
Hintergrundmusik für die Influencer Vlogs

Watchful_Eye

User

Postings: 2773

Registriert seit 13.06.2013

2019-03-25 19:18:26 Uhr
Hab noch keine abschließende Meinung zu dem Album, aber das Sounddesign ist echt beeindruckend.

Das Album ist teilweise arg subtil und unaufdringlich. Es sind nicht wirklich "Songs", sondern eher vielspurige Klanggebilde. Trotz der weitgehenden Abstinenz von Bombast und großen Melodien kann man nicht sagen, dass dort nicht viel passieren würde. Ich empfehle einen Kopfhörer.
_________

"Dass manche Leute im Jahre 2019 immer noch auf diese generischen Elektro-Baukasten Beats mit Emo-Gesang stehen... "

Ich bekenne mich schuldig. :3
Nächster Checker
2019-03-25 18:52:36 Uhr
Nur du bist natürlich längst weiter und hörst Bausa.
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