Tedeschi Trucks Band - Signs

Concord / Universal
VÖ: 15.02.2019
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Mit Liebe zur Aktion
Da ist es wieder, das uramerikanische Musikerkollektiv Tedeschi Trucks Band, welches Blues, Soul und Southern Rock zu einer gefühlvollen Seelenschmeichelei verrührt. Dabei hatten sie in den letzten Jahren schwer zu tragen, zahlreiche Verluste an Freunden, Verwandten und Wegbegleitern mussten beklagt werden. Dazu kommt eine soziokulturelle Stimmung in der Heimat, die bei Tedeschi Trucks Band erst für Verblüffen, dann für kämpferische Regungen sorgte. Mit aller Gospel-Power geht dann auch der Opener vom neuen Album "Signs" an den Start, die Lead Vocals werden quer durch die Bandbesetzung rumgereicht und eines ist klar: Die Zeit, vom Rande aus das Dilemma zu beobachten und aus sicherer Position heraus zu kommentieren, ist vorbei. Die Gitarren bieten einen süffigen Untergrund für feurig ausatmende Bläser, der Groove stachelt an, wuchtet aber auch eine gewichtige Pfundigkeit mit sich herum, Kraft, Emphase und Aktion verbünden sich zu einem Mitmach-Crash-Kurs in engagierter Bürgerpflicht.
Doch dies ist nur ein Aspekt dieser Platte. Die Courage, loyal und treu eine Beziehung zu dem nächststehenden Menschen aufzubauen und zu pflegen, ist genau so wichtig. "I'm gonna be right there / Through the tears and all the rage", heißt es in "I'm gonna be there" – wenn man so will, auch ein kleiner Schlachtruf. Die Musik dazu ist gewohnt kraftvoll. Streicher, Gitarren, Bläser, alle greifen mächtig aus, doch der kratzige Soul in Susan Tedeschis Stimme sorgt trotz aller Power für eine gewisse Zartheit. Das sehnsüchtige "When will I begin" hat als geistigen Vater wie so manch anderer Song hier scheinbar den Klassiker "Unchained melody", dessen Gleichzeitigkeit von emotionaler Zerbrechlichkeit und melodischer Strahlkraft selbstbewusst von Tedeschi Trucks Band angepeilt wird. Natürlich ist man bei solchen Vorbildern zutiefst retro, vor 50 Jahren wäre dieses Album auch nicht aus der Reihe gefallen. Mit dem Funk-Shuffle von "Walk through this life" hätte man wohl damals schon gepunktet, das Aretha-mäßige Auftürmen der Stimme vor dem Refrain wäre wohl ein weiteres Plus gewesen.
Es ist schön zu beobachten, wie Tedeschi Trucks Band die Gewichtung ihrer Songs je nach Notwendigkeit verlagert, ohne jedoch aus dem übergeordneten Bezugssystem der tradierten Musikstile auszubrechen. Die nächtlich eingefärbte Folkballade "Strengthen what remains" spielt da genauso ihren Part wie der mächtige Rocker "Still your mind", welcher ein brachiales Donnerwetter in fünf Tönen ablässt Und wenn man sich in "Hard case" gleichzeitig im Detroit der Sechziger und in Nashville wähnt, merkt man endgültig, wie versiert diese Band das musikalische Erbe zusammenknotet. Das an fransigen Garagen-Rock angelehnte Intro von "Shame" weitet sich zu einem kämpferischen Preacher-Soul aus, der mit kantigem Rhythmus im Refrain eine Härte einfließen lässt, die andernorts, so im psychedelischen Schlafzimmer-Americana von "All the world", mit Zärtlichkeit verarztet wird. Es mag ja sein, dass nun nicht nur für dieses Kollektiv die Zeit des Aufruhrs und Widerstandes gekommen ist. Grundlage dafür bleibt aber immer noch die Liebe im engsten Umfeld, diesen Schluss lässt jedenfalls dieser liebestrunkene Kampfaufruf zu.
Highlights
- I'm gonna be there
- Still your mind
- Hard case
Tracklist
- Signs, hight times
- I'm gonna be there
- When will I begin
- Walk through this life
- Strengthen what remains
- Still your mind
- Hard case
- Shame
- All the world
- They don't shine
- The ending
Gesamtspielzeit: 46:28 min.
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Referenzen
The Marcus King Band; Anders Osborne; Allman Brothers Band; The Derek Trucks Band; Gov't Mule; Chris Robinson Brotherhood; Little Feat; The Wood Brothers; St. Paul & The Broken Bones; The Teskey Brothers; Durand Jones & The Indications; Lake Street Dive; The Arcs; Dan Auerbach; Black Joe Lewis & The Honeybears; Jason Isbell; Gary Clark Jr.; Left Lane Cruiser; Benjamin Booker; Son Little; Nathaniel Rateliff & The Night Sweats; Fantastic Negrito; The Record Company; Joni Mitchell; Carole King; Carly Simon
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