Oozing Wound - High anxiety
Thrill Jockey / Rough Trade
VÖ: 15.03.2019
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Die sind hin
Es gibt da diese Aussage von Zack Weil, Frontmann der Chaostruppe Oozing Wound, die vieles klarer macht: "Der Glaube, alles zu ernst nehmen zu müssen, ist eine Garantie dafür, dass nur Scheiße dabei herauskommt." Tja, hört man Oozing Wounds neues Album "High anxiety", kann man bestätigen, dass die Band aus Chicago definitiv nicht in diese Falle getappt ist. Denn wenn in diesem Zirkeltraining aus Sludge, Thrash und Noise-Rock auch ein nihilistischer Gestus dominiert, hatten Oozing Wound sichtlich jede Menge Spaß bei der Ausführung. "Surrounded by fucking idiots" gönnt sich 17 Sekunden, bis das Stück von allen guten Geistern verlassen scheppert und ballert. Weil hat bei der Morgenwäsche eine Packung Rasierklingen verschluckt und geifert dementsprechend kaputt seine Vocals ins Becken. Dabei macht die Rhythmusgruppe so tadellos Druck, dass man sich gegen eine imaginäre Wand gedrückt fühlt. Dieses sturmgeflutete Weltuntergangskommando kommt dabei unheimlich tight auf den Punkt, obwohl es sich nicht nur in diesem Songs Variationen in Tempo und Stimmung erlaubt.
"Filth chisel" ruft direkt zu Beginn den hyperventilierenden Grabenkampf aus, die unnachgiebig schmirgelnden Riffs sitzen Huckepack auf einem Schlagzeug, das seinen Waffenschein kürzlich wegen Missbrauch abgeben musste. Und trotzdem brettern Oozing Wound auch hier nicht wirr und wild bis zum Ende durch, vielmehr stürzt sich der Song in einen breit aufgestellten, von repetetiven Riffschleifen bevölkerten Groove, der aus dem panischen Moment eines Herzinfarktes eine alptraumhafte Endlosschleife macht. Das Trio könnte es sich leicht machen und seine hochexplosive Mischung in wüst heruntergebrannte Zweiminüter packen, doch geht es ihnen auch um Komplexität und Variantenreichtum.
Das achtminütige Opus Magnum "Birth of a flat earther" ist da zum Beispiel nur eine Handbreit vom Doom entfernt und wälzt sich schmerzgeplagt von einer Seite auf die andere, während die Gitarrenpirouetten zu Beginn von "Die on Mars" eher an klassischen Metal oder Heavy Rock gemahnen. In "Riding the universe" wiederum liefern sich Bass, Gitarre und Schlagzeug ein chaotisches Wettrennen, wo mal der eine, mal der andere eine Nasenspitze vorne liegt. Ooozing Wound betten also immer wieder Momente der Abwechslung in ihre hochexplosiven Schussfahrten ein, die ein entferntes Interesse an proggigen Strukturen erahnen lassen, ohne jedoch in deren leicht akademischem Mief zu versanden. Denn diese Musik ist gefährlich, schlägt dem unvorsichtigen Hörer auch mal einen Zahn aus und ist generös im Verteilen von Backpfeifen. Platt oder allzu simpel sind diese Songs jenseits der geistigen Gesundheit jedoch nie, denn ihnen wohnt immer eine große kompositorische Beweglichkeit inne. Dass Oozing Wound ihre Abrisskampagne auch nur eine Sekunde zu ernst nehmen, denkt man dabei zum Glück nie.
Highlights
- Filth chisel
- Die on Mars
- Birth of a flat earther
Tracklist
- Surrounded by fucking idiots
- Filth chisel
- Tween shitbag
- Die on Mars
- Birth of a flat earther
- Riding the universe
- Vein ripper
Gesamtspielzeit: 33:42 min.
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